Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)
ein gutes Pferd findet. Mit der Kutsche natürlich langsamer. Etwas mehr als einen mit der Postkutsche, aber nur, wenn es nicht regnet.« Hastig spreizte Quinn die Finger, um den bösen Gedanken abzuwehren.
Grey tippte sich nachdenklich an das Kinn und sah Jamie an.
»Ich kann reiten«, versicherte ihm Jamie und kratzte sich die Rippen. Er fühlte sich jetzt wieder gut – so gut sogar, dass er extremen Hunger hatte.
»Aber wir dürfen das Gepäck nicht vergessen, Mylord.« Tom war wieder ins Zimmer gekommen, bewaffnet mit einem Becher Rasierseife, einem Klappmesser und einem Streichriemen.
»Das stimmt. Ihr werdet mit dem Gepäck die Kutsche nehmen müssen, Tom. Ich glaube aber, dass Hauptmann Fraser und ich wohl zu Pferd reisen werden. Das geht schneller, und die Gefahr, durch schlechte Straßen aufgehalten zu werden, ist geringer.«
Er richtete den Blick auf Jamie und zog fragend die Augenbraue hoch.
»Aye, schön.« Jetzt, da er vollständig wach war, galt seine Aufmerksamkeit eher Quinn als Grey. Er sah den Iren mit zusammengekniffenen Augen an, doch dieser ignorierte ihn geflissentlich.
»Und das Wetter eignet sich bestens zum Reiten«, sagte Quinn zustimmend. »Mein Weg führt mich ebenfalls Richtung Athlone – wenn es den Herren gelegen erscheint, könnt Ihr mich gern begleiten, so weit Ihr möchtet.«
Jamie fuhr zusammen, womit er Tom erschreckte, der im Begriff war, ihm mit einem Pinsel Seife ins Gesicht zu schmieren.
»Ich denke, wir finden den Weg selbst«, sagte er und hob eine Hand, um Tom Einhalt zu gebieten. »Soweit ich weiß, ist Athlone ja nicht sehr abgelegen. Doch wir danken Euch für die Freundlichkeit, Sir«, fügte er an Quinn gewandt hinzu, denn er wollte nicht unhöflich erscheinen. Am liebsten hätte er Quinn einfach gepackt und ihn ohne Umschweife aus dem Fenster gekippt. Das Letzte, was ihm auf dieser Expedition noch fehlte, war ein Ire mit Wahnvorstellungen, der ihm aufrüherische Vorschläge einflüsterte und ihn ablenkte, während er mit Grey und Siverly befasst war und mit dem, was Irland sonst noch an Ärger für ihn bereithalten mochte.
»Oh, nicht doch«, sagte Quinn und winkte ab. »Ich breche gleich nach dem Angelusläuten auf – zur Mittagsstunde, meine ich –, falls das den Herren gelegen ist. Wir treffen uns auf dem Hof, aye?«
Er schritt hastig zur Tür hinaus, bevor irgendjemand etwas sagen konnte, dann steckte er den Kopf plötzlich noch einmal ins Zimmer.
»Darcy’s an der High Street. Sagt Hugh Darcy, dass es Toby Quinn ist, der Euch schickt, und er wird Euch seine besten Pferde geben.«
GREY STELLTE FEST , dass Quinn nicht gelogen hatte. Die Pferde, die ihnen Mr Darcy zur Verfügung stellte, waren gesund und anständig beschlagen, und man konnte sich keine freundlicheren Mietpferde vorstellen. Mr Quinn hatte sich sogar persönlich im Stall blicken lassen und einen ordentlichen Preis ausgehandelt. Jamie hatte Quinn zwar finster angesehen, doch der Mann schien einfach nur hilfsbereit, wenn auch ein wenig aufdringlich zu sein, und außerdem ließ es sich ohnehin nicht verhindern, dass der Mann gemeinsam mit ihnen aus Dublin aufbrach – es war schließlich eine öffentliche Straße.
Sie plauderten ein wenig, wie es üblich war, wenn Fremde gemeinsam reisten – Mr Quinn hatte geschäftlich in Roskommon zu tun, sagte er; eine Erbschaft eines Vetters, um die er sich persönlich kümmern musste.
»Kennt Ihr Euch in Roskommon aus, Sir?«, fragte Grey. »Ist Euch vielleicht ein Herr namens Siverly bekannt? Gerald Siverly?«
Quinns Miene war neugierig, doch er schüttelte den Kopf.
»Dem Namen nach, gewiss. Er hat ein schönes Anwesen in der Nähe von Ballybonaggin. Aber mit Leuten wie mir gibt er sich nicht ab«, sagte er mit einem bescheidenen Grinsen.
»Welchem Gewerbe geht Ihr denn nach, Sir?«, fragte Grey, wenn auch besorgt, dass Quinn womöglich ein feiner Herr sein könnte – auch wenn er nicht so gekleidet war, deutete doch irgendetwas an seinem Verhalten darauf hin – und sich daher beleidigt fühlen könnte. Doch Quinn schien ihm die Frage nicht übel zu nehmen und antwortete freundlich.
»Oh, ein bisschen hiervon, ein bisschen davon, Sir – obwohl ich meinen Lebensunterhalt zum Großteil mit dem Druck von Predigten und philosophischen Werken verdiene, die man vielleicht als hochgeistig bezeichnen könnte.«
»Sagtet Ihr etwas, Mr Fraser?« Grey wandte sich im Sattel um und richtete den Blick auf Fraser, der ihnen folgte.
»Ich habe eine
Weitere Kostenlose Bücher