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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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mütterlichen Einfluss ausgeglichen. Zweifellos sahen sie alle schon seit tausend Jahren so aus und würden auch noch in weiteren tausend Jahren so aussehen. Doch George III. war erst zweiundzwanzig, und Grey fragte sich, wie standhaft er wohl dem Einfluss seines Onkels Cumberland widerstehen würde, sollte Letzterer beschließen, seine Interessen vom Pferderennen der Politik zuzuwenden.
    Doch vielleicht würde sich ja seine Gesundheit nicht mehr genügend bessern, um diese Einmischung zuzulassen. Grey ging zwar nicht davon aus, dass es tatsächlich der Ausgang des Tribunals gegen Siverly gewesen war, der bei Cumberland einen Schlaganfall ausgelöst hatte, aber zeitlich traf beides zusammen.
    Der Wechselgesang kam zu seinem Schluss, und die Leute begannen erleichtert aufzuatmen – doch es war nur eine vorgetäuschte Begnadigung, und der ermüdende Refrain begann von Neuem, diesmal vorgetragen von einer Jungenschar mit Engelsgesichtern, und die Zuhörer litten mit glasigen Augen weiter. Womöglich ging es ja bei einer Beerdigung darum, die Trauernden zu erschöpfen, um so ihre dringlicheren Emotionen zu betäuben.
    Trotz der Langeweile fand Grey, dass der Gottesdienst mit seiner absoluten Unabänderlichkeit, seinem Beharren auf der Dauerhaftigkeit selbst im Antlitz der Vergänglichkeit, dem verlässlichen Glauben daran, dass noch etwas folgte, etwas Beruhigendes an sich hatte. Das Leben war zwar zerbrechlich, doch es ging jedoch immer weiter. Von König zu König, von Vater zu Sohn …
    Von Vater zu Sohn . Und bei diesem Gedanken fügten sich all die unzusammenhängenden, bruchstückhaften, verstreuten Launen seines Hirns plötzlich zu einem einzigen deutlichen Bild zusammen: Jamie Fraser, der von hinten betrachtet zu den Pferden auf der Koppel in Helwater hinüberschaute. Und neben ihm, die Füße auf einem Querbalken, die Hände an den Balken darüber geklammert, Graf William von Ellesmere. Die aufmerksame Neigung ihrer Köpfe, ihre geraden Schultern, die breitbeinige Haltung – bei beiden gleich. Wenn man Augen hatte, es zu sehen, war es so offensichtlich wie die Nase im Gesicht des neuen Königs.
    Jetzt erfüllte tiefer Friede seine Seele, und der Wechselgesang kam endlich an sein Ende, und ein gewaltiger Seufzer erfüllte die Kirche. Er erinnerte sich wieder daran, wie Jamies Gesicht bei ihrer Ankunft in Helwater aufgeleuchtet hatte, als sie die Frauen auf dem Rasen sahen – und William.
    Er hatte es damals schon vermutet, als er Fraser in der Kapelle bei Genevas Sarg antraf. Doch jetzt wusste er es über jeden Zweifel erhaben. Wusste auch, warum Fraser nichts an seiner Freiheit lag.
    Ein plötzlicher Stoß in den Rücken riss ihn aus dieser Erkenntnis.
    »Ich glaube, Pardloe stirbt gleich«, sagte Walpole. Eine zierliche, gepflegte Hand schob sich mit einer kleinen, verkorkten Glasflasche in die schmale Lücke zwischen den Brüdern Grey. »Möchtet Ihr mein Riechsalz benutzen?«
    Erschrocken sah Grey seinen Bruder an. Hals Gesicht war weiß wie ein Laken und triefte vor Schweiß, seine Augen waren geweitet und pechschwarz vor Schmerzen. Er schwankte. Hal griff mit einer Hand nach dem Riechsalz, mit der anderen nach Hals Arm.
    Dank der gemeinsamen Wirkung des Riechsalzes und seiner Willenskraft blieb Hal auf den Beinen, und der Gottesdienst fand zehn Minuten später sein gnädiges Ende.
    George Grenville war in einer Sänfte gekommen, und seine Sänftenträger warteten vor der Kirche. Grenville stellte sie großzügig in Hals Dienste, und sie brachten den beinahe Besinnungslosen im Laufschritt nach Argus House.
    Die dunklen Straßen rings um die Westminster Abbey waren voll von den Bewohnern Londons, die dem König die letzte Ehre erweisen wollten. Sie würden die ganze Nacht und fast den ganzen folgenden Tag an seinem Sarg vorüberziehen, bevor das Gewölbe wieder verschlossen wurde. Doch Grey hatte sich innerhalb weniger Minuten durch das Gedränge geschoben und fand sich mehr oder weniger allein unter dem bewölkten, herbstkalten Abendhimmel wieder, der fast den gleichen Farbton hatte wie der purpurfarbene Samtstoff auf dem Sarg des alten Königs.
    Er war von einem friedvollen Jubel erfüllt, als sei auch er zu einem Abschluss gekommen: ein seltsamer Gemütszustand nach einer Beerdigung.
    Zum Teil verdankte er dies natürlich Charlie und dem Bewusstsein, den toten Freund nicht im Stich gelassen zu haben. Darüber hinaus jedoch wusste er jetzt, dass es in seiner Macht lag, etwas nicht minder Wichtiges für

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