Die Fährte des Nostradamus
bewegte sie sich einfach zu gern. Kirsten war überzeugt, ohne die aktiven Besuche auf dem Hof den Alltag in England nicht aushalten zu können. Eines Tages würde sie hier die Zelte abbrechen und zurück nach Deutschland kommen, soviel stand fest. Auf der Insel war für Kirsten das Leben komplizierter, was nicht nur am Essen lag. Sie konnte sich einfach nicht an den Linksverkehr gewöhnen, und die enormen Steuern, die sie dank ihrer Britischen Staatsangehörigkeit zahlen musste, ärgerten sie maßlos. Die meisten ihrer Freunde lebten in Deutschland, und letztendlich bot die Bundesrepublik für eine Frau mit ihren Qualifikationen ungleich bessere Möglichkeiten als das Königreich. Schließlich war da noch der Hof. Ihre Eltern planten inzwischen ihren Ruhestand und würden es gern sehen, wenn der Reiterhof in der Familie bliebe. Kirsten hatte keine Geschwister. Sie konnte sich gut vorstellen, eines Tages Lehrstuhl gegen Landleben einzutauschen. Zu ihren Wurzeln zurück zu kehren, wie es immer so schön hieß.
Draußen fuhr ein silberner Van vor, und parkte auf unverschämter Art falsch. Zwar schaltete der Fahrer nun die Warnblinkanlage ein, aber die meisten Autofahrer zeigten wenig Verständnis dafür und bedachten ihn mit ärgerlichen Hupen. Kirsten war nicht überrascht, als Sheldon mit zwei Begleitern aus dem Van stieg und das Bistro ansteuerte. Der Fahrer des Vans blieb im Wagen und parkte nun etwas weiter auf einen größeren Parkplatz. Sheldon hatte Kirsten offenbar schon von draußen ausgemacht. Zielstrebig steuerte durch die vielen Gäste auf ihren Tisch zu und nahm ohne umschweife Platz.
Da keine weiteren Stühle frei waren, standen seine Begleiter etwas unschlüssig in der Gegen herum. Es war ihnen anzusehen, dass sie sich dabei nicht wohl fühlten.
Der dünnere der Beiden machte eine vorwurfsvolle Miene, und musterte Kirsten argwöhnisch mit geröteten Augen. Er erinnerte sie an einen Geier der nur darauf wartete, sich auf die Reste eines frisch gerissenen Schafes zu stürzen. Wer hier die Rolle des Schafes hatte, war unschwer zu erraten.
„Ms. Moreno, ich danke Ihnen für Ihr Verständnis und versuche Ihre Zeit so wenig wie möglich in Anspruch zu nehmen“, begann Sheldon das Gespräch.
„Das sind übrigens die Agenten Darr und Baxley. Im Verlauf unserer Unterhaltung werden sie einige Fragen an Sie haben.“
Kirsten grüßte die Beiden freundlich und erntete dafür eisiges Kopfnicken, was sie amüsierte. Als Professorin hatte sie oft mit Behörden zu tun und solche Menschen wie Baxley und Darr kreuzten immer wieder ihre Wege. Die leben nur für ihren Job und platzen fast vor Stolz, wenn irgendein Vorgesetzter ihnen im Vorbeigehen die Hand schüttelte, um sie im nächsten Moment wieder zu vergessen. Fachidioten, die in der Welt außerhalb ihrer Amtsstuben oft nicht klar kamen.
„Ich kann mir denken, das Sie meinen kurzen Auftritt in der Botschaft nun mit anderen Augen betrachten Mr. Sheldon, aber wie ich schon am Telefon zu erklären versuchte, mehr kann ich ihnen wirklich nicht sagen.“
„Können sie nicht, oder wollen sie nicht, Ms. Moreno“, fuhr Darr dazwischen, bevor Sheldon etwas erwidern konnte.
Kirsten schaute den Agenten mitleidig an.
„Natürlich
will
ich nicht. Agent Darr. Tatsächlich bin ich eine international gesuchte Terroristin mit zig verschieden Identitäten. Sie ahnen ja gar nicht, was für ein dicker Fisch ihnen ins Netz gegangen ist. Eine Beförderung ist Ihnen sicher. Übrigens“, Kirsten flüsterte geheimnisvoll und beugte sich zu Darr rüber, „schauen Sie sich mal vorsichtig am. Alle hier im Bistro anwesenden Personen sind Handlanger von mir. Ein Wink, und Sie sind erledigt.“
Darr schaute sich tatsächlich verunsichert um und Kirsten musste laut lachen. Darr gab sich genau so, wie es stumpfsinnige Polizisten im Fernsehen immer zu tun pflegten.
Das Gesicht des Agenten lief rot an und seine Kiefermuskeln traten hervor.
Sheldon lehnte sich amüsiert zurück. Die Art der Professorin begann ihm zu gefallen. Die meisten Frauen die er kannte, würden sich angesichts der Agenten schüchtern jedem Verhör unterwerfen. Kirsten Moreno schien jedoch aus einem anderen Holz geschnitzt. Der Botschafter sah sich die Deutsche nun etwas genauer an. Im Gegensatz zu ihrem leicht an Zigeunerin erinnernden Outfit in der Botschaft, trug sie heute eher unauffällige Kleidung. Verwaschene Jeans, lange weiße Bluse und helle Sportschuhe. Fertig! Ihre rote Mähne hatte sie zu
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