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Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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doch etwas wert, nicht wahr? Das ist doch Kapital für euch! Mit mir bezwingt ihr die Meere – nur mit mir! Das wißt ihr genau! Ihr solltet mit mir wenigstens genauso zärtlich umgehen wie mit diesem Mistvieh von Köter!«
    Er blieb stehen und ging nicht weiter, unsicher, was Losskow unternehmen würde, wenn er sich an Lucrezias Tür zu schaffen machte. Losskow blickte ihn nicht an. Er überlegte sich, wie er Trosky beweisen könnte, daß er stark genug war, Disziplin an Bord durchzusetzen. Er weiß nicht, dachte Losskow, daß ich einen Judokurs hinter mir habe. Ich war der Drittbeste des Lehrgangs. Das reichte zwar nicht für einen Gürtel, aber ich beherrsche immerhin alle Kniffe, die nötig sind. Wir haben nie darüber gesprochen, er ist völlig ahnungslos. Wenn er noch einen Schritt tut, könnte ich ihm die Beine wegziehen und ihn gleichzeitig mit einem Schulterschwung in die Ecke fegen. Aber dann? Bis Teneriffa ist noch ein langer Weg; ich rechne noch mit vier Tagen bei diesem milden Wind. Vier Tage auf diesem engen Boot zusammen mit einem Mann, der nur noch auf Rache sinnt? Rache, für die es auf einem Schiff hundert Möglichkeiten gibt. Trosky schien ähnliches zu denken und scheute davor zurück, den Bogen zu überspannen. Er kam auch gar nicht mehr zu einer Entscheidung, denn die Tür öffnete sich, und Lucrezia kam in den Salon. Sie trug einen winzigen Bikini, hatte die schwarzen langen Haare zu einem Knoten hochgesteckt und warf erstaunte Jungmädchenblicke um sich. Ihre Begabung, unschuldig zu wirken, war phänomenal.
    »Gibt's Diskussionen?« fragte sie. »Worüber?«
    »Wir streiten uns darüber, ob Delphine bei der Kopulation normal schwimmen oder auf dem Rücken.« Trosky starrte Lucrezia aus flackernden Augen an.
    »Ferkel!« sagte sie fröhlich.
    »Immerhin ist der Delphin ein Säugetier wie der Mensch!«
    »Und der liegt immer auf dem Rücken?« Sie lachte Trosky an, wippte an ihm vorbei und trippelte zur Treppe. »Ich schwimme eine Runde!« sagte sie lässig. »Wer hat heute Kaffeedienst?«
    »Ich!« brüllte Trosky. »Ich mixe ihn dir mit Rattengift!«
    Ihr Lachen hörten sie noch, als sie schon an Deck war. Dann klatschte es draußen. Lucrezia, eine vorzügliche Schwimmerin, war über Bord gesprungen, mit einem eleganten Hechtsprung. Übermütig hämmerte sie mit der Faust an die Bordwand.
    »Und die wollt ihr mir verbieten?« knurrte Trosky. »Das ist wider die Natur! Wenn ihr nur halbwegs ehrlich seid, müßt ihr zugeben, daß das unmenschlich ist!«
    »Ich muß ans Ruder«, sagte Losskow. Mein Gott, so unrecht hat er nicht, dachte er. Aber man darf es ihm nicht sagen. Es wäre ja alles ganz anders, wenn das hier eine Vergnügungsfahrt wäre. »Wir müssen jetzt auf den genauen Kurs gehen! Wann ist der Kaffee fertig?«
    »In einer halben Stunde wird serviert!« brummte Trosky. »Sir, wünschen Sie ein Spiegelei mit Speck?«
    »Gerne. Aber nicht für dich! Das fehlte dir gerade noch!« Losskow ging hinauf, setzte sich in die Plicht und begann, mit dem Sextanten seinen genauen Standort zu berechnen. Das Boot lief schwach vor dem Wind. Trosky hatte nur die Fock stehenlassen. Lucrezia schwamm neben dem Boot her, hielt sich dann an einer Fenderleine fest und ließ sich mitziehen. Sie lachte zu Losskow hinauf und war von einer bezwingenden Lebenslust.
    »Das Wasser ist herrlich!« rief sie. »Herrlich! Ich denke oft, ich muß früher mal ein Fisch gewesen sein!«
    Würdest du doch einer werden, dachte Losskow und schämte sich sofort seines häßlichen Gedankens.
    »Komm an Bord!« sagte er rauh. »Wir machen gleich volle Fahrt.«
    Sie lachte mit einer perlenden Koloratur, zog sich an dem Seil über die Bordwand und nahm Losskows hingestreckte Hand an. Mit einem Schwung war sie im Boot. Dabei prallte sie voll gegen ihn, ihr Körper war naß und schlangengleich, Hüften und Brüste rieben sich an ihm.
    »Danke, Peer«, sagte sie unschuldig, trat einen Schritt zurück, riß das Bikini-Oberteil ab und schwenkte es wie eine Fahne durch die Luft. »Du hast einen unwahrscheinlich festen Griff.«
    Mit gekrauster Stirn blickte Losskow ihr nach.
    Sie brauchten noch genau vier Tage, bis sie in die Nähe der Kanarischen Inseln kamen. Der Wind hatte es gut mit ihnen gemeint; er trieb sie vor sich her durch ein mäßig bewegtes Meer, das ihr Boot mit seinem schlanken Kiel gut durchschnitt. Es erwies sich als hervorragender Renner, lag gut ausbalanciert im Wasser und kehrte immer wieder in die normale Lage

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