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Die Fährte der Toten

Die Fährte der Toten

Titel: Die Fährte der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael White
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Schweigen.
     
    'Gibts diese Uralten eigentlich noch? Oder sind die schon alle im Ruhestand? Sonst könnte man sie ja noch mal fragen. Möglicherweise sind sie jetzt ein wenig redseliger als früher.'
     
    Jennifer lacht leise auf.
     
    'Oh ja, es gibt sie noch. Sie existieren seit sehr langer Zeit. Sie entscheiden selbst, wann sie zu uns sprechen.'
     
    ‘Du bist schon einmal einem von ihnen begegnet, nicht wahr?'
     
    'Ja. Ich kenne eines dieser Wesen. Und glaub mir – es würde deine respektlosen Reden kaum mit Wohlgefallen zur Kenntnis nehmen.'
     
    Jennifer macht eine Pause und sieht Lee direkt in die Augen, und Lee beginnt sich unwohl zu fühlen, als sie hinter die Fassade des Wesens schaut, das da vor ihr steht.
     
    'Ok, wir sind also eine Laune der Natur oder der Götter, und nun nehmen wir teil an der Veranstaltung hier auf diesem Planeten. Wie schön.'
     
    Lee lässt ihren Blick über das Panorama gleiten.
     
    'Was weißt du eigentlich wirklich über Frank? Oder Gettys, wie du ihn immer nennst.'
     
    'Er hat dich geschaffen.'
     
    'Aber warum. Weil ich so hübsch aussehe? Weil er mich verwechselt hat? Weil er nichts Besseres zu tun - '
     
    'Falsch. Er hat dir die wichtigsten Dinge anscheinend erklärt, denn sonst wärst du jetzt nicht hier. Du würdest schon längst irgendwo da draußen verrotten oder halb wahnsinnig durch die Straßen irren, bis dich schließlich jemand finden und zur Strecke bringen würde.'
     
    'Ok, macht Sinn. Ist ja auch alles schön und gut. Ich kapier trotzdem nicht, ich meine, warum ich?'
     
    'Die alte Frage. Jeder und jede stellt sie irgendwann. Zu Recht. Was mich angeht – ich glaube nicht, dass Gettys so ein schlaues Bürschlein ist, dass er ausgerechnet unter all den Möglichkeiten, die einem unserer Art offen stehen, die eine wählte, die so...'
     
    Jennifer macht eine kurze Pause und betrachtet Lee nachdenklich.
     
    '...einzigartig ist. In jeder Beziehung.'
     
    'Könntest du dich mal etwas genauer ausdrücken?'
     
    Lee wirft Jennifer einen genervten Blick zu. Warum kann nie einer Klartext reden? Jennifer scheint sich ihre Worte zurechtzulegen, bevor sie antwortet.
     
    ‘Du gehörst meiner Linie an. Schon seit langer Zeit. Von dem Moment an, wo du geboren wurdest. In dieser Hinsicht spielt es keine Rolle, dass Gettys dich verwandelt hat – du und ich, wir gehören zusammen. Möglicherweise hat er geglaubt, dass er einen Nachkommen seiner eigenen Linie erzeugt, als er dich schuf. Es würde mich nicht wundern - er ist und bleibt ein ignoranter Narr. Vielleicht wollte er uns damit auch einfach einen Schlag versetzen. In gewisser Weise hat er das auch getan.
     
    Aber gleichzeitig hat er dir ohne es zu wissen etwas mitgegeben.‘
     
    ‚Und das wäre?‘
     
    ‚Selbst wenn ich es mit Bestimmtheit wüsste, es wäre mir untersagt, mit dir darüber zu sprechen. Du musst es selbst herausfinden. Der Weg, der noch vor dir liegt – du musst ihn allein gehen. Und niemand weiß, wohin er dich führen wird. Ich weiß, dass diese Antwort nicht befriedigend ist. Doch es ist die einzige, die ich dir im Moment zu geben befugt bin.'
     
    ‚Ich verstehe…‘
     
    Jennifer blickt hinauf in den Nachthimmel.
     
    'Das Auge des Himmels wird sich bald auf seine Reise begeben. Unsere Zeit neigt sich dem Ende zu. Darum will ich dir noch einige Dinge mit auf den Weg geben.'
     
    Lee will protestieren, sie hat da noch eine Menge weiterer Fragen, doch Jennifer hat Recht. Die Zeit ist so rasch verflogen, dass sie es kaum gemerkt hat.
     
    'Wenn du deinen alten Gewohnheiten weiter nachgehen willst, kannst du das tun. Wir alle brauchen eine Beschäftigung, um uns die Zeit zu vertreiben und uns abzulenken. Sei es nun die Jagd nach Menschen oder der Reiz einer Eroberung.'
     
    Lee hat für einen Moment das Gefühl, knallrot anzulaufen. Sie fühlt sich fast so ertappt wie damals, als ihr dämlicher Bruder in aller Seelenruhe heraus posaunte, dass seine große Schwester auf Mädchen stehe und sich seine Kumpels von daher eh keine Hoffnungen zu machen brauchten. Jennifer fährt ungerührt fort.
     
    'Was deine ehemalige Unart angeht, jede Menge Leichen zu produzieren – da bin ich zufrieden. Du hast dich inzwischen im Griff, und das ist auch gut so. Was Dein anderweitiges Vergnügen angeht – überleg dir gut, was du tust. Die Nähe oder gar die Liebe zu Menschen ist für uns ein heikles Thema.'
     
    'Ich sollte doch lernen, zu jagen ohne zu töten. Tu ich jetzt. Klappt auch. Also, worauf

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