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Die Fährte

Die Fährte

Titel: Die Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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das Formular mit seinem Namen war, als sein Blick auf die Daten fiel.
    »Hier steht, dass der letzte Schlüssel bereits im August geholt wurde«, sagte er. »Aber das ist ja lange, bevor ich hier war …«
    »Ja?«
    Harry starrte vor sich hin. »Danke«, sagte er. »Jetzt weiß ich genug.«
    Draußen war der Wind stärker geworden. Harry rief aus einer der Telefonzellen am Valkyrieplass an.
    »Beate?«
     
    Über dem Turm der Seemannsschule segelten zwei Möwen im Wind und spielten mit den Böen. Unter ihnen lag der Oslofjord, der einen Unheil verkündenden grünen Schimmer hatte, dahinter der Ekeberg, wo die Menschen auf den Bänken wie winzige Pünktchen aussahen.
    Harry hatte alles über Anna Bethsen erzählt. Von ihrer Begegnung.
    Von dem letzten Abend, an den er sich nicht erinnern konnte. Von Raskol. Und Beate hatte berichtet, dass der Besitzer des Laptops, den sie in Harrys Kellerverschlag entdeckt hatten, ermittelt war. Das Gerät war vor drei Monaten bei Expert im Colosseum gekauft worden und die Garantie war auf Anna Bethsen eingetragen worden. Und dass das angeschlossene Handy dasjenige war, das Harry verloren haben wollte.
    »Ich hasse Möwengeschrei«, sagte Harry.
    »Sonst hast du nichts zu sagen?«
    »Im Moment – nein!«
    Beate stand von der Bank auf. »Ich sollte nicht hier sein, Harry. Du hättest mich nicht anrufen sollen.«
    »Aber du bist hier.« Harry gab es auf, bei dem Wind die Zigarette anzünden zu wollen. »Und das heißt doch, dass du mir glaubst, oder?«
    Beate machte bloß eine wütende Armbewegung.
    »Ich weiß auch nicht mehr als du«, sagte Harry. »Nicht einmal sicher, dass nicht ich es war, der Anna erschossen hat.«
    Die Möwen scherten aus und ließen sich elegant von der Bö zur Seite tragen.
    »Erzähl mir noch mal, was du weißt«, sagte Beate.
    »Ich weiß, dass sich dieser Typ irgendwie die Schlüssel für Annas Wohnung besorgt haben muss, so dass er in der Mordnacht bei ihr ein und aus gehen konnte. Als er ging, nahm er Annas Laptop und mein Handy mit.«
    »Warum war dein Handy noch bei Anna?«
    »Es muss mir im Laufe des Abends aus der Jackentasche gerutscht sein. Wie schon gesagt, ich war ein bisschen aufgedreht.«
    »Und dann?«
    »Sein ursprünglicher Plan war einfach. Nach dem Mord nach Larkollen zu fahren, um die Schlüssel, die er benutzt hatte, in Arne Albus Hütte zu platzieren. Befestigt an einem Schlüsselring mit den Initialen A.A., um jeden Zweifel auszuschließen. Aber als er mein Handy fand, ist ihm plötzlich bewusst geworden, dass er dem Fall noch einen besonderen Kick geben konnte. Indem er nämlich die Sache so aussehen ließ, als hätte ich zuerst Anna erschossen und dann die Schuld auf Arne Albu gelenkt. Deshalb hat er mit meinem Handy ein Internetabo bei einem Server in Ägypten bestellt und begonnen, mir Mails zu schicken, ohne dass es möglich war, den Absender aufzuspüren.«
    »Und sollte er doch aufgespürt werden, würde die Spur zu …«
    »Zu mir führen. Bis zur nächsten Rechnung von Telenor hätte ich nichts gemerkt. Und vermutlich nicht einmal dann, denn so genau schaue ich mir die Rechnungen auch nicht an.«
    »Und du lässt auch dein Handy nicht sperren, nachdem du es verloren hast …«
    »Hm.« Harry stand abrupt auf und begann, vor der Bank auf und ab zu laufen. »Schwieriger zu verstehen ist aber, wie er in meinen Keller gekommen ist. Ihr habt keine Einbruchsspuren gefunden und keiner bei uns im Haus würde einen Unbekannten hereinlassen. Er muss mit anderen Worten einen Schlüssel gehabt haben. Ein Schlüssel reichte, denn auch wir haben diese Systemschlüssel für Eingang, Dachboden, Keller und Wohnungen, diese Systemdinger sind ganz schön schwer zu beschaffen. Und der Schlüssel für Annas Wohnung war auch so ein Ding …«
    Harry blieb stehen und starrte nach Süden. Ein grünes Frachtschiff mit zwei großen Kränen näherte sich dem Fjordende.
    »An was denkst du?«, fragte Beate.
    »Ich frage mich, ob ich dich nicht bitten sollte, ein paar Namen zu überprüfen.«
    »Lieber nicht, Harry. Ich sollte, wie gesagt, nicht einmal hier sein.«
    »Und ich frage mich, wo du die blauen Flecken herhast.«
    Sie fasste sich sofort an den Hals. »Vom Training, Judo. Sonst noch Fragen?«
    »Ja, kannst du das mit zu Weber nehmen?« Harry zog das Trockentuch mit dem Glas aus der Jackentasche. »Er soll die Fingerabdrücke überprüfen und sie mit meinen vergleichen.«
    »Hat er deine?«
    »Die Kriminaltechnik hat die Fingerabdrücke von allen,

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