Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)
Mal dort war? Ich bin zwar kein Buchhalter, doch selbst ich erkenne Pfund, Shilling und Penny, wenn sie auf einem Stück Papier aufgelistet sind. Sie haben eine Abrechnung kontrolliert. Und diese ausgesprochen interessante Truhe war wahrscheinlich nicht mit Stachelbeeren gefüllt. Nein, Siverly hatte Geld – das wissen wir –, und er war offensichtlich in etwas verwickelt, das sehr nach einer jakobitischen Verschwörung aussieht. Es ist möglich, dass Twelvetrees damit nichts zu tun hatte – das kann ich nicht sagen.« Wieder rieb er sich das Gesicht und sah jetzt allmählich wacher aus. »Eigentlich bereitet es mir Schwierigkeiten zu glauben, dass es so ist; seine Familie ist … nun, einer von ihnen ist so hartherzig wie der andere, aber sie sind zutiefst loyal, seit Generationen Soldaten. Ich kann ihn mir nicht als Verräter vorstellen.«
»Dann glaubt Ihr also, dass er entdeckt hat, was Siverly im Schilde führte – vielleicht als Resultat Eures Besuchs – und ihn umgebracht hat, damit er seine Pläne nicht in die Tat umsetzen konnte? Was auch immer das für Pläne waren?«
»Ja. Das ist die ehrenvolle Theorie. Die unehrenhafte ist, dass er entdeckt hat, dass Siverly all dieses Geld bei sich aufbewahrte – wahrscheinlich im Auftrag der Verschwörer – und er beschlossen hat, Siverly zu beseitigen und es in die eigene Tasche zu stecken. In jedem Fall aber …« Er sprach langsamer weiter und wählte seine Worte sorgsam. »Ganz gleich, wie es gewesen ist, wenn es um das Geld ging, dann finden sich vielleicht Beweise in Siverlys Papieren.«
Bei diesen Worten ballte sich Greys Hand zur Faust, und er schlug sich damit sacht auf das Knie, ohne dass es ihm bewusst war.
»Ich muss mir Zugang zu seinem Haus verschaffen und mir diese Papiere besorgen. Wenn es irgendwelche Hinweise darauf gibt, dass Siverly in eine politische Verschwörung verwickelt war oder was er mit Twelvetrees zu tun hatte, müssen sie dort zu finden sein.«
Während dieser letzten Worte hatte sich Jamie gefragt, ob er erwähnen sollte, was ihm die Herzogin von Pardloe über Twelvetrees und Geld erzählt hatte. Anscheinend hatte sie es vorgezogen, ihren Mann und ihren Bruder nicht in dieses Wissen einzuweihen, und er fragte sich, warum nicht.
Die Antwort folgte beinahe auf dem Fuße: ihr durchtriebener alter Vater. Andrew Rennie war zweifellos ihre Informationsquelle, und wahrscheinlich wollte sie nicht, dass Pardloe herausfand, dass sie immer noch hin und wieder für den Alten spionierte. Nicht, dass er ihr das vorwarf. Gleichzeitig jedoch hielt er die Lage jetzt für ernster als jeden möglichen Ehestreit, den die Enthüllung verursachen mochte, wenn der Herzog davon erfuhr.
»Was zählt, ist, dass die gesamte Familie Twelvetrees tiefsten Hass auf meinen Mann empfindet …« Die Worte der Herzogin fielen ihm wieder ein. Ah, das hatte er ganz vergessen. Es ging ihr nicht nur um ihren Vater, sondern auch um das, was möglicherweise geschehen würde, wenn sich Pardloe – entweder bildlich oder buchstäblich – mit Edward Twelvetrees anlegte.
Aye, nun ja – vielleicht konnte er ja ihr Geheimnis bewahren und ihr Wissen trotzdem weitergeben.
»Es gibt etwas, das Ihr wissen solltet«, sagte Jamie abrupt. »Twelvetrees ist schon seit einiger Zeit damit beschäftigt, größere Geldsummen nach Irland zu schaffen. Nach Irland«, betonte er. »Ich weiß nicht, wer der Empfänger war – die Person, die es mir erzählt hat, auch nicht –, doch was glaubt Ihr, wie die Chancen stehen, dass es Siverly gewesen ist?«
Greys Gesicht wurde so ausdruckslos, dass es beinahe komisch war. Dann spitzte er die Lippen und holte nachdenklich Luft.
»Nun«, sagte er schließlich. »Das ändert natürlich die Eventualitäten. Wenn das stimmt und wenn es bedeutet, dass Twelvetrees mit der Verschwörung zu tun hatte, dann war es vielleicht so, dass sich die Verschwörer zerstritten haben – oder …« Ein zweiter Gedanke erhellte sein Gesicht; es war offensichtlich, dass ihm die Vorstellung, Twelvetrees könnte ein Verräter sein, nicht gefiel, was Jamie sehr interessant fand. »Oder er wurde falsch darüber informiert, wozu das Geld benutzt werden sollte, und als er die Wahrheit herausfand, hat er beschlossen, Siverly auszuschalten, bevor er irgendetwas in die Tat umsetzen konnte. Ich nehme an, Eure Quelle hat Euch nicht verraten, was diese Verschwörung genau bewirken sollte?« Er warf Jamie einen scharfen Blick zu.
»Nein«, sagte Jamie wahrheitsgemäß.
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