Die Fackel der Freiheit
was ihr Vorgesetzter soeben gesagt hatte. Zwei oder drei Sekunden lang blieb sie reglos so sitzen, dann zuckte sie mit den Schultern.
»Rein militärisch betrachtet bin ich ganz Ihrer Meinung, Sir. Und ich halte es für möglich, dass sich jemand angesichts dessen, was im Verdant-Vista-System passiert ist, nachdem uns das System entglitten ist, vor den Kopf gestoßen fühlt. Aber ich denke, der entscheidende Faktor hier ist in vielerlei Hinsicht die Sorge darüber, was die Mantys letztendlich über die Wurmloch-Brücke in Erfahrung bringen könnten.«
»Die werden überhaupt nichts in Erfahrung bringen, was ihnen irgendetwas nutzen würde, Addie«, gab Trajan zurück. »Abgesehen davon haben sie bereits alles herausgefunden, was sich von ihrer Seite der Brücke aus nur in Erfahrung bringen lässt, sonst hätten sie niemals ihr Vermessungsschiff nach SGC-902 hindurchgeschickt. Und wir wissen ja alle, was ihnen das genutzt hat.«
Er verzog das Gesicht, und Granger und Nyborg taten es ihm gleich. Hasselberg hingegen zuckte nur mit den Schultern.
»Ich gebe zu, dass das ... unschön war, Sir«, sagte der Stabschef. »Aber es lag eindeutig innerhalb der Verfahrensrichtlinien und den Anweisungen von Commodore Ganneau.«
»Beides weiß ich, Niklas.« Trajans Stimme klang deutlich frostiger als sonst im Gespräch mit Hasselberg. »Aber ich weiß auch, dass es nur ein einzelner Kreuzer war - und dazu auch noch ein praktisch völlig veraltetes Modell -, und dass Ganneau dort ein ganzes Schlachtkreuzer-Geschwader positioniert hatte, von denen zwo schon in Stellung gegangen waren und ganz genau wussten, wo ein Besucher, der vom anderen Ende hereinkommt, auftauchen musste. Glauben sie wirklich, ein Manty-Skipper wäre dämlich genug, sich auf einen Kampf mit acht Schlachtkreuzern einzulassen, die schon bereitstehen, sein Schiff in eine Plasmawolke zu verwandeln? Ganneau hatte durchaus die Möglichkeit, sie zur Kapitulation aufzufordern, er hat sich lediglich geweigert, diese Möglichkeit auch zu nutzen.«
»Ich verteidige mitnichten seine Entscheidung, Sir«, betonte Hasselberg. »Ich sage nur, dass er innerhalb der bestehenden Befehle gehandelt hat. Und wahrscheinlich schadet es auch nicht, im Hinterkopf zu behalten, wer seine Schwägerin ist.«
Angesichts dieser Anmerkung legte Trajan die Stirn in Falten. Aber es ist typisch Hasselberg, das aufs Tapet zu bringen, dachte er. Der Mann war so unbeugsam - um nicht zu sagen: streitlustig -, wie man es sich nur vorstellen konnte. Und er war eindeutig kein Freund davon, jemals ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Selbst wenn es nicht gerade sonderlich diplomatisch war, seinen Admiral daran zu erinnern, dass Commodore Jérôme Ganneaus Gemahlin Assuntina die jüngste Schwester von Flottenadmiral Chiara Otis war, der Chefin des Admiralstabs der Mannerheim System-Defense Force.
Doch ob nun diplomatisch oder nicht: Hasselbergs Verhalten war zugleich auch ein Zeichen dafür, wie viel Vertrauen er den anderen Offizieren entgegenbrachte, die hier zusammen mit ihm am Tisch saßen. Es war höchst unwahrscheinlich, dass seine Bemerkung bei Flottenadmiral Otis Zorn hervorgerufen hätte - aber darum ging es hier auch gar nicht.
»Er mag ja Admiral Otis' Schwager sein«, sagte Captain Granger, »aber das ist nicht derjenige, der auf seinen Hintern aufpasst.«
»Selbstverständlich nicht, Ma'am«, stimmte Hasselberg zu. »Das macht Admiral Kafkaloudes. Und das ist bedauerlicherweise praktisch das Gleiche.«
»Ich denke, wir sollten das Gespräch in eine andere Richtung steuern«, warf Trajan ruhig ein. Die anderen blickten ihn an, und er zuckte mit den Schultern. »Ach, ich will ja nicht dem, was hier gerade gesagt wurde, in irgendeiner Weise widersprechen. Andererseits hat es nur wenig Sinn, irgendetwas zu diskutieren, bei dem sowieso alle der gleichen Meinung sind. Und über den Chef des Admiralstabs zu diskutieren, und über die kleinen ... Launen« - er warf Granger ein kurzes Lächeln zu, als er ihren eigenen Ausdruck wiederaufgriff - »die sie oder zumindest ihr Stabschef haben mögen, ist nicht einmal unter Freunden produktiv. Zugleich ist es auch nicht diplomatisch und der allgemeinen Disziplin auch nicht zuträglich.«
Kurz erwiderte Granger seinen Blick, und ihre graugrünen Augen verrieten immense Sturheit. Dann holte sie tief Luft, nickte knapp, lehnte sich in ihren Sessel zurück und griff nach dem Weinglas.
In Wahrheit, so ging es Trajan durch den Kopf, waren Kafkaloudes
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