Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Verstrickung mit dem nackten Quinn sah, und zwar so lebhaft, dass er sich den Mund rieb und ausspuckte, um den Geschmack loszuwerden. Der Geschmack stammte jedoch nicht von dem Iren, sondern von seinem Trank; ein Rülpser, der nach Ingwer schmeckte, stieg ihm in die Nase, und er ließ sich gegen die Bordwand sinken, weil er sich überfordert fühlte.
    Er war mit Tom verstrickt, wie er feststellte. Byrd lag dicht bei ihm und atmete röchelnd; er hatte das Gesicht an Greys Brust gepresst, und seine rote Wange fühlte sich sogar durch Greys halb getrocknetes Hemd hindurch heiß an. Jede Bewegung hatte aufgehört, und sie waren allein im Boot.
    Es war immer noch dunkel, doch die Wolkendecke war dünner geworden, und der blasse Schein der wenigen Sterne verriet ihm, dass es nicht länger als eine Stunde bis zum Morgen sein konnte. Er legte sich flach auf die feuchten Planken und versuchte krampfhaft, die Augen offen zu halten – und sich nicht an die Einzelheiten seines jüngsten Traumes zu erinnern.
    Er war so benommen, dass es ihm nicht einmal in den Sinn gekommen war, sich zu fragen, wohin Fraser und Quinn gegangen waren, bis er ihre Stimmen hörte. Sie befanden sich in der Nähe des Bootes an Land – natürlich sind sie an Land , dachte er vage, doch sein betäubter Verstand gaukelte ihm heimlich eine Vision der beiden vor, in der sie auf Wolken saßen und miteinander stritten, während sie über einen mitternächtlichen Himmel segelten, an dem die herrlichsten Sterne leuchteten.
    »Ich habe gesagt, ich tue es nicht, und dabei bleibt es!«, sagte Fraser leise, aber mit Nachdruck.
    »Du willst wirklich den Männern den Rücken kehren, an deren Seite du gekämpft hast und all dieses Blut für unser Ziel vergossen hast?«
    »Aye, das will ich. Und du würdest dasselbe tun, wenn du auch nur den Verstand eines Eintagskükens hättest.«
    Die Worte verhallten, und Greys Vision von Quinn verschmolz mit dem Bild eines rotäugigen Gockels, der auf Irisch krähte und mit den Flügeln schlug, während er nach Frasers Füßen hackte. Fraser schien nackt zu sein, wurde aber von den Nebelschleiern einer Wolke verhüllt.
    Die Vision ging langsam in eine irgendwie erotische Begegnung zwischen Stephan von Namtzen und Percy Wainwright über, die er in einem Zustand angenehmer Langeweile beobachtete, bis sich von Namtzen in Gerald Siverly verwandelte, der durch die grauenvolle Wunde an seinem Kopf nicht in seinen Bewegungen eingeschränkt zu sein schien.
    Toms lautes Stöhnen weckte ihn. Er war verschwitzt, und ihm war mulmig zumute, während er feststellte, dass das kleine Boot am Ufer einer flachen grünen Insel entlangsegelte – Inchcleraun.
    Obwohl er sich irgendwie körperlos fühlte und nur eine sehr vage Vorstellung davon hatte, wie man lief, stolperte er Fraser und Quinn hinterher, die Tom Byrd mit sich schleppten, so vorsichtig es ging, und ihm ermutigend zuredeten. Die Überbleibsel seiner Träume vermengten sich mit dem Nebel, durch den sie hindurchschritten, und er erinnerte sich an die Worte, die er mit angehört hatte. Er wünschte, er wüsste, wie dieses Gespräch geendet hatte.

27
    Loyalität und Pflicht
    Jamie wurde von den Mönchen mit Besorgnis empfangen, und sie brachten Tom Byrd unverzüglich zu ihrem Krankenbruder. Er ließ Quinn und Grey allein, damit sie etwas essen konnten, und begab sich beunruhigt zu Vater Michael.
    Der Abt betrachtete ihn fasziniert und bot ihm einen Stuhl und ein Glas Whiskey an. Er nahm beides zutiefst dankbar an.
    »Ihr führt wirklich ein äußerst interessantes Leben, mein bester Jamie«, sagte er, nachdem ihm Jamie die jüngsten Ereignisse kurz beschrieben hatte. »Dann seid Ihr also hier, um Zuflucht zu suchen? Und Eure Freunde – das sind dann wohl die beiden Herren, von denen Ihr mir bereits erzählt hattet?«
    »Ja, Vater. Was die Zuflucht angeht …« Er versuchte zu lächeln, obwohl ihm die Erschöpfung sogar die Gesichtsmuskeln betäubte. »Wenn Ihr Euch um den Arm des Jungen kümmern könntet, brechen wir auf, sobald er versorgt ist. Ich möchte Euch nicht in Gefahr bringen. Und ich vermute, dass der stellvertretende Justiziar Euer Kirchenasyl vielleicht ohnehin nicht respektieren würde, falls ihm zu Ohren käme, dass sich Oberst Grey hier befindet.«
    »Glaubt Ihr, dass der Oberst Major Siverly tatsächlich ermordet hat?«, fragte der Abt neugierig.
    »Ich bin mir sicher, dass er es nicht getan hat. Ich glaube, der Täter ist ein Mann namens Edward Twelvetrees, der

Weitere Kostenlose Bücher