Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fährte der Toten

Die Fährte der Toten

Titel: Die Fährte der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael White
Vom Netzwerk:
wie wir ein gefühltes Jahrhundert in dieser Boutique verbracht haben, weil du dich nicht entscheiden konntest, welches Shirt du mitnehmen wolltest? Das war schon nervig. Aber das seitdem Mr. X an unseren Absätzen klebt – das geht mir richtig auf die Ketten. Und deshalb kümmern wir uns jetzt darum.'
     
    'Was? Ich meine, wer - ? Worum geht es gerade eigentlich?'
     
    Tanya sieht sich um, was Lee mit einem unterdrückten Fauchen quittiert.
     
    'Jetzt glotz nicht so blöde, sonst kriegt er noch mit, dass wir es gemerkt haben. Los, komm mit um die Ecke und bleib einfach da stehen, wo ich es dir sage.'
     
    Ohne ihre Antwort abzuwarten zerrt Lee Tanya in eine enge Gasse zwischen zwei heruntergekommenen Mietskasernen, in der es nach verrottenden Abfällen und Pisse stinkt, und ohne das Tanya es bemerkt, umhüllt sie die Dunkelheit und entzieht sie den Blicken der Menschen.
     
    ***
     
    Sie sind weg! Wilcott streicht sich über seinen kahl rasierten Schädel und sieht sich aufmerksam um, während seine Rechte die Waffe umklammert. Die Gasse liegt im Dunkeln. Trotzdem, hier gibt es keine Verstecke, es sei denn, die beiden haben sich in einer Mülltonne verkrochen. Mit langsamen Schritten tastet er sich vorwärts, auf jede Bewegung achtend. Doch selbst seine jahrelange Erfahrung rettet ihn nicht, als Lees Faust wie Vorschlaghammer in seinen Nacken kracht. Wilcott fliegt ungebremst in einen Haufen schmieriger Pappkartons, knallt mit dem Kopf gegen die Wand und ist für einen Moment orientierungslos. Bevor er sich wieder aufrappeln kann, knallt ein Stiefel auf sein Handgelenk, und mit einem unterdrückten Aufschrei lässt er seine Waffe fallen. Mit einem Lächeln zieht Lee ihr Messer aus dem Stiefelschaft und ist gerade im Begriff, sich zu Wilcott hinunter zu beugen, als Tanyas Stimme hinter ihr erklingt.
     
    ‚He, was machst du denn da, du kannst doch nicht – ‚ 
     
    Lees Kopf zuckt herum, ihr Gesicht zu einer Fratze verzerrt, aus dem Tanya eine Form von Zorn entgegen springt, wie sie es noch nie zuvor erlebt hat. Sie will einen Schritt zurück machen, doch ihre Beine sind wie mit dem Boden verwurzelt, und sie kann Lee nur entsetzt anstarren. Lee erhebt sich mit einer geschmeidigen Bewegung, macht einen Schritt auf Tanya zu und schlägt ihr ins Gesicht, eine ansatzlose Bewegung, die Tanyas Kopf zur Seite schnellen und sie abrupt in die Wirklichkeit zurückkehren lässt.
     
    'Mach das nie wieder. Hast du das verstanden? Nie. Wieder.'
     
    Lees Stimme ist nur noch ein gutturales Fauchen, und Tanya nickt. Lee wird diesen Mann töten, ganz egal was du tust, denkt sie. Also halt dich besser raus, sonst bist du gleich selber dran. Sie blickt Lee mit ängstlichen Augen an, und das lange verdrängte Gefühl, in einem riesigen Schlamassel zu sitzen, kehrt mit Wucht zurück. Die Frau, die ihr da gegenübersteht, ist eine Killerin. Vielleicht auch einfach nur eine Psychopathin oder sonst wie Gestörte, aber auf jeden Fall eine, die genau weiß, was sie tut. Stand jetzt will sie dich nicht umlegen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, nicht wahr?
     
    Lee starrt Tanya an, ein kaltes Glitzern in ihren Augen. Mit Mühe beherrscht sie den Drang, einfach hier und jetzt reinen Tisch zu machen. Zwei Leichen statt einer - und alles ist gut. Der Typ, der ihnen hinterher geschlichen ist, rappelt sich gerade stöhnend auf. Lee ignoriert ihn für den Moment und fixiert stattdessen Tanya mit einem undeutbaren Ausdruck in ihren Augen.
     
    'Mach eine Runde um den Block. Na los, hopp. Ich kümmere mich um diese unschöne Angelegenheit. Hol dir eine Cola oder mach sonst was, solange es kein Unfug ist.'
     
    Tanya nickt und geht erst ein paar unsichere Schritte, bevor sie zu laufen beginnt und um die Ecke verschwindet. Lee wendet sich wieder dem Verfolger zu, während sich ihre Augen verändern und ihre Fangzähne sich ihren Weg durch ihren Kiefer bahnen. Sie packt ihr Opfer im Nacken und reißt es hoch, als wäre es ein kleiner Welpe. Lee kann die Angst, die ihm aus allen Poren strömt, förmlich riechen, und sie genießt das Gefühl der Macht, das sie durchströmt.
     
    'Tja, da haben sich die Koordinaten wohl ein wenig verschoben, was? Das sollte alles ganz anders laufen - einfach mal diese beiden Muschis wegmachen und dann ab dafür, stimmts? Hat leider nicht geklappt. Also, warum bist du hinter uns her? Los, rede! Oder muss ich erst richtig böse werden?'
     
    Der Schraubstock in Wilcotts Nacken wird eine Stufe angezogen, als er

Weitere Kostenlose Bücher