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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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hatte. Hal verabscheute Cumberland von Herzen – und umgekehrt –, und die Entdeckung, dass der Herzog ein enger Vertrauter Siverlys war, hatte an dieser Einstellung mit Sicherheit kaum etwas geändert.
    Hals Blick traf den seinen, und Grey wusste, was sein Bruder dachte: Sie würden unter größtmöglicher Geheimhaltung vorgehen müssen. Wenn Cumberland Wind von der Sache bekam, bevor das Kriegsgericht zusammengerufen werden konnte, war es gut möglich, dass er sie mit seinem fetten Arsch zerquetschte.
    Dann hörte Grey eine andere Stimme, tiefer, rau vom Alter und vom Tabak, die auf etwas antwortete, was Cumberland gesagt hatte.
    »Scheiße!«, sagte Hal und handelte sich damit merkwürdige Blicke ein.
    »Sagt man denn nicht carte blanche , wenn man ein Deck ohne Punkte hat?«, flüsterte Clifford zu Grey hinübergebeugt.
    »Doch, das tut man«, erwiderte Grey und sah Hal scharf an. Ihm war noch nach viel schlimmeren Flüchen zumute, doch sie durften keine Aufmerksamkeit erregen. Harry, der am anderen Ende des Zimmers saß, hatte die Stimme ebenfalls gehört. Er spitzte die Lippen, den Blick fest auf seine Karten geheftet.
    Es war zwar lange her, dass Grey Reginald Twelvetrees’ Stimme gehört hatte, doch er erinnerte sich noch lebhaft daran. Oberst Reginald Twelvetrees hatte vor zwei Jahren einem Ermittlungskomitee vorgestanden, das sich mit der Explosion einer Kanone befasste, und er hatte unangenehm dicht davor gestanden, Grey die Karriere zu ruinieren – aufgrund der Feindseligkeit, die zwischen den Greys und den Twelvetrees’ herrschte, seit sich Hal mit Nathaniel, dem jüngeren Bruder des Obersts, duelliert hatte.
    »Wann sagt man denn Scheiße?«, flüsterte Clifford.
    »Wenn sich etwas Bestürzendes ereignet«, flüsterte Grey zurück und unterdrückte den Drang zu lachen. » Septième «, sagte er laut zu seinem Bruder.
    »Ich passe«, knurrte Hal und warf seine Karten hin.

5
    Aufruhr der Gefühle
    HELWATER
    Es war keine gute Nacht gewesen. Es würde auch kein guter Tag werden.
    Hanks und Crusoe würdigten ihn keines Blickes, als sie gemeinsam zum Haus gingen, um zu frühstücken. Also hatte er im Schlaf geschrien. Eine dumpfe Röte stieg in seinem Körper auf, die Hitze eines Kerns aus heißem Blei irgendwo in seinem Inneren. Er fühlte sich, als hätte er eine Kanonenkugel verschluckt, frisch aus der Mündung eines Zweipfünders.
    Er hatte geträumt, so viel wusste er. War vor der Dämmerung erwacht, zitternd und schweißgebadet. Es war ein Traum von Culloden gewesen. Denn alles, woran er sich erinnerte, war das grauenhafte Gefühl eines Schwertes, das in einen Körper eindrang, der kurze, zähe Moment, just bevor die Haut aufplatzte, der ungehinderte Stoß in den Muskel und der knirschende Zusammenprall mit dem Knochen. Sein linker Arm zitterte jetzt noch davon; immer wieder ballte der die Faust und rieb sich über den Oberschenkel.
    Er aß nichts, brachte aber einen Becher kochend heißen, schmutzig braunen Tee hinunter. Das beruhigte ihn ein wenig, genau wie der Weg hinaus zur letzten Koppel, das Zaumzeug in der Hand. Die Luft war zwar noch kühl, doch auf den Hügeln schmolz jetzt der Schnee; er konnte die Stimme des Schmelzwassers hören, das über die Felsen ins Tal lief. Die Sümpfe in den Niederungen – die Leute nannten sie »Moss«: White Moss, Threapland Moss, Leighton Moss – würden jetzt allmählich grün werden, während der Boden mit jedem Tag weicher und trügerischer wurde.
    Im Pferdetrog auf der Koppel schwamm ein langer, schlanker Holunderzweig, obwohl im Umkreis von einer Viertelmeile nicht ein einziger Baum stand und die nächsten Holundersträucher am Haus wuchsen. Jamie stieß ein gemurmeltes »Himmel« aus und holte den triefenden Zweig aus dem Wasser. Die dunklen, klebrigen Knospen hatten begonnen, sich zu öffnen, und leuchtend grüne Blättchen lugten zerknittert hervor.
    » Er sagt, ich soll Euch sagen, der grüne Zweig wird Blüten tragen .« Er schleuderte den Zweig über den Zaun. Es war nicht der erste. Vor drei Tagen hatte einer quer auf seinem Weg gelegen, als er mit den Pferden zurückkam, die er bewegt hatte, und gestern wieder einer, der im Zaun des Reitplatzes steckte.
    Er hob die Hände an den Mund und rief so laut » NEIN !«, dass es vom Geröll am Fuß des nächsten Hügels widerhallte. Er ging nicht davon aus, dass ihn jemand hörte, geschweige denn auf ihn hörte, doch immerhin verschaffte es ihm Erleichterung. Kopfschüttelnd fing er das Pferd ein,

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