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Die Fährte

Die Fährte

Titel: Die Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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versperrte und den Jungen am grünen Kragen packte.
    »Hi, ich bin's wieder«, sagte Harry. »Pass jetzt gut auf, sonst hau ich dir diese Würstchen …«
    Das entsetzte Gesicht des Jungen half Harry, sich zu besinnen. Er ließ ihn los und deutete zum Fenster, wo man plötzlich die Nordea-Bank auf der anderen Seite der Straße erkennen konnte. Anstelle des grünen Containers klaffte ein großes Loch. »Wann haben die den Container geholt? Schnell!«
    Der Junge schluckte und starrte Harry an. »Jetzt, gerade jetzt.«
    »Was heißt ›jetzt‹?«
    »Vor … zwei Minuten.« Ein dünner Film glitzerte auf den Augen des Jungen.
    »Wohin wollten sie?«
    »Das weiß ich doch nicht! Woher soll ich mich denn mit diesen Containersachen auskönnen?«
    »Kennen!«
    »Häh?« Doch Harry war bereits wieder durch die Tür verschwunden.
     
    Harry presste Beates rotes Handy ans Ohr.
    »Städtische Betriebe Oslo? Hier ist die Polizei, Harry Hole. Wo werden die Container geleert? Die privaten, ja. Methodica, wo ist … Verkseier Furulands Vei in Alnabru? Danke. Was? Oder Grønmo? Woher soll ich wissen, welche …«
    »Guck«, sagte Beate. »Stau!«
    Die Autos bildeten eine schier undurchdringliche Wand bis zur Kreuzung vor dem Lorry im Hegdehaugsvei.
    »Wir hätten den Uranienborgvei nehmen sollen«, sagte Harry. »Oder den Kirkevei.«
    »Schade, dass nicht du fährst«, sagte Beate, fuhr mit den rechten Vorderrädern auf den Bürgersteig, legte sich auf die Hupe und gab Gas. Die Menschen sprangen zur Seite.
    »Hallo?«, brüllte Harry ins Telefon. »Sie haben gerade einen grünen Container abgeholt, der am Bogstadvei, Ecke Industrigata gestanden hat. Wohin wird der gebracht? Ja, ich warte.«
    »Wir setzen auf Alnabru«, sagte Beate und schleuderte vor der Straßenbahn auf die Kreuzung. Die Räder drehten auf den stählernen Schienen durch, ehe sie auf dem Asphalt wieder Halt fanden. Harry kam es immer mehr so vor, als hätte er das Ganze schon einmal erlebt.
    Sie hatten die Pilestrede erreicht, als der Mann der städtischen Betriebe wieder ans Telefon kam und Harry mitteilte, dass sie den Fahrer nicht erreichen könnten, dass er aber vermutlich auf dem Weg nach Alnabru sei.
    »Gut, können Sie bei Methodica anrufen und darum bitten, den Inhalt des Containers noch nicht in die Verbrennungsanlage zu entleeren, ehe wir … Was, die Zentrale ist dort zwischen 11.30 Uhr und 12.00 Uhr geschlossen? Pass auf! Nein, ich habe mit dem Fahrer gesprochen. Nein, meinem Fahrer.«
    Im Ibsentunnel rief Harry die Polizeizentrale Grønland an und bat darum, einen Streifenwagen zu Methodica zu schicken, doch der nächste Wagen war mindestens fünfzehn Minuten entfernt.
    »Scheiße!« Harry warf das Mobiltelefon über die Schulter nach hinten und hämmerte mit den Fäusten auf das Armaturenbrett.
    Im Kreisverkehr zwischen Byporten und Plaza drückte sich Beate auf dem weißen Streifen zwischen einem roten Bus und einem Chevy Van hindurch, und als sie mit mehr als 110 Sachen aus dem Hauptkreisel herauskamen und kontrolliert auf kreischenden Reifen in die Haarnadelkurve auf der Seeseite von Oslo S schleuderten, begriff Harry, dass es doch noch Hoffnung gab.
    »Welcher Teufel hat dir denn das Fahren beigebracht?«, fragte er und hielt sich fest, während der Wagen auf der dreispurigen Straße in Richtung Ekeberg zwischen den Autos hin und her hüpfte.
    »Ich mir selbst«, sagte Beate.
    Mitten im Vålerengtunnel tauchte ein großer, Diesel spuckender Lastwagen vor ihnen auf. Er schlich auf der rechten Spur vorwärts und auf der Ladefläche stand, gehalten von zwei gelben Hebearmen, ein grüner Container mit der Aufschrift Städtische Werke Oslo.
    »Jawoll«, sagte Harry.
    Beate hängte sich vor den Lastwagen, bremste und blinkte rechts. Harry kurbelte das Fenster nach unten, streckte seine Hand mit der Polizeimarke heraus und deutete gleichzeitig mit der anderen Hand auf den Randstreifen der Straße.
    Der Fahrer hatte nichts dagegen, dass Harry einen Blick in den Container warf, fragte sich aber, ob sie nicht warten könnten, bis sie bei Methodica wären, wo sie den Inhalt auf den Boden kippen konnten.
    »Ich will nicht, dass die Flasche kaputtgeht!«, rief Harry von der Ladefläche durch das Rauschen der vorbeifahrenden Autos.
    »Äh, also, ich dachte nur wegen Ihrem feinen Anzug!«, sagte der Fahrer, doch da hatte sich Harry bereits in den Container geschwungen. Im nächsten Augenblick dröhnte es im Innern der Mulde wie von einem Donnerschlag, und der

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