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Die facebook-Falle

Die facebook-Falle

Titel: Die facebook-Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Adamek
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hinweist.«
    Irgendwie eine merkwürdige Vorstellung in einem algorithmischen Speichersystem. Die Passage zur Werbung beantwortet meine Frage bezüglich Daimler schon eher, verspricht Facebook mir doch dort, ohne meine Zustimmung keine personenbezogenen Daten an Dritte weiterzureichen. Aber Facebook wäre nicht Facebook, folgte nicht die nachstehende Erklärung:
    »Zwar geben wir deine Informationen nicht ohne deine Zustimmung an Werbetreibende weiter, doch wenn du auf eine Werbeanzeige klickst oder anderweitig mit einer Werbeanzeige interagierst, kann der Werbebetreibende ein Cookie in deinem Browser hinterlegen und feststellen, ob die Werbeanzeige seinen Auswahlkriterien entspricht.«
    Damit wäscht das Unternehmen seine Hände in Unschuld, denn ich bin selber schuld, wenn ich noch einmal auf die Daimler-Seite klicke. Daimler weiß dann schon, ob die Werbung
auf Facebook den Richtigen erwischt hat. Immerhin kann jeder Facebook-Nutzer mit Hilfe der Werbung berühmt werden – zumindest auf Facebook. Denn sein Bild und sein Name dürfen in »umfeldorientierten Werbeanzeigen« verwendet werden. Wenn ich auf Facebook eine Vorliebe geäußert habe, »können wir deinen Namen und dein Profilbild neben einer Werbeanzeige für diese Seite einblenden, die deinen Freunden angezeigt wird«. Daimler könnte über Facebook sogar an meine Kontonummer gelangen. Denn wer auf Facebook das bezahlpflichtige Spiel Farmville spielt – was viele tun –, der gibt seine Kontodaten an. Und die behält Facebook:
    »Gegebenenfalls speichern wir die Einzelheiten über von dir auf Facebook durchgeführte Transaktionen oder Zahlungen. Wenn du nicht möchtest, dass wir die Kontonummer deiner Zahlungsquelle speichern, kannst du diese auf deiner Zahlungsseite entfernen. «
    Was einmal mehr mit gehörigem Aufwand verbunden ist. Ich will damit übrigens keineswegs sagen, dass Facebook Daimler meine Kontonummer mitteilen würde, aber Facebook könnte es tun.
    Ich lese weiter und bin überrascht, wie offen und umfassend mich der Facebook-Konzern über meine eigene Überwachung aufklärt:
    »Wir verfolgen einige deiner Handlungen auf Facebook, beispielsweise, wenn du Verbindungen hinzufügst (auch wenn du einer Gruppe beitrittst oder einen Freund/eine Freundin hinzufügst),
ein Fotoalbum erstellst, ein Geschenk verschenkst, einen anderen Nutzer anstupst, zu erkennen gibst, dass dir ein Beitrag ›gefällt‹, an einer Veranstaltung teilnimmst oder eine Anwendung autorisierst.«
    Das überrascht mich jetzt nicht mehr. Aber der folgende Satz macht mich wirklich nachdenklich:
    »In manchen Fällen gilt es auch als Aktivität, wenn du uns Informationen oder Inhalte übermittelst. Wenn du zum Beispiel ein Video mit anderen teilst, dann kann es geschehen, dass wir zusätzlich zur Speicherung des tatsächlich hochgeladenen Inhalts auch die Tatsache protokollieren, dass du das Video mit anderen geteilt hast.«
    Wenn ich den »Gefällt-mir«-Button anklicke, ist mir vollkommen klar, dass ich damit an einer Abstimmung teilnehme, aber möglicherweise begebe ich mich damit bei Facebook auf gefährliches Terrain. Angenommen, ich schicke einem Freund einen Link zu einem kritischen Video über ein von US-Söldnern in Bagdad verübtes Massaker oder zur Homepage einer von der CIA finanzierten Firma, dann speichert Facebook auch diese Inhalte. Und wenn es sich um eine Firma handelt, die im Auftrag der CIA soziale Netzwerke wie Facebook auswertet, erfährt wiederum die CIA von meinem Link (siehe Kap. 4 »Facebook im Netz der Interessen«). Und wenn ich das tue, was wir alle in Zukunft tun werden, nämlich das Internet mobil nutzen, ist Facebook auch darüber im Bilde: Der Konzern registriert, wo ich mich aufhalte und welche Websites ich von welchem Gerät aus besuche: »Wenn du über einen Computer, ein
Handy oder ein anderes Gerät auf Facebook zugreifst, sammeln wir u. U. von diesem Gerät Informationen über deinen Browsertyp, deinen Standort, deine IP-Adresse und die Seiten, die du besuchst.«
    Hier lässt uns das soziale Netzwerk in eine unausweichliche Falle laufen. Denn der Vorteil des freien Internets – die Rückverfolgung von Quellen und die direkte Dokumentation von Ereignissen durch Videos als Teil meiner persönlichen Botschaft an einen Freund – wird in sein Gegenteil verkehrt. So als würde jemand nicht nur den von mir verschickten Brief, sondern auch die ihm beiliegenden brisanten Fotos registrieren.
    Ein paar Sätze möchte ich noch über die

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