Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)
eine Fleischwunde … »Glaubt Ihr, Ihr könnt gehen? Könnt Ihr Euch hinsetzen?«
»O ja, My … ohhh …« Auf halbem Wege sackte Tom plötzlich zusammen und ließ sich zu Boden sinken. »Oh«, murmelte er. »In meinem Kopf dreht sich all …« Er verstummte. Grey tastete panisch nach seinem Herzschlag, indem er Tom das Hemd aus der Hose riss und sich darunter zur kalten, feuchten Haut seiner Brust vortastete. Gott sei Dank fand er ihn und zog Tom mit einem Seufzer der Erleichterung die Hand aus dem Hemd, um sich umzusehen.
Die Pforte am Fluss öffnete sich stückweise, während sich die Männer von hinten dagegenwarfen, um seinen improvisierten Keil zu lösen. Er konnte das Licht ihrer Laternen sehen, das die Tür wie ein flammender Heiligenschein umgab.
»Mist«, sagte er, fasste Tom unter die Arme und watete in das Schilf zurück, während er seinen besinnungslosen Kammerdiener hinter sich herzog.
DAS BOOT SCHWANKTE , als Jamie das Gewicht verlagerte, und sein Herz tat einen Satz.
»Halt still, du Tölpel.« Quinns Stimme war hinter ihm im Klatschen des Wassers kaum zu hören, das bis an den Bootsrand heranreichte, wenn man Jamie fragte. »Wir kippen noch um, wenn du nicht aufhörst, dich zu winden wie die Katze im Sack. Musst du dich wieder übergeben?«
»Sag das ja nicht«, sagte Jamie schluckend und schloss die Augen. Er hatte versucht, sich einzureden, dass sein Magen Ruhe geben würde, wenn er das Wasser nicht sehen konnte, doch ihm war schmerzhaft bewusst, dass es weniger als ein Zoll Holz war, der seinen verkrampften Hintern vom kalten schwarzen Wasser des Shannon trennte, und dieses Holz leckte wie ein Sieb. Seine Füße waren nass, und wenn er sich wand, so tat es das durchtriebene kleine Boot erst recht, während sie mit der Strömung dahintrieben.
»Sollten wir nicht rudern?«, flüsterte er hinter sich gewandt – man hatte ihn gewarnt, dass sich Geräusche auf dem Wasser besonders gut ausbreiteten.
»Nein, das sollten wir nicht«, sagte Quinn in einem Ton, der keine Widerrede duldete. »Das Wasser ist völlig still, und wenn du glaubst, dass ich vorhabe, an der Burg vorbeizuplätschern und dabei wild nach deinen Freunden zu rufen … pssst!«
Jamie riss den Kopf herum und sah die Burg zu seiner Rechten schwarz wie die Hölle in den nieselnden Himmel ragen. Die Ähnlichkeit mit der Hölle war jetzt sogar noch größer, da er sah, wie sich die Pforte öffnete, durch die sie gekommen waren, und rotes Licht verströmte, während laut rufende Gestalten wie Dämonen über das Flussufer huschten.
»Heilige Maria, Mutter Gottes«, flüsterte er und packte den Bootsrand, um sich zu beruhigen. Wo waren nur Grey und Tom Byrd? Er schloss die Augen, um sie an die Dunkelheit zu gewöhnen, und wandte den Blick von der Burg ab, bevor er sie wieder öffnete. Doch alles, was er vom Ufer sehen konnte, waren undefinierbare schwarze Flecken, die sich am Ufer hoben und senkten und genauso gut Boote wie Seeungeheuer sein konnten, und die schwarzen Büschel, von denen Quinn sagte, dass es Röhricht war, vor dem dumpfen Schimmer des Wassers. Nichts schien sich zu bewegen. Zumindest nichts, was aussah wie zwei rennende Männer. Und bei Gott, mit diesem Haufen im Nacken sollten sie rennen, dachte er.
Denn die ganze Garnison war jetzt wach, und das Ufer vor der Burg war in den Schein der Laternen getaucht, die ihre Lichtstrahlen über das Ufer warfen, während das Gebrüll des Sergeanten – Jamie grinste trotz der ernsten Lage, als er die wütende Stimme des Mannes erkannte, den er gefangen genommen hatte – über das Wasser hallte.
Ein leises Plätschern ließ ihn herumfahren. Quinn hatte ein Ruder zu Wasser gelassen und ruderte ganz sanft gegen, um ihr Vorwärtskommen zu verlangsamen. Der Bug des Bootes wandte sich mit einer langsamen, meditativen Kreisbewegung einwärts.
»Was, wenn sie nicht hier sind?«, sagte Quinn ganz leise.
»Sie sind hier. Ich habe sie direkt vor der Burg am Ufer zurückgelassen.«
»Dort sind sie aber nicht mehr«, stellte Quinn in leicht gereiztem Tonfall fest.
»Sie haben gesehen, wie ich flussaufwärts gegangen bin. Wahrscheinlich haben sie uns nicht gesehen, weil wir so leise gekommen sind.«
Er klang um einiges zuversichtlicher, als er sich fühlte, doch Quinn gab nur ein gemurmeltes »Gott, Maria und Padraic, steht uns bei« von sich, bevor er das andere Ruder ebenfalls zu Wasser ließ und sich in sein Schicksal ergab. Das Boot drehte sich in der zischenden Strömung, und
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