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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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das er holen wollte, und schritt zum Stall zurück.
    Das Leben hatte nach seiner Begegnung mit Quinn seinen gewohnten Rhythmus wieder angenommen, doch der ungesunde Einfluss des Iren machte sich weiter bemerkbar, durch die Alpträume genauso wie durch das spöttelnde Grünzeug.
    Und dann war da noch Betty. Als er zum Tee ins Haus ging – den er dringend nötig hatte, da er weder zum ersten noch zum zweiten Frühstück etwas gegessen hatte –, sah er, dass sich die Kleine am Tor zum Küchengarten herumdrückte. Eine Kammerzofe hatte dort nichts zu suchen, doch in der Nähe befanden sich auch die Blumenbeete, und sie hatte einen Strauß Osterglocken in der Hand. Diesen hob sie jetzt an ihre Nase und warf ihm einen provozierenden Blick zu. Eigentlich wollte er vorbeigehen, ohne sie zu beachten, doch sie stellte sich ihm in den Weg und strich ihm spielerisch mit den Blumen über die Brust.
    »Sie duften doch gar nicht, oder?«, sagte er und wehrte den Strauß ab.
    »Nein, aber sie sind so hübsch.«
    »Wenn man sie nicht essen kann, ist mir nicht besonders danach, sie zu bewundern. Wenn Ihr jetzt bitte …« Er hielt abrupt inne, denn sie hatte ihm einen Weidenzweig mit flauschigen gelben Weidenkätzchen in die Hand gedrückt. Ein Zettel war mit einem Faden um den Zweig gebunden.
    Er gab ihn ihr ohne Zögern zurück und setzte seinen Weg fort.
    »MacKenzie!«
    Er wusste, dass es ein Fehler war, sich umzudrehen, doch aus tief sitzender Höflichkeit hatte er sich schon umgewandt, bevor er sich zur Wehr setzen konnte. »Mistress Betty?«
    »Ich erzähle es.« Ihre schwarzen Augen glitzerten, und sie schob kämpferisch den Unterkiefer vor.
    »Aye, nur zu«, sagte er. »Und ich wünsche Euch viel Freude dabei.« Er kehrte ihr den Rücken zu, überlegte es sich jedoch noch einmal anders und drehte sich erneut um.
    »Wem erzählt Ihr was?«, wollte er wissen.
    Sie blinzelte. Doch dann stahl sich ein verschlagener Ausdruck in ihre Augen.
    »Was glaubt Ihr denn?«, sagte sie und wandte sich ab.
    Er schüttelte den Kopf, um seine Gedanken wenigstens annähernd zu ordnen. War das, wovon das verflixte Weibsbild redete, das, wovon er glaubte, dass sie davon redete?
    Er hatte gedacht, sie meinte, dass sie Lord Dunsany erzählen würde, dass er sich heimlich im Hochmoor mit einem irischen Jakobiten getroffen hatte. Doch logisch betrachtet … würde sie das tun?
    Quinn war schließlich ihr Schwager. Und vermutlich hatte sie ihn gern, warum hätte sie sonst seine Nachrichten weitergegeben? Würde sie es riskieren, dass man ihn verhaftete?
    War der Zettel, den sie ihm zu geben versucht hatte, überhaupt von Quinn?
    Angesichts des Weidenzweiges war er davon ausgegangen. Doch vielleicht war es ja ihr eigener törichter Versuch, ihn weiter zu verführen, in welchem Fall er sie gerade tödlich beleidigt hatte. Er atmete heftig durch die Nase.
    Abgesehen davon … würde es Jamie zwar vielleicht das eine oder andere Problem bereiten, wenn sie seine Begegnung mit Quinn erwähnte, doch wenn man es genau betrachtete, hatte seine gegenwärtige Lage genau einen Vorteil, nämlich den, dass es nicht viel gab, wodurch man sie verschlimmern konnte. Er war nicht Dunsanys Gefangener; der Baron konnte ihn weder einsperren noch in Eisen legen, ihn mit Brot und Wasser abspeisen oder ihn auspeitschen. Das Schlimmste, was Dunsany tun konnte, war, Lord John Grey zu informieren.
    Er schnaubte verächtlich. Er bezweifelte, dass ihm der kleine Perverse nach den Worten, die bei ihrer letzten Begegnung zwischen ihnen gefallen waren, auch nur ins Gesicht sehen konnte, geschweige denn, ihn Quinns wegen zu konfrontieren. Dennoch verkrampfte sich etwas in ihm, wenn er sich vorstellte, Grey wiederzusehen, und er dachte lieber nicht zu genau darüber nach, warum.
    Wenigstens gab es Kuchen zum Tee der Dienstboten. Er konnte das warme Hefearoma riechen, und seine Schritte beschleunigten sich.
    WENN ER IN DIESER NACHT TRÄUMTE , erinnerte er sich gnädigerweise nicht daran. Er war ständig auf der Hut, doch es lagen weder grüne Zweige auf seinem Weg noch fielen sie ihm beim Anziehen aus den Kleidern. Vielleicht hatte Betty Quinn ja von seiner ablehnenden Reaktion auf den Brief erzählt, und der Mann hatte aufgegeben.
    »Aye, bestimmt«, murmelte er. Er kannte eine ganze Reihe von Iren, und die meisten von ihnen waren hartnäckig wie die Kletten. Und er kannte Quinn.
    Dennoch sah es so aus, als würde es ein besserer Tag werden als der letzte – zumindest bis zu dem

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