Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Jakobiten war. Im letzten Krieg hier, meine ich«, fügte er hinzu und nickte Jamie höflich zu.
    »Williams Anhänger haben Athlone im Westen attackiert, auf der Connaught zugewandten Seite, doch die Jakobiten haben die Brücke über den Shannon zerstört und es geschafft, sie aufzuhalten. Also haben Williams Männer den Ort bombardiert – im Archiv der Burg ist verzeichnet, dass innerhalb von zehn Tagen über sechzigtausendmal auf den Ort gefeuert wurde. Den Ort haben sie zwar nicht eingenommen, aber ihr General, ein Holländer namens Ginkel, war so schlau, ein Stück weiter flussabwärts zu ziehen – der Shannon ist fast überall schiffbar –, dort überzusetzen und die Jakobiten von hinten anzugreifen, so dass sie nicht mehr zurückkonnten. Die Jakobiten wurden damals natürlich in Aughrim besiegt – doch die Überlebenden haben sich nach Limerick durchgeschlagen und sind von dort nach Spanien gesegelt. Das nannte man die Flucht der Wildgänse.« Sir Melchior nahm nachdenklich einen Schluck Wein und behielt ihn einen Moment im Mund, bevor er schluckte. Es war guter Wein.
    »Dann ist Major Siverlys Vater also nach Spanien geflüchtet?«, sagte Grey und ergriff beiläufig sein Glas. »Wann ist er zurückgekehrt?«
    »Oh, gar nicht. Ist ein paar Jahre später in Spanien gestorben. Sein Sohn ist vor ungefähr sechs Jahren zurückgekommen, hat Glastuig gekauft, das halb verfallen war, und angefangen, es wieder aufzubauen. Wie ich höre, ist er in letzter Zeit zu einigem Geld gekommen«, fügte Sir Melchior hinzu. »Das Erbe eines entfernten Verwandten, habe ich gehört.«
    »Ach ja? Was für ein Glück für ihn«, murmelte Grey und sah Jamie über den Tisch hinweg an.
    Jamie nickte kaum merklich und schob die Hand in seinen Rock.
    »Ich frage mich, Sir – da Ihr ja so viel über die Geschichte dieser Gegend zu wissen scheint –, habt Ihr ein solches Gedicht vielleicht schon einmal gesehen?« Er reichte Sir Melchior eine zusammengefaltete Abschrift des Fragments aus der Wilden Jagd in der englischen Übersetzung.
    Sir Melchior setzte eine neugierige Miene auf und richtete sich auf, während er nach seiner Brille tastete. Er setzte sie auf und las die Zeilen dann langsam vor, während er die Worte mit seiner kräftigen Fingerspitze nachzeichnete.
    Lauscht, Ihr Männer aus den drei Landen.
    Lauscht dem Klang der Hörner, die im Wind klagen,
    die aus der Nacht kommen.
    Sie naht. Die Königin naht
    und ihr auf dem Fuße ihr großes Gefolge, ihre Mannen
    mit wildem Haar und wildem Blick,
    aus freiem Willen folgen sie ihr.
    Sie suchen nach Blut, gieren nach seiner Hitze.
    Ihre Stimmen ein Echo
    des Königs unter dem Berg.
    »Verflixt seltsam, das«, sagte er. Er blickte von der Seite auf und blinzelte ihnen durch seine Brille wie eine Eule entgegen. »Ich habe zwar schon von der Wilden Jagd gehört, aber eine solche Schilderung habe ich noch nie gesehen. Woher habt Ihr das?«
    »Von einem Soldaten«, erwiderte Jamie wahrheitsgemäß. »Wie Ihr seht, ist es nicht vollständig. Ich würde gern den Rest finden und vielleicht sogar den Verfasser.« Er blickte Sir Melchior so überzeugend mit dem Ernst eines Gelehrten an, dass er Grey völlig überraschte. Er hatte nicht gewusst, dass Fraser so ein guter Schauspieler war. »Ich würde gern eines Tages ein Büchlein mit einigen dieser alten Sagen herausgeben. Dies wäre eine schöne Ergänzung, wenn es vollständig wäre. Ist Euch vielleicht jemand bekannt, der sich mit solchen Dingen auskennt?«
    »Oh … ja. Ich glaube, ich weiß vielleicht jemanden.« Sir Melchior winkte seinem Steward, noch eine Karaffe Portwein zu holen. »Kennt Ihr Inchcleraun?«
    Grey und Fraser schüttelten die Köpfe, doch Grey spürte, wie sein Herz ein wenig schneller zu schlagen begann.
    »Es ist ein katholisches Kloster«, sagte Sir Melchior. »Stoßen wir an, Lord John? Ja, ja.« Er trank in einem Zug und stellte sein Glas mit einem zufriedenen Rülpser auf den Tisch, um es wieder füllen zu lassen. »Es liegt auf einer Insel – die ebenfalls Inchcleraun heißt – am nördlichen Ende von Lough Ree. Auf dem Wasserweg nur etwa zehn Meilen von hier entfernt. Der Abt – er heißt Michael FitzGibbons – ist ein großer Antiquitätensammler: Pergamente und alle möglichen Gegenstände. Ich bin ihm einmal begegnet; anständiger Kerl für einen Priester. Ich glaube, wenn Euch irgendjemand sagen kann, wo Ihr den Rest Eures Gedichtes finden könnt, könnte er es sein.«
    Grey sah, wie sich Jamies

Weitere Kostenlose Bücher