Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Schultern hielt. Der Mann bluffte genauso wie er.
    »O’Hanlon«, sagte er einen zufällig ausgewählten Namen dahin. »Peter O’Hanlon. Kennt Ihr ihn?«
    »Nein, leider nicht.«
    »Nun, das macht nichts. Ich danke Euch, dass Ihr Euch etwas Zeit für mich genommen habt, Sir.« Jamie beugte sich vor, um aufzustehen. Er hatte seine Aufgabe erfüllt. Er hatte herausgefunden, dass es eine Verbindung zwischen dem irischen Gedicht und Siverly gab und dass es eine geheime Bedeutung hatte – und er hatte Siverlys Aufmerksamkeit erfolgreich auf sich gelenkt, das war gewiss. Der Mann sah ihn an wie ein Wolf mit der Beute im Visier.
    »Wo habt Ihr Euer Quartier, Mr Fraser?«, fragte er. »Vielleicht finde ich ja noch etwas heraus, das Euch helfen könnte. Falls Ihr immer noch daran interessiert seid, mehr über Eure Verse in Erfahrung zu bringen?«
    »Oh, aye, Sir, das bin ich. Ich wohne im Dorf, in Beckett’s Pub. Vielen Dank, Sir.«
    Er erhob sich und verneigte sich vor Siverly, dann durchquerte er das Zimmer, um das Papier vom Kaminsims zu nehmen. Er hörte, wie sich Siverly hinter ihm erhob und sagte: »Keine Ursache, Mr Fraser.«
    Die Reflexe eines Mannes, der schon oft erlebt hatte, dass man versuchte, ihn umzubringen, retteten ihn. Jamie hörte, wie der Mann scharf einatmete und fuhr zur Seite, als die Keule genau dort niedersauste, wo sich sein Kopf befunden hatte, und so heftig auf das hölzerne Kaminsims prallte, dass die Splitter flogen.
    Siverly stand zwischen ihm und der Tür. Jamie senkte den Kopf, ging auf den Mann los und rammte ihm den Schädel vor die Brust. Siverly stolperte rückwärts, traf einen kleinen Tisch und schleuderte ihn in einem Regen aus gezuckerten Veilchen durch das Zimmer, während die Sammlung kleiner Schmuckgegenstände auf den Boden prasselte.
    Jamie hielt auf die Tür zu, machte aber impulsiv kehrt, ergriff das Blatt Papier, das zu Boden gesegelt war, und schob Siverly die Bank in den Weg, gerade als der Mann mit mörderischem Blick erneut auf ihn losging. Er hatte die Keule wieder in der Hand und schwang sie. Jamie wich tänzelnd zurück und wurde von einem Hieb auf die Schulter getroffen, der ihm den Arm bis in die Fingerspitzen betäubte.
    Jamie packte den Kerzenständer und hieb nach Siverlys Kopf, während die Kerzen zu Boden polterten und rauchend erloschen. Schritte rannten durch den Flur – die Dienstboten kamen.
    Ohne zu zögern, sprang Jamie auf ein Tischchen am Fenster, zertrat die Scheibe und katapultierte sich durch das entstandene Loch, wobei ihn ein letzter, unwürdiger Hieb auf den Hintern traf.
    Halb rannte, halb humpelte er mitten durch den Garten und zertrampelte Rosen und Blumenbeete. Wo war sein Pferd? Hatte der Pförtner es in den Stall gebracht?
    Nein. Es war mit dem Zügel an einen Balken vor der Pförtnerloge gebunden. Er stopfte sich das zusammengeknitterte Blatt Papier in den Rock, löste mit einer Hand den Knoten und dankte der Mutter Gottes, dass Siverly ihn rechts getroffen hatte. Die Taubheit ließ zwar allmählich nach, doch noch kribbelnde Blitze durchfuhren seinen rechten Arm und ließen seine Finger zucken, die dadurch so gut wie nutzlos waren. Seine gute Linke war glücklicherweise unbeeinträchtigt, und bevor der Pförtner begriffen hatte, dass etwas nicht stimmte, hatte er sich auf das erschrockene Pferd geschwungen und trabte über die Straße auf das Dorf zu.
    Seine linke Gesäßbacke war durch den Keulenhieb völlig verkrampft, und er hing im Sattel wie ein Betrunkener, weil er sie nicht belasten konnte. Er sah sich um, doch niemand folgte ihm. Warum auch? , dachte er und keuchte. Siverly wusste ja, wo er ihn suchen musste. Und er würde ihn suchen; das Gedicht war zwar nur eine Abschrift, doch das wusste Siverly nicht. Jamie fasste sich an die Rocktasche, und das Papier knisterte beruhigend.
    Es regnete jetzt heftiger, und das Wasser lief ihm über das Gesicht. Er hatte seinen Hut und seinen Umhang zurückgelassen; Tom Byrd würde sich ärgern. Er lächelte bei diesem Gedanken und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht, während er zu zittern begann.
    Er hatte seinen Part erfüllt. Jetzt war John Grey an der Reihe.

21
    Zwiebeln auf meine Wunden
    Um sich davon abzuhalten, alle paar Minuten ins Freie zu gehen, hatte Grey die Einladung zweier Männer aus dem Ort angenommen, sich ihnen beim Pfeilwerfen anzuschließen. Einer seiner Gegner hatte nur ein Auge – zumindest trug er eine Augenklappe –, was ihn jedoch kaum zu behindern schien,

Weitere Kostenlose Bücher