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Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gutes: Dieter Randler verlor sie aus den Augen.
    Doch am Nachmittag, nach ihrem heimlichen Absegeln von Teneriffa, kreiste eine Sportmaschine über ihnen und begleitete sie ein Stück in den Atlantik hinaus. »Da hat er uns wieder!« sagte Trosky wütend. »Will der uns rund um die Welt begleiten? Was das kostet – das Geld möchte ich haben!«
    »Wenn wir zur Atlantiküberquerung ansetzen, hört das auf«, sagte Losskow. »Dann suchen sie uns nur, wenn wir drüben in Brasilien nicht ankommen.«
    »Wo wollen sie uns da suchen! Gibst du jeden Tag Positionen durch?«
    »Nicht eine!«
    »Wir sind also verschwunden?«
    »So ähnlich. Es liegt an uns, wann wir wiederauftauchen. Eine Funkmeldung – und schon gehören wir wieder zu den Lebenden.« Losskow blickte hinauf zu dem kleinen Flugzeug, das jetzt zurückkam und mit den Flügeln wackelte. Das war ein Fliegergruß. Im Krieg, das hatte sich Losskow erzählen lassen, wackelten die vom Feindflug zurückkehrenden Jäger mit den Flügeln, wenn sie einen Gegner abgeschossen hatten. »Aber ich habe vor, mich nur im Notfall über Funk zu melden.«
    »Und was ist ein Notfall?«
    »Zum Beispiel: wenn du verrückt wirst …«
    »Dann rettet euch nichts mehr!« sagte Trosky düster. »Wenn ich durchdrehe, schraube ich eure Gesichter nach hinten!«
    Nun hatte Dieter Randler die kleine Yacht wieder aus den Augen verloren. Er war mit dem Flugzeug gehüpft: Von Teneriffa nach Marokko, von dort in die Spanische Sahara, dann nach Mauretanien und schließlich nach Senegal, wo er von Dakar aus zu den Kapverdischen Inseln fliegen wollte. Dort war die letzte Gelegenheit, Losskow und seine Crew noch einmal zu sehen, ehe sie in der Weite des Ozeans untertauchten.
    Er rief in Hamburg an und meldete: »Sie sind weg! Das ist völlig rätselhaft. In ihrem Gebiet gab es zwar zwei kleine Unwetter, aber das haut ein Boot wie die Helu nicht um! Wir haben ja durchgetestet, was sie aushalten kann. Auf jeden Fall müssen sie die Insel Sal anlaufen. Ich warte auf dem Flugplatz von Pedra Lume auf sie!«
    Aber Losskow segelte nicht nach Sal. Er kam nicht von der Küste, sondern vom offenen Atlantik an die Kapverdischen Inseln heran und warf den Anker bei dem kleinen Fischerort Tarrafal auf der Insel São Tiago. Das war drei Tage später, als er errechnet hatte, und das Meer war nicht schuld daran. Trosky hatte mal wieder alles aus der Bahn geworfen.
    Es begann damit, daß er bei der Ablösung am Ruder zu Losskow sagte: »Gib mir eine klare Antwort: Warum haßt du mich?«
    Losskow starrte ihn betroffen an. Sie fuhren gerade wie durch ein Meer voller Blut; der Tag starb in einem Farbenrausch, wie ihn Losskow selten gesehen hatte. Bevor am Horizont Meer und Himmel zusammenschmolzen, ließ die zu einem roten Ball gewordene Sonne noch einmal Firmament und Ozean aufleuchten wie in tausend Facetten geschliffene Gläser. Nur ein paar Minuten würde diese Verzauberung der Natur anhalten, dann würden, wie das Licht, auch alle Farben verblassen.
    »Sei still!« sagte Losskow. »Sieh dir diesen Sonnenuntergang an.«
    »Ich scheiß' was drauf!« Trosky zog die Mütze tiefer in die Stirn. »Du haßt mich!«
    »Fängt das schon wieder an?«
    »Es hat nie aufgehört.« Losskow winkte ab, aber Trosky ließ nicht locker. »Du haßt mich, weil du ein Deutscher bist – und ich ein Tscheche!«
    »Etwas Idiotischeres habe ich selten gehört!«
    »Ich weiß, daß es wahr ist. Bevor du mich in die Crew genommen hast, wurden über mich Erkundigungen eingeholt.«
    »Natürlich!«
    »Aha! Du gibst es also zu?!«
    »Das ist doch selbstverständlich. Da schreibt ein Mann, daß er die Weltumseglung mitmachen will, und er schreibt so vernünftig, daß ich mir sage: Der könnte ein guter Kumpel sein! Aber reicht das? Wer ist dieser Jan Trosky? Jeder, der eine Vertrauensposition zu besetzen hat, wird sich erkundigen. Man muß sich doch ein Bild machen können.«
    »Und das Bild war so, daß du dir sagtest: Den nehme ich mit! Den mache ich auf hoher See, wo es keiner sieht, fertig! Dem zahle ich alles heim.«
    Losskow sah Trosky fassungslos an. »Was soll ich dir heimzahlen?«
    »Den Mai 1945!«
    »Da warst du noch gar nicht geboren!«
    »Du weißt genau, wann ich geboren bin. Am 23. Juni! Und du weißt auch, du hast dich danach erkundigt, daß mein Vater damals, im Mai 1945, zu der Volksmiliz gehörte, die in Prag gegen die Besatzungsmacht aufstand und die Deutschen vernichtete, wo man sie traf. Du weißt genau, daß mein Vater zu

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