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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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großes Talent darin, sich diese Aufmerksamkeit zu beschaffen. Dumm war sie bestimmt nicht.«
    »Tatsächlich.« Er dachte einen Moment darüber nach. »Sich Aufmerksamkeit zu beschaffen. Glaubst du – ich meine, wenn Hal dir das alles erzählt hat, dann weißt du gewiss ebenfalls von Nathaniel Twelvetrees?«
    »Ja«, sagte sie knapp, und ihre Hand legte sich etwas fester um seinen Arm. »Du meinst, ob ich glaube, dass sie um seiner selbst willen eine Affäre mit ihm hatte? Oder um Hals Aufmerksamkeit zurückzugewinnen? Letzteres.«
    Er sah sie überrascht an.
    »Du scheinst dir ja sehr sicher zu sein. Sagt Hal das auch?«
    Sie schüttelte den Kopf, und eine Locke löste sich aus ihrer Frisur und baumelte neben ihrem Ohr. Sie schob sie ungeduldig zurück. »Ich habe es ihm gesagt, aber ich denke nicht, dass er es glaubt. Sie hat ihn geliebt, weißt du«, sagte sie, und ihr Mund spannte sich ein wenig an. »Er hat sie grenzenlos geliebt, aber es war nicht genug für sie – sie war eins von diesen verwöhnten Mädchen, für die selbst die größte Hingabe nicht genug ist. Aber sie hat ihn geliebt. Ich habe ihre Briefe gelesen.« Sie blickte zu ihm auf. »Das weiß er übrigens nicht.«
    Hal hatte also Esmés Briefe aufbewahrt, und Minnie hatte sie gefunden. Er fragte sich, ob Hal sie immer noch hatte. Er drückte ihr sacht die Hand und ließ sie los.
    »Von mir erfährt er es nicht.«
    »Ich weiß«, sagte sie, »sonst hätte ich es dir nicht erzählt. Ich gehe davon aus, dass du ebenso wenig wie ich darauf brennst, dass er sich noch einmal duelliert.«
    »Ich habe ja das erste Mal nicht miterlebt. Aber was – warum sollte er – oh. Es spielt keine Rolle.« Es musste etwas in Esmés Briefen stehen, das auf einen weiteren Verehrer hindeutete, etwas, das Hal nicht bemerkt hatte, Minnie aber schon.
    Sie sagte nichts, sondern blieb stehen, nahm die Hand von seinem Arm und richtete den Blick unheilvoll auf einen Busch, dessen frisches rötliches Laub sie mit dem Finger umdrehte.
    »Blattläuse«, sagte sie in einem Ton, der entweder den Läusen oder dem Gärtner nichts Gutes verhieß. Grey stieß ein mitfühlendes Geräusch aus, und nach einem weiteren finsteren Blick schnaubte Minnie verächtlich und kehrte auf den Gartenweg zurück.
    »Dein Mr Fraser«, sagte sie, nachdem sie einige Momente schweigend weitergegangen waren.
    »Er ist nicht mein Mr Fraser«, sagte er. Eigentlich hatte er unbeteiligt klingen wollen, und er dachte, das hätte er auch, doch sie warf ihm einen Blick zu, der ihn daran zweifeln ließ.
    »Aber du kennst ihn«, sagte sie. »Meinst du, man kann sich … auf ihn verlassen?«
    »Ich denke, das hängt davon ab, was man von ihm erwartet«, erwiderte Grey vorsichtig. »Wenn du fragst, ob er ein Ehrenmann ist, ja, das ist er. Mit Sicherheit ein Mann, der sein Wort hält. Abgesehen davon …« Er zuckte mit den Achseln. »Er ist Schotte, und noch dazu Highlander.«
    »Und das bedeutet was?« Sie war neugierig; sie hatte eine Augenbraue hochgezogen. »Ist er ein Barbar, wie man es den Highlandern nachsagt? Denn wenn es so ist, spielt er den feinen Herrn bemerkenswert gut.«
    »James Fraser spielt gar nichts«, versicherte er ihr und fühlte sich obskurerweise an Frasers statt beleidigt. »Er ist – oder war – Herr über ein Anwesen mit beachtlichem Grundbesitz und Pächtern, und er stammt aus gutem Hause. Was ich gemeint habe, ist, dass er …« Er zögerte, denn er wusste nicht genau, wie er es formulieren sollte. »Er hat ein Bild von sich selbst, das nichts mit den Anforderungen der Gesellschaft zu tun hat. Er neigt dazu, sich seine Regeln selbst zu machen.«
    Sie lachte. »Kein Wunder, dass Hal ihn mag.«
    »Tut er das?«, sagte Grey und freute sich absurderweise, es zu hören.
    »O ja«, versicherte sie Grey. »Er war selbst überrascht – aber auch froh darüber. Außerdem hat er, glaube ich, ein schlechtes Gewissen«, fügte sie nachdenklich hinzu. »Weil er ihn so ausnutzt, meine ich.«
    »Das habe ich auch.«
    Sie lächelte ihn voll Zuneigung an. »Ja, das kann ich mir vorstellen. Mr Fraser kann sich glücklich schätzen, dich zum Freund zu haben, John.«
    »Ich bezweifle, dass er das genauso sieht«, sagte Grey trocken.
    »Nun, er braucht sich keine Sorgen zu machen – und du auch nicht, John. Hal wird nicht zulassen, dass ihm etwas zustößt.«
    »Nein, natürlich nicht.« Doch das ungute Gefühl in seinem Nacken ließ nicht nach.
    »Und wenn euer Unternehmen erfolgreich ist, würde Hal

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