Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Stelle gewusst hätte, was ihm bevorstand. »Versagen bei der Unterdrückung einer Meuterei« war einer der Anklagepunkte.
    »Euer Diener, Sir«, sagte Siverly höflich und erwiderte den Händedruck. Er betrachtete Jamie mit geübtem Blick – nein, kein Tor , dachte Jamie während dieses Austauschs der Höflichkeiten –, und falls er sich an Jamie erinnerte, ließ er sich nichts davon anmerken.
    »Sir Melchior Williamson sagte, Ihr habt etwas, was mich interessieren könnte«, sagte Siverly abrupt. Er bot ihm weder eine Erfrischung noch einen Stuhl an, stellte Jamie fest. Offenbar war er nicht so interessant, dass der Mann vorhatte, sich ihm ausführlicher zu widmen.
    »Aye, Sir, das habe ich«, antwortete er und griff in seine Brusttasche, um die Abschrift des Gedichtes von der Wilden Jagd hervorzuholen, die er mitgebracht hatte. »Sir Melchior sagt, dass Ihr Euch mit antiken Dingen auskennt – wie ich sehe, ist das offenkundig der Fall.« Er wies kopfnickend auf die Silberschale, an deren Stempel er erkannt hatte, dass sie nicht älter als fünfzig Jahre war, und die eindeutig die Arbeit eines mittelmäßigen Silberschmieds war. Siverlys Mund zuckte zwar, verzog sich aber nicht. Er nahm Jamie das Papier ab und wies mit einem Ruck seines Kopfes auf eine Bank – eigentlich keine Einladung, sich zu setzen.
    Jamie setzte sich dennoch. Siverly sah flüchtig auf das Papier, weil er eindeutig nicht damit rechnete, dass es für ihn relevant sein könnte – und erstarrte, warf Jamie einen kurzen, durchdringenden Blick zu und widmete sich dann wieder dem Blatt. Er las es zweimal durch, wendete das Blatt, um die Rückseite zu inspizieren, dann legte er es vorsichtig auf das Kaminsims.
    Er schritt zu Jamie hinüber und betrachtee ihn von oben herab. Jamie sah ihn ausdruckslos an, hielt sich aber zum Aufspringen bereit, falls ihm der Mann an die Kehle gehen sollte – seinem Aussehen nach dachte er zumindest darüber nach.
    »Wer zum Teufel seid Ihr?«, wollte Siverly wissen. Seine Stimme war leise und sollte gefährlich klingen.
    Jamie lächelte zu ihm auf. »Was glaubt Ihr denn, wer ich bin?«, fragte er leise.
    Das überraschte Siverly. Er stand da und sah Jamie lange mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Wer hat Euch dieses Papier gegeben?«
    »Ein Freund«, erwiderte Jamie wahrheitsgemäß. »Es steht mir nicht zu, seinen Namen weiterzugeben.« Kann ich noch weiter gehen ?
    » Is deonach é .« Er ist ein Freiwilliger.
    Das ließ Siverly innehalten, als hätte ihn eine Kugel ins Herz getroffen. Ganz langsam ließ er sich auf einen Stuhl sinken, ohne den Blick von Jamies Gesicht abzuwenden. Flackerte da doch die Erinnerung in seinen Augen auf – oder zumindest Argwohn?
    Jamie hatte Herzklopfen, und er spürte, wie seine Unterarme vor Aufregung prickelten.
    »Nein«, sagte Siverly schließlich, und sein Tonfall hatte sich verändert. Er klang jetzt beiläufig, herablassend. »Ich habe keine Ahnung, woher Euer Freund dieses Blatt Papier hat, doch es spielt auch keine Rolle. Das Thema des Gedichtes ist in der Tat uralt. Doch die Verse selbst sind nicht älter, als Ihr es seid, Mr Fraser. Jeder, der sich einmal wissenschaftlich mit irischer Versdichtung beschäftigt hat, könnte Euch das sagen.« Er lächelte, ein Ausdruck, der seine Augen nicht erreichte, die die Farbe von Regenwasser auf Schiefer hatten.
    »Warum interessiert Ihr Euch denn für diese Verse, Mr Fraser?«, fragte er jetzt beinahe übertrieben freundlich. »Wenn Ihr selbst Antiquitäten und Kuriositäten sammelt, kann ich Euch gern mit einem oder zwei Händlern in Dublin bekannt machen.«
    »Das wäre sehr gütig von Euch, Sir«, sagte Jamie liebenswürdig. »Ich hatte schon selbst daran gedacht, nach Dublin zu gehen; ich kenne dort einen Mann an der Universität, dem ich es zeigen wollte. Doch vielleicht interessieren sich ja Eure Händler ebenfalls dafür.«
    Alarm flackerte in den tief liegenden Augen auf. Warum?, fragte sich Jamie, doch er kam sofort auf die Antwort. Er möchte nicht, dass es von vielen Leuten gesehen wird – damit nicht die falsche Person davon erfährt. Und wer könnte das wohl sein?
    »Tatsächlich«, sagte Siverly und täuschte Skepsis vor. »Wie ist denn der Name Eures Gelehrten? Vielleicht kenne ich ihn ja.«
    Im ersten Moment fiel Jamie nichts ein. Er durchforschte die Reihen seiner irischen Bekannten nach irgendjemandem, der möglicherweise am Trinity College arbeitete – doch dann sah er, wie verkrampft Siverly seine

Weitere Kostenlose Bücher