Die Fährte des Nostradamus
Gabriele es so schön formulierte, es ist nur ein Wechsel in eine andere Daseinsform. Nichts von dem, was man Leben nennt, wird mit dem vergleichbar sein, was hinter dem Horizont des Menschlichen Körpers auf jeden von uns wartete.
„Eines verstehe ich immer noch nicht“, meinte Steve und nagte an seiner Unterlippe.
„Da kommt eines Tages Nostradamus daher und spendet eine Menge Geld. Ok! Aber dann verfügt er weiter diese Geschichte mit den drei Schwestern, und fortan kommt es prompt zu solchen Geburten. Wie konnte Notre Damme denn so etwas arrangieren. Konnte er auch zaubern?“
Pater Hanson konnte die Frage gut verstehen, und erinnerte sich an den Abend zurück, als Pater Bertrand ihn in die Geheimnisse dieses Ortes einweihte. Auch er hatte damals ähnliche Fragen.
„Was soll ich sagen“, Hanson zuckte mit den Schultern, „auch ich habe nicht auf all meine Fragen Antworten erhalten. Aber es ist tatsächlich so, wie Gabriele es schon erwähnt hat. Nach dem Tod des Meisters begann der Zyklus der drei Schwestern, und soll, wenn er auch weiterhin Recht behalten sollte, mit dem heutigen Tag sein Ende finden“, schloss Hanson mit einen Blick des Bedauerns.
Steve hatte noch eine Frage. „Pater Hanson, dieses Bild, das Sie uns heute gezeigt haben, Woher stammt das eigentlich? Ich werde das Gefühl nicht los, es schon einmal gesehen zu haben…“
Pater Hanson wusste, was Steve meinte, und hob abwehrend die Hände.
„Nein, nein. Sie meinen sicher ein anderes Bild. Sie meinen die „Lady of Shalott“ von John William Waterhouse, eines, oder besser gesagt, das bekannteste Bild von ihm“. Waterhouse, war ein Mann der gern und viel reiste. Er hatte eines Tages die Abbaye besucht und war vom Bildnis der Elaine so fasziniert, das er eine ganze Serie von Bildern veröffentlichte, die, wenn Sie mal genau hinschauen würden, alle das Antlitz Elaines trugen. Der Mann muss damals vom ihr verzaubert worden sein“, meinte Hanson. Stolz und Ehrfurcht schwangen in seiner Stimme mit. „Er nannte die Schöne Lady of Shalott. Andere Bilder trugen Namen wie, Circe, Mjranda, Ophelia… Aber alle zeigen im Grunde genommen ein und dieselbe Frau. Elaine!“
„Elaine of Askolat? Den Namen habe ich noch nie gehört“, meinte Kirsten überrascht.
Ich auch nicht…
Elaines geistige Stimme klang amüsiert
.
„Nicht?“ Pater Hanson war ebenso überrascht. „Ist das denn nicht Ihr voller Name?“
Nein
!
„Nein, Pater, ist er nicht. Es gibt keinen Bei- oder Nachnamen. Nur Elaine.
Pater Hanson schüttelte nachdenklich den Kopf. „Und Lancelot? Hatte Ihr Geliebter in Wirklichkeit auch einen anderen Namen?“
Wer? Was redet der nur.
„Lancelot? Meinen Sie den Lancelot aus Artus Tafelrunde?“ Jetzt musste Kirsten lachen. „Lancelot!“
Steve und Sheldon grinsten auch. Am meisten jedoch über den armen Pater, der hilflos von einem zum anderen schaute und um Worte rang.
Tafelrunde?
Elaine verstand rein gar nichts und ließ Kirsten an ihren Erinnerungen an jene Zeit teilhaben.
Artus? Meint der etwa den Römer Arturios der mit Merlin die Engländer vor den Sachsen gerettet hatte? „
Genau den meint er. Aber entschuldige. Bis gerade eben hatte ich auch noch daran geglaubt. So wurde es uns eben überliefert Elaine.“
Einen Lancelot gab es dabei aber nicht. Und an eine Tafelrunde kann ich mich auch nicht erinnern…
„Nun ja“, meinte Hanson gedehnt. „Wie dem auch sei, das original Gemälde der Elaine stammte jedenfalls auch aus dem Nachlas des Meisters. So wie alles hier, wie bereits gesagt. Waterhouse vermied es jedoch, der Stirn seiner Lady of Shalott, mit einen blauen Halbmond zu verzieren. So weit wollte er nicht gehen. Schließlich konnte jeder hier das Bild in der Abbaye bewundern und er währe eines einfallslosen Kopierers bezichtigt worden.“
Nachdem Pater Hanson geendet hatte, wurde es ruhig in dem leeren Gotteshaus, und es folgte nachdenkliches Schweigen. Kirsten, Steve und Sheldon gingen ihren Gedanken nach, und Pater Hanson wirkte ziemlich ernüchtert. Um sich die Beine zu vertreten stand Steve auf, und lief ziellos in der Abbaye umher. Sheldon überlegte derweil, ob er hier drinnen rauchen durfte. Mit einem Glimmstängel im Mund konnte er besser nachdenken.
Kirsten stand ebenfalls auf und ging zurück zum Taufbecken, das ihr plötzlich verstoßen vorkam. Es hatte seinen Zweck erfüllt, und stand nun nutzlos auf dem Abstellgleis. Schon ein seltsames Gefühl, dachte sie, als sie in die Bodenöffnung
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