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Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Überleben im Azorenbecken! Ein Tanker rammte fast das kleine Boot! – Ihr seid Helden geworden – jetzt schon!«
    »Mein Gott! Und alles ist gelogen!«
    »Das ist im Journalismus ein hartes Wort, Peer!«
    »Aber nichts stimmt! Wenn das herauskommt!«
    Randler nippte an seinem Cocktail, einem Pims No. 2, und rümpfte mißbilligend mit der Nase.
    »War in der Biskaya schlechtes Wetter? Ja oder nein?«
    »Es war erträglich.«
    »Aber es saute vom Himmel. Also!« Randler grinste siegessicher. »Seid ihr Tankern begegnet?«
    »Ja. Zweimal.«
    »Na also! Was willst du eigentlich?«
    »Es lagen mindestens drei Seemeilen zwischen den Tankern und uns!«
    »Wen interessieren schon Zahlen?! Da ist ein winziges Boot, und dort schwimmt ein Riesending von Tanker. Was, wenn der Tanker die Nußschale rammt? Was, wenn es in den Sog dieses Monstrums gerät? Ist doch alles denkbar und möglich! Außerdem habe ich geschrieben: Fast gerammt! Man muß Deutsch können, mein Lieber!«
    Es war genauso, wie Trosky es geahnt hatte. Man hatte die Helu laufend aus der Luft verfolgt und beobachtet. Als feststand, daß sie in Santa Cruz Wasser nehmen würde, bereitete Randler das Empfangsfest vor. Eine Weltumseglung mit einem so kleinen Boot wurde auch auf dem an allerlei Verrücktheiten gewöhnten Teneriffa als etwas Besonderes angesehen. Hinzu kam, daß zwei schöne Frauen an Bord waren. Welcher Spanier läßt sich so etwas entgehen?! Mut und Schönheit – das waren seit Jahrhunderten Attribute, die man ehren mußte. Bei Schönheit, gepaart mit Mut, schmelzen die Herzen aller Spanier. Es war sicher, daß die spanische Presse begeistert von diesem Abenteuer berichten würde. Der Korrespondent von El Dia hatte eine halbe Seite Fotos versprochen, mindestens.
    »Es ist zum Kotzen«, sagte Losskow später, als Trosky mit Lucrezia auf der Tanzfläche einen engen Tango tanzte und Randler nach Hamburg telefonierte. »Ich kann Trosky jetzt nicht rausschmeißen!«
    »Das sehe ich ein. Das gäbe einen Skandal.« Helena legte ihre Hand auf Losskows Arm. »Was ist die nächste Station?«
    »Die Kapverdischen Inseln vor Mauretanien und Senegal.«
    »Dann geht er dort von Bord!«
    »Und wenn Randler auch da am Pier steht mit einer Kapelle und spielt einen preußischen Marsch?«
    »Warten wir es ab«, sagte sie begütigend. »Vielleicht arbeitet die Zeit für uns. Es kann ja sein, daß Trosky von sich aus das Handtuch wirft.«
    »Wer das glaubt …«, sagte Losskow dumpf.
    Sie blieben zwei Tage in Teneriffa, und zwei Tage lang blieb Trosky verschollen.
    Helena, Lucrezia und Losskow machten eine Inselrundfahrt, besichtigten den zweitausend Jahre alten Drachenbaum in Icod, fuhren in die Canadas, diese einmalige, bizarre, lautlose Kraterlandschaft um den Teide, besuchten den Süden der Insel mit seinen kahlgebrannten Felsen und die Nordküste, die ein einziger üppig blühender Garten war, standen an dem Fleck über dem Orotava-Tal, wo Humboldt sich niedergekniet und ausgerufen haben soll: ›Gott, ich danke dir, daß ich so etwas Herrliches schauen darf!‹, und sie saßen an der Brandung von Puerto de la Cruz, aßen Eis und ließen sich für achthundert Peseten von einem Straßenmaler porträtieren. Es war ein herrliches Stück Erde; die Insel der Seligen, wie man sie schon im Altertum nannte.
    Nach zwei Tagen tauchte Trosky wieder auf. Laut, kraftvoll, ungebrochen wie immer.
    »Zum Teufel, was haben die einen herrlichen Puff in Santa Cruz!« donnerte er begeistert. »Und wißt ihr, wie die den nennen? Casa de Pudre! Lacht nicht so dämlich! Das ist wahr! Ich habe einen Taxifahrer gefragt, die wissen ja alles. Er verstand mich sofort. ›Ah, Señor –‹, sagte er zu mir. ›Casa de Pudre? Komm mit!‹ – Ich fühle mich wohl wie tausend Säue! Ist das nicht von Goethe? So ähnlich jedenfalls. – Wann geht es weiter?«
    Es wäre vergeblich gewesen, ihm jetzt zu sagen: morgen oder übermorgen – aber nicht für dich! Du bleibst auf Teneriffa, du kannst machen, was du willst: in der Sonne liegen, den Teide besteigen, den hübschen Frauen in Puerto de la Cruz nachlaufen, davon gibt es massenweise, erlebnishungrig, dankbar, von der jodhaltigen Salzluft des Meeres angeregt, oder du kannst auch bei deinen Huren bleiben, in deiner berühmten Casa de Pudre, du kannst überhaupt alles tun, was dir Spaß macht. Nur an Bord kommst du nicht mehr!
    Er hätte es nicht begriffen, er hätte es als Witz aufgefaßt, er wäre auf das Boot gegangen, hätte sich in die

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