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Die Fährte

Die Fährte

Titel: Die Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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von der Polizei«, sagte Harry und hoffte, dass der Mann nicht seinen Ausweis sehen wollte, der noch in seiner Jacke im Hause der Albus in Slemdal war.
    Der junge Mann legte die Zeitung beiseite. »Ich weiß.«
    Einen Augenblick lang befiel Harry Panik.
    »Ich erinnere mich, dass Sie hier waren, um einen Schlüssel zu holen.« Er lächelte breit. »Ich erinnere mich an alle Kunden.«
    Harry räusperte sich. »Tja, streng genommen bin ich ja kein Kunde.«
    »Ach nein?«
    »Nein, der Schlüssel war nicht für mich. Aber deshalb bin ich nicht …«
    »Es muss aber so gewesen sein«, unterbrach ihn der junge Mann. »Das war doch ein Systemschlüssel, oder?«
    Harry nickte. Im Augenwinkel sah er langsam einen Streifenwagen vorbeifahren. »Ich wollte Sie etwas wegen eines Systemschlüssels fragen. Ich frage mich, wie sich ein Unberechtigter einen Nachschlüssel eines solchen Schlüssels beschaffen kann. Zum Beispiel eines Trioving-Schlüssels.«
    »Gar nicht«, sagte er mit der unerschütterlichen Sicherheit eines Wissenschaftsjournal-Lesers. »Nur Trioving kann Nachschlüssel herstellen, die wirklich funktionieren. Die einzige Möglichkeit besteht also darin, die Bestellvollmacht der Hausverwaltung zu fälschen. Aber auch das wird entdeckt werden, wenn man den Schlüssel abholt, denn dort muss man sich ausweisen, und die Papiere werden mit den Listen der Hausbewohner abgeglichen.«
    »Aber ich habe hier doch selbst einen solchen Schlüssel abgeholt. Einen Schlüssel, den ich für eine andere Person holen sollte.«
    Der Junge runzelte die Stirn. »Nein, ich erinnere mich genau daran, dass Sie mir Ihren Ausweis gezeigt haben und ich den Namen auf der Liste überprüft habe. Wessen Schlüssel wollen Sie denn erhalten haben?«
    Harry sah im Spiegel hinter dem Tresen, wie der gleiche Streifenwagen jetzt in anderer Richtung zurückpatrouillierte.
    »Vergessen Sie es. Gibt es eine andere Möglichkeit, sich einen Nachschlüssel zu beschaffen?«
    »Nein, Trioving, die diese Art Schlüssel herstellen, nehmen nur Bestellungen von autorisierten Schlüsseldiensten wie uns entgegen. Und wir überprüfen, wie gesagt, die Identität und führen Buch über die bestellten Schlüssel für jedes Gebäude. Das System sollte ziemlich sicher sein.«
    »Das hört sich so an, ja.« Harry fuhr sich mit der Hand ärgerlich über das Gesicht. »Ich habe vor einiger Zeit angerufen und erfahren, dass eine Frau, die in der Sorgenfrigata gewohnt hat, drei Schlüssel für ihre Wohnung bekommen hat. Den einen fanden wir in ihrer Wohnung, den anderen gab sie dem Elektriker, der etwas reparieren sollte, und den dritten fanden wir an einem anderen Ort. Ich glaube nur, dass sie den dritten Schlüssel nicht selbst bestellt hat. Könnten Sie das für mich überprüfen?«
    Der Mann hinter dem Tresen zuckte mit den Schultern. »Kann ich schon, aber warum fragen Sie die Frau nicht selbst?«
    »Jemand hat ihr in den Kopf geschossen.«
    »Ups«, sagte er, ohne die Miene zu verziehen.
    Harry blieb reglos stehen. Er spürte etwas. Ein winziges Schaudern, vielleicht ein Zug von der Tür. Genug, dass sich seine Nackenhaare aufstellten. Ein leises Räuspern war zu hören. Er hatte niemanden hereinkommen hören. Ohne sich umzudrehen versuchte er zu erkennen, wer in das Geschäft gekommen war, doch der Winkel war zu ungünstig.
    »Die Polizei«, sagte eine laute, hohe Stimme hinter ihm. Harry schluckte.
    »Ja?«, fragte der junge Mann über Harrys Schulter hinweg.
    »Die stehen draußen«, sagte die Stimme. »Unten in der Nummer vierzehn ist bei einer alten Frau eingebrochen worden. Sie braucht sofort ein neues Schloss, und sie wollen wissen, ob wir das sofort erledigen können?«
    »Fahr du doch mit ihnen, Alf. Wie du siehst, habe ich hier zu tun.«
    Harry spitzte die Ohren, bis sich die Schritte entfernten. »Anna Bethsen.«
    Er hörte, dass er flüsterte. »Können Sie überprüfen, ob sie persönlich alle Schlüssel abgeholt hat?«
    »Das brauche ich nicht. Das muss sie getan haben.«
    Harry beugte sich über den Tresen. »Könnten Sie es trotzdem überprüfen?«
    Der Mann seufzte schwer und verschwand im Hinterzimmer. Er kam mit einem Ordner zurück und schlug eine Seite auf. »Sehen Sie selbst«, sagte er, »hier, hier und hier.«
    Harry erkannte die Ausgabeformulare, sie waren identisch mit demjenigen, das er selbst unterschrieben hatte, als er Annas Schlüssel geholt hatte. Doch alle Formulare vor ihm waren von Anna selbst unterzeichnet worden. Er wollte fragen, wo

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