Die Fährte des Nostradamus
schaute. Dort unten befindet sich ein Altar, der mir zu Ehren errichtet wurde und seit Jahrtausenden verborgen war. Fast wäre er in Vergessenheit geraten. Wenn Nostradamus nicht dieser geniale Hellseher gewesen wäre… niemand hätte sich auf den Weg nach Langonnet gemacht, um sich für den Kampf gegen das Böse vorzubereiten.
Du würdest auf jeden Fall den Weg gefunden haben, meine Liebe. Er hätte Dich gefunden. Es ist Dein Schicksal, vergiss das nicht
.
Elaine sprach sie nun vertrauter an und Kirsten war es, als trüge sie ihre beste Freundin in sich. Immer darauf bedacht, ihr in den entsprechenden Situationen eine weise Beraterin zu sein, wartete sie im Hintergrund.
„Wir sind eins.“
„Was hast Du gesagt?“ fragte Steve, der plötzlich neben ihr stand. „Ach nichts Steve“, sagte Kirsten lachend. „Die Stimme in meinem Kopf treibt mich manchmal zu Selbstgesprächen. Nimmt es so hin.“
Nun musste Steve auch lachen. „Klar verstehe ich. Das kenn ich schon von Collum“, flachste er und zwinkerte mit den Augen.
Kirsten schaute wieder auf das Buch und es kam ihr vor, als wenn es endlich von ihr gelesen werden wollte, ihr seine Geheimnisse jetzt offenbaren möchte.
Sanft fuhr sie mit einer Hand über den Umschlag und ertastete die Textur des feinen Leders.
Die alte Schrift
, dachte sie verträumt. Nicht einmal Elaine kannte ihren Ursprung. Geschrieben wurden die Centurien von Michel Notre Damme. Damals, am 12.12.1563, wie ihr der Eintrag auf der ersten Seite verriet, setzte er sich an seinen Schreibtisch und begann dieses Werk. Wohl wissend, welch wichtigen Zweck diese Zeilen in ferner Zukunft zu erfüllen hatten, schuf er die Centurien. So stellte Kirsten sich jedenfalls die Szene vor, wie es sich damals ereignet haben könnte.
Einem neuen Impuls folgend drehte sie sich um. „Ed. Ich möchte eine Weile mit dem Buch allein sein. Würdest du mir bitte einen Stuhl nach unten tragen?“
Sheldon gefiel der Gedanke nicht. Kirsten allein in diesem Gewölbe? Was, wenn dort noch mehr Überraschungen warten.
„Immer mit der Ruhe.“ Kirsten hob beruhigend die Hände, als sie seinen skeptischen Blick sah.
„Du kannst ja mit Steve den Eingang bewachen. Pater Hanson hat sicher auch etwas zu essen für meine Wachhunde, nicht war Pater?“
Auch Pater Hanson fühlte sich überrumpelt, verstand jedoch, dass Kirsten nun etwas Zeit mit dem Buch verbringen wollte.
Steve und Sheldon bemerkten jetzt erst, dass sie tatsächlich Hunger hatten und schauten Pater Hanson fragend an.
„Ich bin nicht unbedingt für meine Weitsichtigkeit bekannt“, meinte er gewinnend, „aber ich habe uns tatsächlich etwas zu essen und trinken vorbereitet.“ Gabriele, hilfst Du mir bitte mit dem Korb?“
Wenig später, mit Schnittchen und Saft versorgt, setzte Kirsten sich an den Altar, auf dem noch immer die Kerzen brannten und sich in den matten Verzierungen der Schatulle spiegelten.
Pour Elaine
Der Ritter, den ich kommen sah, hat sein Schicksal gefunden. Ein neuer Kampf gegen das negative Potential des Universums beginnt. Auch ich, ein einfacher Arzt, der mit Gottes Gnaden eine wunderbare Fähigkeit geschenkt bekam, kann nicht sehen, in welcher Gestalt Du wieder gekommen bist, Elaine. Ob als Mann, oder wieder als Frau, der alte Geist wird sich den richtigen Wirt gesucht haben.
Ich bin ein Seher. Und ich habe Dinge gesehen, deren Schönheit mich zu Tränen rührte, und andere, die nur Satan selbst sich hätte ausdenken kann. Erst spät erkannte ich, dass jene Taten, deren Zeuge ich sein durfte, nicht die Zukunft, sondern die Vergangenheit zeigten. Ja Elaine. Alles, was auch immer geschehen mag, ist Vergangenheit, und wird sich auf unterschiedlicher weise so solange wiederholen, bis das positive Potential, dessen Vertreterin Du bist, den entscheidenden Sieg über das Negative erringt.
Im Laufe der Jahrhunderte war Dir der Sieg stets versagt. Zu mächtig waren die Waffen des Teufels. Zu mannigfaltig sein Antlitz. Es ist wahrlich ein Fluch über das Gute, nicht alle Mittel, die das Werk der Menschen hervorgebracht hat, nutzen zu dürfen.
Das Böse kennt keine Gnade. Es bedient sich allem, was zur Erfüllung seiner dunklen Ziele nützlich scheint. Es hintergeht, besticht, es mordet und verwüstet. All diese Waffen sind für das Gute, für dich tabu. Niemals kann ein Ritter des Positiven auf diese Mittel zurückgreifen, ohne selbst Jünger des Bösen zu werden. Das
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