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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Wildblumen wie mit kleinen Juwelen besetzt war. Und ein kleines Holzkreuz an der Kopfseite, just unter der Kiefer.
    Staub zu Staub. Das war also das Grab des Fremden; sie hatten ihn nach Art der Christen beerdigt, damit das seltsame Häuflein aus Knochen und Leder, das das dunkle Wasser so lange bewahrt hatte, endlich in friedlicher Anonymität zerfallen konnte. Hier neben dem Thron der Könige.
    Noch stand die Sonne über dem Horizont, doch das Licht kam aus der Tiefe, und Schatten lagen dunkel auf dem Moor, bereit, sich zu erheben und mit der kommenden Nacht zu verschmelzen.
    »Wartet kurz auf mich, mo mhic «, sagte Vater Michael und griff wieder nach dem Kelch. »Lasst mich den Kelch verstauen, dann bringe ich Euch zurück.«
    In einigem Abstand konnte Jamie die dunkle Wunde der Grube sehen, in der die Torfstecher zugange gewesen waren. Auch in Schottland gab es solche Torfgruben, dachte er und fragte sich flüchtig, was – oder wer – wohl noch in den Mooren liegen mochte.
    »Keine Sorge, Vater«, sagte er und ließ den Blick über die Grasbüschel schweifen, zwischen denen die Wasserpfützen im letzten Sonnenlicht glitzerten. »Ich finde den Weg.«

20
    Der Strohmann
    Quinn war fort, vermutlich, um sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Jamie empfand seine Abwesenheit zwar als angenehm, aber nicht als beruhigend; Quinn hatte sich gewiss nicht weit entfernt. Jamie berichtete Grey, was der Abt über das Gedicht von der Wilden Jagd gesagt hatte, und am Ende des Gesprächs beschlossen sie, dass Jamie den ersten Vorstoß bei Siverly unternehmen sollte.
    »Zeigt ihm das Gedicht«, hatte Grey vorgeschlagen. »Ich möchte gern wissen, ob er den Eindruck macht, als ob er es erkennt. Wenn nicht, dann besteht zumindest die Möglichkeit, dass es nichts mit ihm zu tun hat und irgendwie aus Versehen in Carruthers’ Päckchen geraten ist. Sollte er es jedoch erkennen, möchte ich wissen, was er dazu sagt.« Er lächelte Jamie an, und seine Augen leuchteten erwartungsfroh. »Und wenn Ihr das Terrain für mich ausgekundschaftet habt, werde ich besser wissen, welchen Kurs ich einschlage, wenn ich ihn sehe.«
    Ein Strohmann, stellte Jamie mürrisch fest. Zumindest in dieser Hinsicht hatte Grey nicht gelogen.
    Auf Tom Byrds Anraten trug Jamie den braunen Wollstoff, der sich für einen Tag auf dem Lande am besten eignete – der violette Samt war viel zu fein für einen solchen Anlass. Es hatte eine Diskussion zwischen Tom und Lord John gegeben, ob die gelbe Seidenweste mit der Schwarzstickerei der schlichten cremefarbenen vorzuziehen sei, da sie Jamies vermeintlichen Reichtum demonstrierte – oder nicht, weil man sie für protzig halten könnte.
    »Es macht mir nichts aus, wenn er mich für gewöhnlich hält«, versicherte Jamie Tom. »Er wird sich in Sicherheit wiegen, wenn er das Gefühl hat, etwas Besseres zu sein als ich. Das Einzige, was wir mit Gewissheit über ihn wissen, ist, dass er das Geld liebt; umso besser, wenn er mich für einen reichen Protz hält.«
    Lord John stieß ein Geräusch aus, das er rasch mit einem Niesen tarnte. Dennoch handelte er sich einen strengen Blick von Jamie und Tom ein.
    Jamie war sich nicht sicher, wie genau sich Siverly an ihn erinnern würde – wenn überhaupt. Er hatte Siverly in Paris nur hin und wieder gesehen, und auch das nur während eines Zeitraums von wenigen Wochen. Er meinte zwar, einmal während eines Abendessens einige Worte mit ihm gewechselt zu haben, doch mehr hatten sie nicht miteinander zu tun gehabt. Dennoch … Jamie erinnerte sich noch an Siverly; es war nicht undenkbar, dass sich der Mann auch an ihn erinnerte, vor allem angesichts seiner auffälligen Erscheinung.
    In Paris hatte er in der Weinhandlung seines Vetters Jared gearbeitet; es war ja denkbar, dass er nach dem Aufstand bei diesem Gewerbe geblieben war. Es gab also keinen Grund, warum Siverly von seinen Taten gehört haben oder seinen Verbleib nach der Schlacht von Culloden weiter verfolgt haben sollte.
    Was Jamie gar nicht erst erwähnt hatte, dass Siverly schon aufgrund seiner schottisch gefärbten Sprechweise glauben würde, etwas Besseres zu sein. Als er daher sein Pferd dem Mann übergab, der aus dem Pförtnerhäuschen kam, um ihn zu begrüßen, ließ er seinen Akzent bewusst noch breiter klingen.
    »Wie heißt denn dieses Anwesen, Junge?«
    »Glastuig«, sagte der Mann. »Ist das der Ort, den Ihr sucht?«
    »Genau der. Ist Euer Herr gerade zu sprechen?«
    »Er ist zu Hause«, sagte der

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