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Die Fährte

Die Fährte

Titel: Die Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Verlierer du bist, Harry. Ist es O.K., wenn ich dich duze? Ich hab das Gefühl, dass uns das hier einander ein bisschen näher gebracht hat, oder?«
    Harry antwortete nicht und Albu lachte noch lauter.
    »Was hat sie nur in dir gesehen, Harry? Anna mochte doch keine Verlierer. Jedenfalls ließ sie sich nicht von ihnen ficken.«
     
    Das wiehernde Lachen folgte Harry, als er zum Taxi ging, und der Bart der Autoschlüssel biss ihm in die Haut, als er sie mit seiner Hand härter und härter umklammerte.
     

 
     
     

    Kapitel 23 – Pferdekopfnebel
     
    Harry erwachte vom Klingeln des Telefons und warf einen Blick auf die Uhr. 7.30 Uhr. Es war Øystein. Er hatte Harrys Wohnung erst vor drei Stunden verlassen. Da war es ihm gelungen, den Server in Ägypten zu lokalisieren, und jetzt war er einen weiteren Schritt vorangekommen.
    »Ich habe einem alten Kumpel gemailt. Der sitzt in Malaysia und hackt noch immer manchmal rum. Der Server liegt in El-Tor, auf der Halbinsel Sinai. Die haben da mehrere Server, das scheint so eine Art Zentrum zu sein. Schläfst du?«
    »Irgendwie schon. Wie findest du unseren Abonnenten?«
    »Da gibt es, wie ich fürchte, nur eine Möglichkeit. Man muss da runter mit einem dicken Bündel grüner Amerikaner.«
    »Wie viel?«
    »Genug, damit man erfährt, mit wem man reden muss. Und dass der, mit dem man reden muss, einem sagt, wer wirklich zuständig ist. Und dass der Zuständige bereit ist …«
    »Verstehe. Wie viel?«
    »Tausend Dollar sollten eigentlich eine Zeit lang reichen.«
    »Ach ja?«
    »Glaube ich. Aber ich weiß es ja auch nicht.«
    »O.K. Nimmst du den Auftrag an?«
    »Gute Frage.«
    »Ich zahl das. Du suchst dir den billigsten Flug raus und wohnst in einem Dreckshotel.« »Abgemacht.«
     
    Es war Mittag und die Kantine des Präsidiums knallvoll. Harry biss die Zähne zusammen und trat ein. Er mochte seine Kollegen nicht aus Prinzip nicht, das war wie ein Instinkt, wurde aber mit den Jahren immer schlimmer.
    »Ganz normale Paranoia«, hatte Aune das genannt. »Die habe ich auch. Ich glaube, alle Psychologen haben es auf mich abgesehen, wobei es in Wirklichkeit allenfalls jeder zweite ist.«
    Harry spähte durch den Raum und erblickte endlich Beate mit ihrem Butterbrotpaket und einem Rücken, der ihr Gesellschaft leistete. Harry versuchte die Blicke der Menschen zu ignorieren, an denen er vorbeiging. Einige murmelten eine Begrüßung, doch Harry ging davon aus, dass das ironisch gemeint war, und antwortete nicht.
    »Störe ich?«
    Beate blickte mit einem Gesichtsausdruck zu Harry auf, als habe dieser sie auf frischer Tat ertappt.
    »Überhaupt nicht«, sagte eine wohl bekannte Stimme und erhob sich. »Ich wollte ohnehin gerade gehen.«
    Harrys Nackenhaare stellten sich auf – nicht aus Prinzip, sondern instinktiv.
    »Dann sehen wir uns heute Abend«, sagte Tom Waaler lächelnd in Beates krebsrotes Gesicht. Er nahm sein Tablett, nickte Harry zu und verschwand. Beate starrte auf ihren braunen Käse und legte alles daran, wieder ein vertrauenswürdiges Gesicht aufzusetzen, als Harry sich setzte.
    »Nun?«
    »Was?«, zwitscherte sie und stellte sich dumm.
    »Ich hatte eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter, dass du etwas Neues hast«, sagte Harry. »Ich dachte, es sei dringend.«
    »Ich habe das schon überprüft.« Beate nahm einen Schluck aus ihrem Milchglas. »Es ging um die Zeichnungen, die dieses Programm vom Gesicht des Exekutors gemacht hat. Es hat mich die ganze Zeit über gequält, dass die irgendjemandem ähnlich sehen.«
    »Du meinst diese Ausdrucke, die du mir gezeigt hast? Da kann man doch beim besten Willen nichts erkennen, das wie ein Gesicht aussieht. Das sind doch bloß irgendwelche zufälligen Striche auf einem Zettel.«
    »Trotzdem.«
    Harry zuckte mit den Schultern. »Du bist es, die diesen Gyrus fusiforme hat, sag schon.«
    »Heute Nacht bin ich darauf gekommen, wer es ist.« Sie nahm noch einen Schluck und wischte sich den Milchbart mit der Serviette weg.
    »Ja?«
    »Trond Grette.«
    Harry blickte sie lange an. »Du machst Witze.«
    »Nein«, sagte sie. »Ich hab ja nur gesagt, dass es eine gewisse Ähnlichkeit gibt. Und Grette befand sich schließlich zum Tatzeitpunkt in der Nähe des Bogstadvei. Aber wie gesagt, ich hab das schon überprüft.«
    »Und wie …«
    »Ich habe das in Gaustad abgecheckt. Wenn es der gleiche Täter war, der die DnB-Filiale im Kirkeveien überfallen hat, kann es nicht Grette sein. Er saß zu dem Zeitpunkt gemeinsam mit mindestens

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