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Die Fährte des Nostradamus

Die Fährte des Nostradamus

Titel: Die Fährte des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Rückert
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würden ein Wissen erlangen, das sie durch ihren besonderen Zugang zur Natur erhielten. Der Meister wusste, dass nach seinem Tod dieses unwahrscheinliche Phänomen auftreten würde. Und richtig. Nach seinem Tode kam es in einem Abstand von genau sechzig Jahren immer wieder zu solch ungewöhnlichen Geburten. Auch der Tod der Auserwählten ist etwas, über das hier im Ort nur unter vorgehaltener Hand geredet wird. Die Schwestern sterben in den gleichen Abständen, wie sie geboren wurden. Alle an ihrem Geburtstag, in Abständen von einem Jahr. So ist gewährleistet, das die nachfolgende Generation von erfahrenen Lehrmeisterinnen geschult wird, und die Kette nicht unterbrochen wird.“
    Steve schaute ungläubig in die Runde. „Dann wissen sie genau, wann ihr letzter Tag gekommen ist?“ Zum ersten Mal konnte man so etwas wie ein Lächeln auf das Gesicht Gabrieles erkennen, als sie den Kopf schüttelte.
    „Nein. In meinem Fall, sowie im Fall meiner Schwestern ist das nicht so. Gewiss, unsere Vorgängerinnen hatten immer gewusst, wann sie wieder in die große Einheit gehen würden. Angst davor hatten sie jedoch nicht. Ihr Wissen um die Welt ließ sie den Tod wie ein freudiges Ereignis entgegen sehen.
    „Und bei Ihnen ist das nicht der Fall. Warum?“
    „Weil wir krank wurden, Monsieur“, erklärte Gabriele sanft. Die Hüterinnen des alten Wissens, die
Faleen
, wie wir genannt werden, stehen in der Gunst der großen Einheit. Der Dank der Natur für ihre bedingungslose Hingabe ist eine nie endende Gesundheit. Als Zeichen, das die Rückkehr Elaines unmittelbar bevor stand, so die Prophezeiung des Meisters, würde den Schwestern im Fieber Visionen erscheinen. Als uns dann eine schwere Erkältung ans Bett fesselte und wir in fiebrigen Träumen das Antlitz Elaines sahen, wussten wir, das die Zeit gekommen ist.“
    Steve nickte gedankenverloren. So wie es scheint, passte jedes der Puzzleteile zusammen.
    Sheldon rieb sich die Schläfen. Die vielen Neuigkeiten schwirrten durch seinen Kopf wie Biene, die den Ausgang aus dem Stock nicht mehr fanden. Und einmal mehr stellte er fest, dass er für diese Dinge Verständnis zeigte, sie inzwischen sogar als völlig normal annahm.
    „Nun sind sie da Elaine und ich… wir wissen nicht, wie wir Ihnen begegnen sollen. Wie sollen wir uns Ihnen gegenüber angemessen verhalten, erste Priesterin von Avalon. Wohl haben wir Ihre Bitte diesbezüglich vernommen, aber…“ Gabriele war besorgt, Kirsten nicht genug Würde zukommen zu lassen.
    Kirsten erkannte das Dilemma in der die Schwestern sich befanden. Auch Pater Hanson würde sicherlich glücklicher sein, wenn sie nicht ganz so normal mit den Dingen umgehen würde.
    „Was erwarten Sie von mir. Ich bin eine, wie soll ich sagen, moderne Frau, in der ein alter Geist wiedergeboren wurde. Anbetungen oder huldvolle Verneigungen liegen mir nicht. Noch nicht jedenfalls. Ich lerne gerade selber erst mit dem zweiten Ich in mir auszukommen. Es wird stärker, das merke ich in jeder Faser meines Körpers, aber er respektiert auch, nicht die alleinige Herrschaft über diesen Körper zu besitzen. Mal sehen, wie die WG in meinem Kopf sich einigen wird“, flachste sie, um die Situation etwas aufzulockern.
    „Reden Sie bitte weiterhin so mit mir, als währe ich ein ganz normaler Mensch. Im Grunde meines Herzens möchte ich das auch weiterhin bleiben.“
    „Die alte Dame… ist sie eine der Schwestern, die vor Ihnen auf das Eintreten der Prophezeiung gewartet haben?“, brachte Sheldon sich wieder ein. Er wunderte sich, warum gerade
sie
nicht anwesend war.
    Gabriele konnte tatsächlich lächeln. Ihre Befangenheit fiel nun völlig von ihr, wohl nicht zuletzt, weil Kirsten nicht als eine Besonderheit behandelt werden wollte.
    „Therese… ui Monsieur. Die letzte der Clary Schwestern. Sie ist meine Lehrmeisterin gewesen. Leider ist es ihr nicht mehr erlaubt, zusammen mit mir und meinen Schwestern die Abbaye zu betreten. So will es das alte Gesetz der Natur. Altes hat dem Neuen zu weichen. Bald schon wird auch sie bei ihrem wahren Namen gerufen und in ein besseres Dasein wechseln.“
    Sheldon sah, das es der jungen Frau ernst mit dem war, was sie da sagte. Der Tod, ein unabwendbarer Mechanismus des Lebens, etwas, von dem nicht gern gesprochen wurde und auf alle Lebewesen dieser Welt wartete, er hatte hier seinen Schrecken verloren. Und Sheldon fühlte tief im Inneren seines Bewusstseins, dass auch er sich vor dem Ende nicht zu fürchten brauchte. Wie

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