Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)
wich, und spürte, wie auch ihm weniger eng um die Brust wurde.
Er bemerkte, wie Pardloe an ihm vorbeiblickte, und wusste, dass John Grey hereingekommen war. Die Enge kehrte zurück.
»Setzt Euch doch, meine Herren«, sagte der Herzog mit großer Höflichkeit und wies auf die Sessel am Kamin. »John, würdest du Pilcock bitten, uns Brandy zu holen?«
» WIR WOLLEN IHN VORS KRIEGSGERICHT bringen, denke ich«, sagte Hal und stellte sein Glas nieder. »Statt eines Zivilprozesses, meine ich. Ein Zivilprozess würde es uns zwar – falls wir gewinnen – ermöglichen, das Geld zurückzuholen, das der Schurke noch nicht ausgegeben hat, und er würde uns die Möglichkeit geben, seinen Namen in der Presse anzuschwärzen, ihm gnadenlos nachzustellen und ihm das Leben gründlich zu ruinieren. Allerdings …«
»Allerdings kann es auch umgekehrt enden«, sagte Grey trocken. Er hatte glücklicherweise noch nie vor Gericht gestanden, doch hin und wieder hatte man ihn damit bedroht, aber er war um Haaresbreite stets davongekommen. Er hatte eine sehr gute Vorstellung von der zufälligen und gefährlichen Natur des Gesetzes. »Er dürfte genug Geld haben, um gute Anwälte zu beschäftigen. Könnte uns – und würde es wahrscheinlich, wenn das, was Carruthers sagt, auch nur zur Hälfte stimmt – im Gegenzug wegen Rufmords verklagen, uns durch die Instanzen schleifen und uns das Leben jahrelang zur Hölle machen.«
»Nun ja«, pflichtete Hal ihm bei. »Das auch.«
»Wohingegen ein Kriegsgericht nach den Gepflogenheiten der Armee verfährt, nicht des Gesetzes, und jede Aussage würde als Beweismittel gelten, wobei es dem Gericht freisteht, zu verwerfen oder zu verwenden, was auch immer der Sache das bevorzugte Gewicht verleiht.«
»Und wenn ihn das Kriegsgericht für schuldig befindet, gehe ich davon aus, dass Ihr ihn erschießen lassen könntet?«
Die drei Engländer sahen Fraser verblüfft an. Der Schotte hatte während des Großteils ihrer Ausführungen schweigend dagesessen, und sie hatten fast vergessen, dass er da war.
»Ich denke, er würde wohl eher gehängt«, sagte Hal nach einer kurzen Pause. »Im Allgemeinen erschießen wir nur Deserteure oder Meuterer.«
»Doch es ist ein verlockender Gedanke.« Quarry hob anerkennend sein Glas in Frasers Richtung, bevor er sich den anderen zuwandte. »Wollen wir ihn denn tot sehen?«
Grey überlegte. Die Vorstellung, der Gerechtigkeit Genüge zu tun und Siverly für etwas zur Verantwortung zu ziehen, das ein schweres Verbrechen war, war eine Sache. Die Vorstellung, ihn vorsätzlich zu Tode zu hetzen jedoch …
»Ich weiß es nicht«, sagte Grey langsam. »Doch vielleicht sollte ich mich lieber nicht an solchen Überlegungen beteiligen. Siverly hat mir in Quebec das Leben gerettet. Das würde mich zwar nicht davon abhalten, ihn vor Gericht zu bringen, aber … nein. Seinen Tod will ich nicht.«
Grey sah Fraser nicht an, denn er war sich nicht sicher, ob ihm der Schotte sein Zögern, Siverly zu vernichten, nicht als Verzagtheit auslegen würde.
»Besser, ihn zur Kasse zu bitten und ihn einzukerkern, so dass er als Beispiel dienen kann«, sagte Hal. »Außerdem ist eine Exekution viel zu schnell vorbei. Ich will, dass der Kerl leidet.«
Aus der Ecke, in der Fraser ein wenig abseits saß, kam ein leises Geräusch. Grey blickte zu ihm hinüber und sah zu seiner Überraschung, dass der Mann lachte, auf jene merkwürdige Art der Highlander, die zwar das Gesicht verzogen, aber kaum ein Geräusch machten.
»Und ich dachte, Ihr würdet mir Gnade gewähren, als Ihr Euch geweigert habt, mich zu erschießen«, sagte Fraser zu Hal. »Eine Schuld aus Ehre, sagtet Ihr?« Er hob ironisch sein Glas.
Eine tiefe Röte stieg Hal ins Gesicht. Grey glaubte nicht, dass er seinen Bruder je zuvor vollkommen sprachlos erlebt hatte. Hal sah Fraser einige Augenblicke an, dann nickte er schließlich.
» Touché , Hauptmann Fraser«, sagte er und wandte sich ohne Unterbrechung wieder an Grey.
»Ein Kriegsgericht also. Harry und ich machen uns hier ans Werk, während du gemeinsam mit dem Hauptmann Siverly holen gehst. Also, Harry, wen kennst du in Irland, der uns helfen könnte?«
11
Ordinäre Neugier
EDWARD TWELVETREES WOLLTE GREY NICHT AUS DEM KOPF GEHEN , als er am Morgen aus einem verstörenden Traum erwachte, in dem er mit gezogenen Pistolen einem Mann im Duell gegenüberstand. Sein Gegner hatte kein Gesicht, doch er wusste, dass es Edward Twelvetrees war.
Ihm war klar, woher dieser Traum
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