Die Fahrt Zu Den Sternen
mißbrauchen.«
»Oh, unterschätze Hoas Leistung nicht«, widersprach Johnny,
»es ist trotzdem das beste Wettervorhersagemodell, das auf dem Markt ist. Und selbst wenn es keine langfristigen Voraussagen treffen kann und noch nicht perfekt ist, dürfte es dennoch eine beträchtliche Verbesserung gegenüber allem darstellen, was die Rushimaner gegenwärtig verwenden.«
»Ich verstehe immer noch nicht, warum er in einem Sack Kavabohnen rausgeschmuggelt werden mußte.«
Johnny seufzte und berührte mit einem Finger seine Konsole, um das Programm anzuhalten, das er gerade laufen ließ. »Und du wirst so lange nicht aufhören zu fragen, bis du ein paar Antworten bekommst, nicht wahr? – Lästiger Bengel«, setzte er noch hinzu, aber sein Tonfall blieb freundlich. »Was du brauchst, ist ein Spaziergang durch den Garten. Verschaff dir ein bißchen Bewegung. Du hast wieder mal die ganze Nacht auf deine Datenkonsole gestarrt, richtig? Du wirst dir auf diese Weise noch das Hirn weichkochen.«
»Ich bin nicht – «, setzte Markel an. Johnny brachte ihn mit einem Handzeichen zum Schweigen, das noch aus der Zeit kurz nach seiner Ankunft auf der Haven stammte, als er Stunden damit verbracht hatte, mit einem einsamen Kind
»Schürfer und Marsianer« zu spielen, dessen Vater völlig von Ratsgeschäften in Anspruch genommen wurde und von der Trauer um eine Mutter, an die Markel sich kaum zu erinnern vermochte. Dieses Fingerwedeln, erinnerte sich Markel, bedeutete: »Still, wir werden beobachtet.« Und die leichte Krümmung des Daumens hieß: »Folge mir leise.«
Der »Garten« war eigentlich nur ein Teil der Hydroponik-Sektion der Haven, den man der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hatte: ein Netzwerk schmaler Pfade, die den schwammig-feuchten Untergrund der Abteilung durchkreuzten und an Blumen, Früchten und Grünpflanzen vorbeiführten, die man sorgfältig so getrimmt hatte, daß sie über die Seitenwände ihrer häßlichen Wannenbeete hinaushingen und diese verdeckten. Markel hatte den Sinn dieses Aufwands nie verstanden. Aber die Sternenfahrer aus der Generation seines Vaters, die tatsächlich bewußt Dreckfarmer hatten werden wollen – wollen! dachte er voller Befremden –, und die sich noch an ein planetares Leben erinnerten, ein Leben in einem ineffizienten Wechsel von Licht und Dunkelheit, der dem menschlichen Biorhythmus hohnsprach, beharrten darauf, daß sie diese gartenähnliche Schiffssektion bräuchten, um sich an ihr vergangenes Leben zu erinnern.
Heute jedoch waren keine weiteren Besucher außer Johnny und ihm selbst hier. Wahrscheinlich waren alle zu beschäftigt damit, sich auf die Rushima-Verhandlungen vorzubereiten, oder zu begierig darauf, deren Ergebnisse zu erfahren, um sich Zeit zu nehmen, an Blumen zu riechen.
»Eigentlich hast du gar keine ausreichend hohe Sicherheitseinstufung für diese Information«, begann Johnny unvermittelt, nachdem er sich vergewissert hatte, daß sonst niemand im Garten war. »Ich verrate es dir auch nur deshalb, weil ich weiß, wie schwer es ist, dich aufzuhalten, wenn du dich erst mal in ein Problem verbissen hast. Und weil ich weiß, daß du noch mehr Ärger machen und wahrscheinlich noch mehr Dinge aufdecken wirst, die dich nichts angehen, wenn ich dir jetzt nicht wenigstens ein bißchen erzähle. Aber ich würde dem Rat nur äußerst ungern erklären müssen, daß ich es nicht geschafft habe, mit der unersättlichen Neugier eines Sechzehnjährigen fertigzuwerden. Also behalte das für dich, in Ordnung, Elefantenkind?«
Der Spitzname entstammte einer alten Geschichte, die Johnny Markel einmal erzählt hatte, über einen Babyelefanten, der in schreckliche Schwierigkeiten geraten war und dem man so lange die Nase langgezogen hatte, bis sie ein Rüssel wurde, all das nur, weil er nicht aufhören hatte wollen, lästige Fragen zu stellen.
»Bisher hast du mir eigentlich noch gar nichts verraten«, stellte Markel klar, »außer, daß es etwas zu verraten gibt. Jetzt, wo ich das weiß, macht mich das natürlich nur noch neugieriger.« Er grinste Johnny an.
»Also schön. Ich habe dir erzählt, daß Hoa seit mehr als einem Jahr nicht mehr an dem Wettervorhersagemodell gearbeitet hat, und das ist wahr. Diese jetzige Arbeit, die man uns zu lesen gegeben hat, ist nur eine wiederaufgewärmte und unwesentlich verbesserte Variante seines früheren Materials, die er den Direktoren seines Forschungslabors auf Khang Kieaan aufgetischt hat, um ihnen den Eindruck zu vermitteln,
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