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Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Titel: Die fabelhafte Miss Braitwhistle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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herumgezupft und -gezerrt. Polly hat sie die Bluse in den Rock gestopft und Molly die Strümpfe hochgezogen. Clemens hat sie die Hosenbeine runtergekrempelt, und zu mir hat sie gesagt, ich soll meine Schuhe ordentlich zubinden. Aber Aki erwischte es am schlimmsten. Sie hat einen Kamm genommen und versucht, einen Scheitel in seine Locken zu ziehen. Das hat nicht funktioniert, da hat sie sich in die Hand gespuckt und ist ihm damit über die Haare gefahren, danach lagen sie flach wie ein Brett am Kopf.
    Dann machte sie ein paar Schritte zurück, schaute uns an und zog eine Augenbraue hoch. »So kann ich nicht vorstellen euch, no way!« Wir wussten nicht, was sie meinte, nur dass wir einen Bärenhunger hatten.
    »Wann gibt’s denn was zu essen?«, hat Max gefragt. »Ich falle gleich tot um.«
    »Und dann du liegst als Leiche auf dem Rasen, no chance!«
    Miss Braitwhistle hat ihre Tasche geöffnet und darin herumgewühlt. Dann hat sie etwas herausgezogen. Einen roten Mantel mit so weißem Puschelfell am Kragen. Es sah auswie der Mantel vom Weihnachtsmann. Aber er hat ihr wohl nicht gefallen, denn sie hat den Kopf geschüttelt und ihn wieder zurückgestopft. Dann hatte sie plötzlich eine Jacke in der Hand. Sie war dunkelgrün, hatte goldene Knöpfe und auf der Brusttasche so eine Art Wappen. Miss Braitwhistle hat die Jacke von allen Seiten betrachtet und leise durch die Zähne gepfiffen. »Perfect, that will do it.«
    Wir wussten immer noch nicht, was sie vorhatte, doch dann rief sie Pauline nach vorn, und die musste die Jacke anziehen.
    »Passt!«, hat sie gesagt.
    »Passt!«, hat auch Pauline gesagt.
    Und dann ging es ruck, zuck: eine grüne Jacke nach der anderen holte sie aus ihrer Tasche, und wir mussten sie anziehen. Sie haben alle gepasst. Sogar Clemens mit seinen langen Armen und Max mit seinem dicken Bauch.
    »You’re looking great, children«, hat Miss Braitwhistle gesagt. »Ihr seht aus wie Schuler von private Schule, sehr teuer.«
    Ich fand nicht, dass wir teuer aussahen, eher komisch. Besonders Hugo, der ist in seiner Jacke rumstolziert wie ein aufgeblasener Pfau.
    »Und was ist mit Polly?«, hat Molly gefragt und ihre Puppe hochgehalten.
    »Und was ist mit Molly?«, hat Polly gefragt und auch ihre Puppe hochgehalten.
    Die Puppen hatten natürlich keine grünen Jacken an.
    »Well«, hat Miss Braitwhistle gesagt und wieder in ihrer Tasche gewühlt. »Die sollten passen.« Sie hat Molly zwei Puppenjacken gegeben, die genauso aussahen wie unsere, nur kleiner.
    »Süß, goldig!«, haben die beiden gekreischt. Aber dann meinte Polly, dass Mollys Jacke grüner sei, und Molly sagte, Pollys Knöpfe seien goldener, und sie haben sich wieder gegenseitig ihre Puppen auf den Kopf gehauen.
    Und Hugo fing an zu jammern: »Die Jacke juckt! Ich hab eine Allergie gegen Schafwolle.«
    Und Clemens meinte, dass die Farbe von seinem Schal nicht zu dem Grün der Jacke passen würde.
    Miss Braitwhistle hat wieder gepfiffen und gesagt, dass wir uns benehmen und ihr folgen sollen. Dann ist sie so schnell auf das große Haus zugelaufen, dass wir kaum hinterhergekommen sind. Wir mussten ja auch noch die Stühle tragen, die konnten wir ja schlecht mitten in der Pampa stehen lassen.
    »Was machen wir jetzt da?«, hab ich Aki gefragt.
    »Keine Ahnung«, hat Aki gesagt. »Ich hoffe, wir kriegen wenigstens was zu trinken.«
    »Bestimmt nicht«, hat sich Clemens eingemischt. »Das sieht aus wie ein Museum und im Museum gibt’s nie was zu trinken. Höchstens Filzpantoffeln, die einem zu groß sind und die nach Käse stinken.«
    Auf der Stelle hab ich einen riesigen Durst gekriegt.
    Dann sind wir an einem großen Tor angekommen. Es hat aber keine Klingel gegeben, nur einen altmodischen Klopfer, der aussah wie der Kopf von einem Hund, den man zusammengepresst hat.
    Miss Braitwhistle hat den Presskopf in die Hand genommen und fallen gelassen. Es hat ordentlich gedröhnt.
    Nach einer Weile ist die Tür aufgegangen, und es stand ein Mann da in einer gestreiften Weste und einer Bügelfalte in der Hose, an der man sich hätte schneiden können.
    »Mylady?«, hat er gefragt, und es klang, als ob er Schnupfen hätte.
    »We are coming to see Lady Prudence«, hat Miss Braitwhistle gesagt.
    »We?« Der Typ hat uns angeschaut und dabei die Oberlippe hochgezogen, als ob er was Unangenehmes riechen würde.
    »Was hat der denn? Ist ihm schlecht?«, hat Aki gefragt, aber ehe Miss Braitwhistle etwas sagen konnte, haben wir lautes Bellen gehört, und ein

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