Die Fährte der Toten
ihr aus, und Tanya weiß, dass sie das Wesen aus dem Wald ist, das sie töten will und sie schreit laut auf...
...und erwacht in ihrem zerwühlten Bett, während von draußen die ersten Strahlen der Sonne in ihr Zimmer scheinen. Sie ist schweißgebadet, ihr Herz rast, und sie sieht sich hektisch um, aber es war nur ein Traum, ein fürchterlich realer Alptraum... Sie lässt sich erleichtert in die Kissen zurückfallen. Aber ein Teil in ihr flüstert ihr zu, dass das nicht stimmt, dass es kein Traum war, sondern eine Vision. Doch der Gedanke verschwindet ebenso schnell wie er gekommen ist, und Tanya versinkt erneut in einen unruhigen Schlaf.
***
Die wärmenden Strahlen der Sonne wecken Tanya auf. Sie blinzelt ein wenig und steht dann mit einem Ruck auf. Diesmal kehrt die Erinnerung sofort zurück. Sie reckt sich und gähnt einmal herzhaft. Eigentlich hat sie ganz gut geschlafen. Wenn da nicht dieser grässliche Alptraum gewesen wäre...
Das Loch in ihrem Bauch lenkt sie von diesen Gedanken ab. Was hatte sie gestern eigentlich noch mal vorgehabt, bevor sie mit irgendwelchen Knarren rumgefuchtelt hat? Genau, sie wollte was essen.
Sie geht in die Küche herunter, öffnet den Kühlschrank und macht sich ein Frühstück. Danach fühlt sie sich ein bisschen besser. Lee hat sich noch nicht blicken lassen. Ist wohl unterwegs, ein paar Leute umlegen. Dieser Palast muss ja irgendwie finanziert werden. Tanya schüttelt den Kopf ob ihrer eigenen Gedanken und geht mit langsamen Schritten durch das Wohnzimmer. Bei Tageslicht sieht es nicht mehr ganz so kalt und unwohnlich aus. Ein paar nette Bilder an den Wänden, ein paar Blumen auf dem Tisch – schon wäre es einigermaßen wohnlich hier. Mehr aus einer Laune heraus testet Tanya, ob sie die Tür zur Terrasse öffnen kann – und stellt zu ihrem Erstaunen fest, dass es geht. Sie geht hinaus und atmet die frische Luft ein.
Die Oberfläche des Pools kräuselt sich leicht im Wind. Eigentlich könnte sie ein paar Runden schwimmen gehen, wo sie schon sonst nichts zu tun hat. Handtücher gibt es hier ja. Blöderweise hat sie keinen Bikini dabei. Wird sie Lee nach fragen, wenn sie wieder da ist.
Tanya schlendert über den Rasen und sieht sich weiter um. Rechts scheint eine Treppe zu sein, die wohl zum Meer oder den Klippen hinunter führt. Wahrscheinlich eher eine Sackgasse. Nach ein paar weiteren Schritten sieht sie unter sich in der Ferne die Ausläufer der Stadt. Eine gefühlte Unendlichkeit entfernt glitzert das Sonnenlicht im Meer der Wolkenkratzer. Der Ausblick ist fantastisch, und sie beginnt zu verstehen, warum Lee diesen so abgelegenen Ort gewählt hat. In der Nacht muss es absolut überwältigend sein, das Lichtermeer unter ihr zu betrachten.
Tanyas Blick wandert weiter. Die Anhöhe, auf der das Haus steht, ist vom Wald umschlossen, der ins Tal hinabzufließen scheint. Nur ein einziger Weg führt hinab, und der verliert sich schnell aus ihrem Blickfeld. Eine Windböe, die den leicht salzigen Geruch des nahen und doch unsichtbaren Meeres mit sich bringt, weht ihr ein paar Haarsträhnen ins Gesicht, und sie versucht vergeblich, sie hinter ihren Ohren festzuklemmen. Tanya nimmt sich vor, sie nächstes Mal zusammen zu binden. Hier oben ist alles den Winden und den Launen der Natur ausgesetzt.
Sie schlendert ziellos weiter und bemerkt nun, dass das Haus wie ein altes Fort frei in der Landschaft steht, Wer sich ihm nähern will, muss erst einmal die recht hohe Mauer überwinden und hat dabei keine Deckung. Wollte jemand hier herumspionieren oder gar einbrechen – er oder sie hätte es nicht leicht.
Genauso wenig wie jemand, der hier einfach mal abhauen will. Das wird ihr schnell klar, als sie sich der Mauer nähert. Ohne Leiter ist da nichts zu machen, und selbst wenn sie rüber kommt – dann steht sie halt im Wald, dessen hohe Tannen eine schier undurchdringliche Barriere zu bilden scheinen und alles in einen trüben Dämmer tauchen.
Tanya macht wieder einige Schritte Richtung des Sicherheit versprechenden Hauses und sieht dann das Tor, das wohl der einzige Zugang zum Anwesen ist. Natürlich geschlossen. Seitlich an der Mauer ist eine Schalttafel. Wahrscheinlich für Notfälle, damit man es öffnen kann, wenn die Fernbedienung mal nicht funktioniert. Aus Neugier geht Tanya hinüber, drückt den grünen Knopf – und erschrickt, als sich das Tor lautlos in Bewegung setzt und in der Mauer verschwindet. Fast erwartet sie eine
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