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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Jammerlaute aus. Grey schlang seine Finger in das wirre, nasse Haar seines Leibdieners und rieb ihn sacht hinter dem kalten Ohr, so wie er es gemacht hätte, um einen Hund abzulenken, dem eine Zecke entfernt wurde.
    »Ah, da«, murmelte Quinn, dessen Finger sich geschäftig in der Dunkelheit bewegten. »Hab’s fast. Aye, da.«
    Tom keuchte heftig auf und schnappte nach Luft, während er die Finger seines unverletzten Arms fest in Greys Bein bohrte. Daraus folgerte Grey, dass der Druckverband jetzt gelockert war, so dass das Blut in den verletzten Arm strömen und die betäubten Nerven wecken konnte. Er wusste genau, wie sich das anfühlte, und schlug seine freie Hand über Toms Finger und drückte fest zu.
    »Blutet er sehr stark?«, fragte er leise.
    »Ziemlich«, erwiderte Quinn geistesabwesend, während er sich weiter unter dem Umhang vortastete. »Aber es spritzt nicht. Ein kleiner Verband sollte reichen, so Gott will.« Er erhob sich, schüttelte kurz den Kopf, griff in seinen Rock und brachte eine vertraute schwarze Flasche zum Vorschein.
    »Gut, dass ich den Trank mitgenommen habe, weil ich dachte, Jamie braucht ihn vielleicht gegen die Übelkeit. Hilfreich gegen alle Beschwerden, sagt der Hersteller, und ich bin mir sicher, dass das auch Schussverletzungen und Kälte mit einschließt.« Er reichte Grey die Flasche. Sie roch ein wenig beunruhigend, doch Grey zögerte nicht mehr als eine Sekunde, bevor er einen zurückhaltenden Schluck trank.
    Er hustete. Er hustete, bis ihm das Wasser aus den Augen lief und er keuchte, doch es war nicht zu leugnen, dass sich ein Gefühl der Wärme durch seine Mitte stahl.
    Unterdessen hatte sich Quinn niedergelassen, um Toms Arm erneut zu verbinden, und jetzt hielt er dem jungen Mann die Flasche hin. Tom schluckte zweimal, hielt inne, um explosiv zu husten und winkte Grey wortlos zu, seinerseits noch etwas zu sich zu nehmen.
    Aus Sorge um Tom trank Grey sehr enthaltsam und nippte nur noch ein paar Mal, doch das reichte, um ihm den Kopf angenehm zu benebeln. Sein Zittern hatte aufgehört, und ein Gefühl friedvoller Schläfrigkeit legte sich über ihn. Zu Greys Füßen befestigte Quinn gerade einen frischen Verband, den er von seinem Hemdschoß abgerissen hatte, klopfte Grey auf die Schulter und kletterte wieder an ihm vorbei.
    Vor ihm beugte sich Jamie Fraser nach wie vor über seine Ruder, doch als er hörte, wie sich Quinn bewegte, rief er: »Wie geht es denn, Byrd?«
    Toms einzige Antwort war ein sanftes Schnarchen; er war während des Verbindens eingeschlafen. Quinn beugte sich vor, um zu antworten.
    »Vorerst gut. Die Kugel steckt aber noch in seinem Arm. Ich denke, er muss zu einem Arzt gebracht werden.«
    »Kennst du denn einen?« Fraser klang skeptisch.
    »Aye, und du auch. Wir bringen ihn zu den Mönchen in Inchcleraun.«
    Fraser erstarrte. Er stellte das Rudern ein, wandte sich um und warf Quinn einen strengen Blick zu, der selbst bei Sternenlicht zu sehen war.
    »Es sind mindestens zehn Meilen bis Inchcleraun. So weit kann ich doch nicht rudern!«
    »Das brauchst du auch nicht, Dummkopf. Was glaubst du denn, wozu das Segel da ist?«
    Grey legte den Kopf zurück. Tatsächlich, dachte er vage interessiert, sie hatten ein Segel. Es war zwar ein kleines Segel, aber dennoch.
    »Ich dachte immer, dass man zum Segeln Wind braucht«, sagte Fraser ausgesucht höflich. »Wir haben keinen, falls dir das nicht aufgefallen ist.«
    »Wir werden Wind haben, mein rosenbärtiger Freund.« Allmählich klang Quinn wieder so ausschweifend, wie sie es von ihm gewohnt waren. »Wenn die Sonne aufgeht, kommt der Wind vom Lough Derg her, und er wird uns auf dem Hauch der Morgendämmerung vor sich hertragen.«
    »Wie lange ist es denn noch bis zur Morgendämmerung?«, fragte Fraser argwöhnisch. Quinn seufzte und schnalzte tadelnd mit der Zunge.
    »Ungefähr vier Stunden. Oh, ihr Kleingläubigen. Rudere doch bitte noch ein Stückchen, dann erreichen wir Lough Ree. Dort können wir dann ans Ufer rudern und uns einen Rastplatz suchen, bis es hell wird.«
    Fraser stieß einen leisen schottischen Kehllaut aus, wandte sich aber wieder seinen Rudern zu und setzte die langsame Fahrt gegen die Strömung des Shannon fort. Der Stille und dem sanften, rhythmischen Plätschern der Ruder überlassen, ließ Grey den Kopf sinken und ergab sich seinen Träumen.
    Sie waren bizarr, wie es bei Opiumträumen so oft der Fall war, und einmal erwachte er halb aus einer Vision, in der er sich in erotischer

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