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Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Titel: Die fabelhafte Miss Braitwhistle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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gelächelt, aber nur kurz. Dann hat sie uns angeschaut und gefragt: »Was steht auf dem Programm?«
    Schon fuhr Hugos Arm in die Höhe, aber Clemens hat ihm schnell den Mund zugehalten, damit er nicht »Deutsch« sagen konnte, denn darauf hatten wir keine Lust. Da meldete sich Henni. Das ist bestimmt das allererste Mal gewesen seit der Einschulung, wo sie ihren Arm heben musste, als ihr Name aufgerufen worden ist. Immerhin war nicht zu befürchten, dass sie sagen würde, was auf dem Stundenplan stand. Sie hatte ihren gleich am Anfang vom Schuljahr verloren.
    »Miss Bratwie–, äh, Miss Braitwhistle, mein Vater hat gesagt, ich soll Sie fragen, wie man einen Plumpudding macht. Weil Sie doch Engländerin sind.«
    Plumpudding? War das was zu essen? Das hatte ich ja noch nie gehört. Ich hab Aki angeschaut und Aki hat mich angeschaut. Dann hat er mit den Schultern gezuckt. »Klingt irgendwie nicht, als ob’s schmeckt.«
    »Was ist ein Plumpudding?«, wollte Annalisa wissen.
    »Oh, Plumpudding ist sehr, sehr kostlich«, hat Miss Braitwhistle gesagt. »Kein christmas ohne Plumpudding.«
    »Weihnachten?«, fragte Pauline. »Weihnachten isst man doch keinen Pudding.«
    »Plumpudding ist kein deutsches Pudding. Kein wabbeliger Brei, ein saftiger Kuchen, that’s it.«
    Das klang gut und ich hab sofort Hunger bekommen.
    »Was ist denn drin im Kuchen?«, hat Max gefragt und schon ganz gierig geguckt.
    »Mandeln, Rosinen, Zuckerkirschen …«
    »Lecker!«, hat Polly geseufzt.
    »Lecker!«, hat auch Molly geseufzt.
    Miss Braitwhistle hat ihre Tasche aufgemacht und hineingeschaut. »Durch Zufall hab ich alles dabei, was man braucht, um zu backen echten englischen Plumpudding. Gibt es Kuche hier in der Schule?«
    »In der Schule gibt es keinen Kuchen, das ist verboten!«, hat Hugo gerufen.
    »Idiot, sie kann doch kein Ü sprechen, sie hat natürlich Küche gemeint«, hat Aki gesagt und Hugo einen Vogel gezeigt.
    Es gibt eine Küche in unserer Schule. Letztes Weihnachten, als wir noch in der dritten Klasse waren, wollte Frau Taube da mit uns Weihnachtsplätzchen backen. Das ist aber gründlich schiefgegangen. Annalisa ist ihre rosa Haarschleife in den Teig gefallen. Aki wollte ihr helfen, sie zu suchen, dabei spritzte der Teig überall hin, und als wir Plätzchen ausstechen sollten, war kein Teig mehr da. Hugo hat dann im Schrank eine Tüte mit Mehl gefunden und wir haben neuen Teig gemacht. Der roch auch komisch und wir kriegten ihn nicht aus der Schüssel. Es ist nämlich gar kein Mehl gewesen, sondern Gips. Den Gips hatte Herr Pommerenke in den Schrank gestellt, weil er ein Loch in der Wand damit zuschmieren wollte. Hugo konnte in der dritten Klasse noch nicht lesen. Kann er bestimmt immer noch nicht richtig. Frau Taube hat Max dann ins Krankenhaus gebracht, weil er trotzdem von dem Teig gegessen hat und sie Angst hatte, dass der Gips in seinem Magen genauso fest werden würde wie in der Schüssel. Wir waren dann ziemlich lange alleine in der Küche und haben neuen Gips angerührt, weil Clemens meinte, man könnte damit Abdrücke von Händen und Köpfen machen. Wir wollten das an Hugo ausprobieren, aber das war keine gute Idee, denn wir haben den Gips nicht mehr aus seinen Haaren bekommen und sie mussten abgeschnitten werden.
    Na ja, es hatte also ziemlichen Ärger gegeben, und seither ist die Küche abgeschlossen und es darf sie keiner mehr benutzen.
    »Wir haben eine Küche, aber die ist immer zu«, hat Pauline gesagt. »Den Schlüssel hat Herr Pommerenke und der gibt ihn nicht her.«
    Miss Braitwhistle hat ihr Schlüsselbund geschwenkt. »No problem, ich habe Generalschlussel.«
    Sofort sind wir alle aufgesprungen, Hugos Stuhl ist umgefallen, die Puppenzwillinge konnten sich nicht einigen, ob ihre Puppen mit zum Backen kommen sollten, und Henni hat die ganze Zeit gefragt: »Was machen wir? Wo gehen wir hin?« Es war ein ziemlicher Lärm.
    Miss Braitwhistle hat den Finger an den Mund gelegt. »Shush! Oder wollt ihr, dass kommt Frau Sauermann?«
    Das war wirklich das Letzte, was wir wollten. Wir sind so leise aus der Klasse geschlichen und die Treppe hoch in den ersten Stock, als ob wir irgendwo einbrechen wollten. Aber es war ja kein richtiger Einbruch, schließlich hatte unsere Lehrerin einen Schlüssel.
    Dummerweise passte der aber nicht. Unsere Schule ist zwar sehr alt, aber die Schlösser sind alle neu, nur nicht das von der Küche. Das war dann viel zu groß für den Generalschlüssel.
    Miss Braitwhistle hat eine

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