Die Fahrt Zu Den Sternen
Flügelflattern eines Schmetterlings – zu enorm unterschiedlichen Resultaten führen kann.«
»Dann ist dieses letzte Modell ein Witz«, murmelte Markel.
»Nicht doch. Es macht lediglich folgende Tatsache deutlich: daß keines der existierenden Modelle zutreffend ist. Hast du dir den Namen des Verfassers angesehen?«
»Ngaen Xong Hoa. Das ist der Kerl, der mit der letzten Ladung Vorräte mitgeliefert werden soll, die vom Dreckball hochgebracht wird«, antwortete Markel, bevor ihm einfiel, daß er eigentlich gar nicht berechtigt gewesen war, die Protokollnotiz gelesen zu haben, die genau beschrieb, wie die Haven ihren Wissenschaftler aufzusammeln plante… selbst wenn da gar nichts sonderlich Neues an diesem Plan war. »Na und?« fuhr Markel daher hastig fort, um Johnny von der Tatsache abzulenken, daß er sich wieder einmal in die Geheimdateien des Rates eingehackt hatte. »Sind sie alle ganz aufgeregt, weil sie jemanden bekommen, der Zen-Sprichwörter darüber losläßt, welche Folgen der Flügelschlag eines flatternden Schmetterlings hat?«
»Ich denke«, meinte Johnny erheitert, »daß sie vielmehr alle von der Aussicht begeistert sind, daß er das Problem inzwischen gelöst haben könnte. Und selbst wenn er das nicht hat… wirf noch mal einen Blick auf das Modell. Ich wette, du hast den Code in dein Programm integriert, ohne ihn vorher gründlich durchzugehen. Möchtest du ihn auf dem Schirm in meinem Quartier noch mal aufrufen und einen zweiten Blick darauf werfen?«
Ein paar Minuten später verfolgte Markel die in stark abgekürzter Form von hochstufigen Programmiersprachen abgefaßten Codezeilen, die über Johnnys Bildschirm krochen.
»Ich sehe nicht, was für einen Sinn es haben soll, diesen Code zu entwirren«, murmelte er vor sich hin, »er tut doch nur genau das, was schon in der Abhandlung beschrieben wird. Er bringt die Daten in eine kanonische Form, wendet eine Reihe von nichtlinearen Gleichungen darauf an, und… oh!«
»Siehst du es jetzt?«
Markel nickte. »Wenn man nach der Eingabe des initialen Datensatzes nicht aufhört, sondern weiter alle kleinen Wetterveränderungen eingibt, parallel zu ihrer Erfassung…
aber in dem Fall kriegt man zu viele Variablen. Man läuft sogar Gefahr, am Ende mit einer unendlichen Anzahl von Variablen dazustehen. Einerseits kann man sein nichtlineares System nicht definieren, bevor man weiß, mit wieviel Variablen man es zu tun hat – andererseits kann man nicht angeben, wieviel Variablen man braucht, bevor man sein nichtlineares System definiert hat, umgekehrt aber… da kriegt man ja Kopfschmerzen«, stöhnte er. »Aber, okay, okay, ich sehe, was du meinst. Wenn man diesem Pfad durch das Programm folgt, bekommt man jedenfalls kein Zen-Sprichwort.«
»Gut. Was kommt statt dessen dabei raus?«
»Wahrscheinlich ein Systemabsturz«, lästerte Markel geistesabwesend, während er das komplexe System von Datenstrukturen und temporären Prozessoren studierte, das man einrichten müßte, um das Programm zu fahren. »Johnny!
Du hast mich aufgefordert, ein Rechenmodell zu implementieren, das die Bordcomputer der Haven zum Absturz gebracht hätte?«
»Eigentlich«, gestand Johnny ein, »hatte ich nicht geglaubt, daß du überhaupt so weit kommen würdest. Ich dachte, daß die Sache dir spätestens dann langweilig werden würde, wenn du auch nur ein einziges Modell implementiert hättest. Und daß du mir dann dessen Ergebnisse zeigen würdest und wir uns gemeinsam die Diskrepanzen zwischen der Vorhersage und dem angesehen hätten, was tatsächlich auf dem Planeten passiert ist. Und daß das ausgereicht hätte, um dich davon zu überzeugen, daß die Angelegenheit durchaus nicht so simpel ist.«
»Und dann«, warf Markel ihm vor, »hättest du mir unterstellt, daß ich Mist gebaut hätte, weil ich nicht alle drei Modelle peinlich genau durchgearbeitet habe. Und ich hätte mich geschämt und aufgehört, dich wegen diesem Zeug zu belästigen. – John Greene«, tadelte er seinen Mentor bedächtig, »du bist ein hinterhältiger, verschlagener Hundesohn.«
Johnny strahlte übers ganze Gesicht. »Danke, mein Sohn. Es tut meinem Herzen wohl, daß endlich jemand meine wahren Talente erkennt. Und ganz nebenbei… dieses letzte Modell hätte keineswegs das ganze Computersystem abstürzen lassen.
Wir haben durchaus Sicherungen gegen sich unendlich vergrößernde Neuronale Netzwerke. Man weiß ja nie, was irgendwelche Kids so alles an Code in den Bordrechner eingeben, nur
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