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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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schließlich in den Safe gelegt, der in einem der Schränke im Ankleidezimmer angebracht war, da ich keinen anderen passenden Platz dafür wusste, dann noch etwas Wasser getrunken und mich wieder ins Bett gelegt, aber die Geschichten von Magnus und Jackson hatten mir nicht aus dem Kopf gewollt. Ich hatte Magnus Angst vor der Chronik immerhin besser verstehen können, jetzt, wo ich ein wenig mehr über seine Vergangenheit wusste: Er war heute groß, selbstbewusst, stark und wurde bestimmt nur ungern an eine ferne Zeit erinnert, in der er so schwach und verletzlich gewesen war - und noch schlimmer, wirklich sehr verletzt worden war. Er hatte nicht darüber sprechen wollen, hatte sich geschämt, das war vollkommen nachvollziehbar.
    Jackson dagegen hatte sich komplett anders verhalten, was ich nicht recht in meinen Kopf bekam: Er hatte mit dem ganzen Dreck unbedingt rausrücken wollen, zumindest war das mein Eindruck gewesen. Aber was hatte er damit erreicht? Okay, ich war mir danach wirklich ziemlich sicher gewesen, dass mein Lebenslauf vergleichsweise harmlos war, aber das Ganze war trotzdem kein 'Quid pro Quo' gewesen: Jackson hatte sich und Magnus vergleichsweise schwer verletzt, um meine kleine Wunde zu heilen, er hatte viel mehr Preis gegeben. Irgendwie war ich das Gefühl nicht losgeworden, dass er genau das hatte tun wollen, nur das Warum war mir auch nach stundenlangem nächtlichem Grübeln hartnäckig verborgen geblieben.
    Das Frühstück stand schon im Wohnzimmer, als ich nach einer langen und heißen Dusche am Morgen aus dem Bad kam: Der Zimmerservice rollte den Servierwagen jeden Morgen um Punkt neun hinein. Wie immer war in den Schalen und Schüsseln mehr als genug Essen für eine ausgehungerte Großfamilie angehäuft, wie immer nahm ich mir nur ein Croissant und goss mir Kaffee und Saft ein. Doch anders als sonst steckte heute keine rote Rose in der obligatorischen, goldverschnörkelten Vase, sondern eine weiße, ich strich bewundernd über ihre samtigen, taufeuchten Blütenblätter.
    Und noch etwas Ungewohntes entdeckte ich: eine Schmuckschatulle, ein wenig größer als die, in der gestern Abend dieser schwere Goldring mit dem Schwingenkreuz gesteckt hatte (mit dem ich nach wie vor fremdelte und den ich trotzdem nach wie vor trug, einfach aus Höflichkeit und angesichts der heutigen Kreuzritter-Vollversammlung). Ich stellte meine Tasse zurück und öffnete die Schachtel - ein kleiner Briefumschlag mit meinem Namen in altmodischer, geschwungener Schrift darauf, darunter eine dicke Schicht Samt. Ich war neugierig, was unter dem Stoff zum Vorschein kommen würde, zwang mich jedoch, zuerst den Brief zu lesen. Er war denkbar kurz: 'Nur geliehen, nur für Notfälle', las ich, unterschrieben mit 'Jackson'. Ich runzelte die Stirn - was bitte wollte er mir für welche Notfälle leihen? Ich hob den Samt an und musste lachen: Es war natürlich ein Autoschlüssel, zum Verwechseln ähnlich dem, der zuhause an meinem Schlüsselbund hing. Jackson hatte mir ein Auto besorgt!
    Ich zog Schuhe an und schnappte mir die Zimmerkarte, ließ Kaffee und Saft stehen - der Wagen stand bestimmt in der Tiefgarage, und ich wollte ihn mir auf jeden Fall kurz anschauen, bevor ich mich dann für das heute anstehende Kennenlernen der restlichen Kreuzritter anziehen musste.
    "Bin gleich wieder da!", rief ich meinem unsichtbaren Bewacher im Zimmer gegenüber durch die geschlossene Tür zu, dann fuhr ich mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage des Hotels.
    Sie bestand aus zwei gut gefüllten Räumen, von denen jeder etwa dreißig Autos fasste. Ich zielte mit dem Audi-Schlüssel auf einen ziemlich dreckigen A3, einen knallroten A2 mit Kruzifix am Spiegel und in leiser Hoffnung auf einen dunkelgrauen A5, doch keines der Autos reagierte, also ging ich in den nächsten Raum. Hier waren die Boxen breiter und durch Mauern von einander getrennt - ich musste ihre Reihen ablaufen, weil der Beton das Funksignal wegfilterte.
    Ich bewunderte einen Ferrari, lächelte über eine hässliche, quietschgelbe Corvette, versuchte mein Glück bei einem weiteren A3 - und blieb wie vom Blitz getroffen stehen, als neben mir endlich ein dezentes Fiepsen den Empfang meines Schlüsselsignals bestätigte. Es war kein TT, wie ich angesichts des Schlüssels vermutet hatte - es war sein großer, böser Bruder, ein R8. Flach und mit herrlich grimmigem Grinsen hockte er geduckt in seiner Box, als lauere er auf unbedachte Beute, sein weißer Lack schimmerte im kalten Licht der

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