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Die Fährte der Toten

Die Fährte der Toten

Titel: Die Fährte der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael White
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wissen?'
     
    'Vor kurzem wurden drei Leute umgelegt. Manzana, seine Leibwache und danach ein Killer namens Wilcott. Jemand hatte eine Mordswut auf diese Typen. Wir beide wissen, wer das ist. Und du wirst mir erzählen, was du über sie weißt.'
     
    Kyle spürt, wie ihm der Schweiß den Nacken herunterläuft. Auf der anderen Seite herrscht Schweigen, und Kyle ist kurz davor zu glauben, dass Giorgio einfach aufgelegt hat, als dieser dann doch antwortet. Mit Unbehagen bemerkt er, dass er plötzlich Angst in Giorgios Stimme hören kann.
     
    'Warum interessierst du dich jetzt auch noch für diese alte Kiste?'
     
    'Spielt keine Rolle für dich. Du weißt etwas darüber. Spucks aus.'
     
    'Ja. Ja, ich weiß etwas darüber. Ein wenig.'
     
    Giorgio schweigt für einen Moment.
     
    'Es wird dir nicht weiterhelfen. Und es wird dir auch nicht gefallen. Wenn du es denn überhaupt glaubst.
    All diese Leute – sie waren in eine Zeugenexekution verwickelt, die vor vielen Jahren gelaufen ist. Eine Familie wurde ausgelöscht. Vater, Mutter, Sohn, Tochter – alle tot.'
     
    'Das lass mal schön mich entscheiden, was mir gefällt und was ich glaube und was nicht. Los, raus mit der Sprache. Was ist hier los? Wer begleicht hier alte Rechnungen? Und was ist mit der Tochter passiert? Sie taucht in den Akten von damals nicht mal auf. Als hätte es sie nie gegeben.'
     
    Giorgios Stimme klingt nun leicht gepresst.
     
    'Wer die Rechnungen begleicht – ich weiß es nicht. Was das Mädchen angeht - sie ist tot. Sie starb vor vielen Jahren durch die Hand ihrer Mörder irgendwo in der Wüste.'
     
    'Das ist die offizielle Version der Geschichte, stimmts? Aber du und ich, wir beide wissen, dass es noch eine andere gibt. Das Mädchen ist nicht tot. Und deshalb will ich wissen, was mit ihr passierte. Ich will es genau wissen. Ich will wissen, ob sie tot ist oder quicklebendig unter einem anderen Namen herumläuft. Und wenn sie tot ist, will ich das Grab sehen.'
     
    Giorgio macht eine Pause, als würde er mit den Worten ringen, und schließlich hält Kyle die Stille nicht mehr aus, und brüllt in den Hörer.
     
    'Spucks aus. Ich will die Wahrheit. Du kennst sie. Wenigstens einen Teil davon. Los, rede!'
     
    'Die Wahrheit ist, dass sie tot ist. Niemand weiß, ob man sie begraben hat oder nicht. Es spielt auch keine Rolle – wenn es ein Grab gibt, wirst du es nicht finden. Niemand wird das. Es soll nicht gefunden werden, und es wird nicht gefunden werden. Und das ist auch gut so. Sie ist tot, Kyle. Vergiss sie. Es gibt Dinge, an denen man nicht rühren sollte.'
     
    Kyle feuert ein halbleeres Wasserglas an die Wand.
     
    'Nein es ist nicht gut. Ganz und gar nicht. Wenn sie tot ist, will ich das Grab sehen. Wenn es kein Grab gibt, will ich die Knochen sehen. Wenn es keine Knochen gibt, dann will ich die Asche sehen. Oder was auch immer. Aber eines ist sicher - ich werde etwas sehen. Und wenn ich die ganze beschissene Wüste umgraben muss.'
     
    Nur das ihm das nichts nutzen wird. Wie von weit her hört er Giorgios Stimme, und jetzt hat sie einen eindringlichen harten Klang.
     
    'Hör mir gut zu, Kyle McCarson. Du kennst dieses Land nicht. Nicht im Geringsten! Dieses Land – es hat schon so viel Blut aufgesogen. So viele Menschen verschlungen. Ich bin ein Teil dieses Landes geworden, weil ich ihm auf meine ganz eigene Art meinen Tribut gezahlt, ihm gedient habe. Ihm und denen, die darüber herrschen. Du jedoch, du bist kein Teil dieses Landes und auch nicht sein Diener. Du warst es nie, und du wirst es nie sein. Und deshalb wirst du gewisse Dinge nie verstehen.'
     
    Wieder macht Giorgio eine Pause, bevor er mit leiser Stimme weiterspricht, fast so, als hätte er Angst, belauscht zu werden.
     
    'Das Mädchen, das du suchst und das jetzt tot ist - sie war ein Teil dieses Landes, und sie ist es noch. Frag mich nicht, woher ich dieses Wissen habe. Ich sage dir nur so viel, und ich warne dich – das Land hat sie zu sich geholt. Und wenn es dem Land gefallen hat, sie wieder freizugeben – und wenn ich die Zeichen richtig deute, ist genau das geschehen - möge der Barmherzige uns beschützen. Wenn du an einen Gott glaubst – bete zu ihm, dass du sie nie wieder siehst.'
     
    'Was soll dieses Gefasel? Willst du mir Angst machen? Mir Gruselgeschichten erzählen?'
     
    Kyle schüttelt den Kopf. Giorgio meint es offenbar bitterernst.
     
    'Ich warne dich, McCarson. Eine Menge Leute hingen in dieser Sache drin. Eine Menge Leute, die jetzt tot sind.

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