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Die Falken Gottes

Die Falken Gottes

Titel: Die Falken Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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ließ es mit aller Kraft auf Dahlgrens Schädel niederfahren. Er stolperte gegen den Körper, und im Fallen rissen Magnus und Dahlgren auch Svante und die Königin mit zu Boden. Staub wirbelte auf. Magnus vernahm ein gurgelndes Geräusch und einen Schrei. Er gelangte auf die Knie und zog die Königin von Svante fort. Auch Anneke lief nun zu ihnen, faßte Christina an den Armen und schleppte sie aus dem Knäuel der Leiber.
    »Schaff sie aus dem Haus!« rief Magnus ihr zu.
    »Und Ihr?« fragte Anneke.
    Er wies zur Tür. »Mach schon!«
    |300| Anneke zögerte nicht länger, faßte die benommene Königin um Hüfte und Schulter und brachte sie fort. Magnus erhob sich und verfolgte erschüttert, wie Svante auf den sterbenden Dahlgren zukroch, dem er mit dem Beil eine klaffende Wunde in den Schädel geschlagen hatte. Svante umschloß Dahlgrens Kopf mit ihren Händen und herzte und küßte ihn so verzweifelt, daß ihr Gesicht von seinem Blut verschmiert wurde.
    Das Bild widerte Magnus an. »Laß ab von diesem Mörder«, brachte er heiser hervor, und erst als er seine Forderung noch einmal lauter wiederholte, wandte Svante ihm ihr Gesicht zu, auf dem die Tränen helle Streifen im Blut hinterließen.
    »Er ist ein Märtyrer.« Ihre Stimme schwankte. »Gott hat ihn uns geschickt.« Dahlgren gab erneut ein Gurgeln von sich. Seine Pupillen hatten sich soweit verschoben, daß in seinen Augen nur noch das Weiße zu sehen war. Svante, die sich noch immer an ihn klammerte, zog ein Tuch hervor und drückte es auf den blutigen Spalt, der sich von Dahlgrens Stirn eine Handbreit über den Schädel zog.
    Magnus wich einen Schritt zurück. »Ich verstehe das alles nicht«, sagte er. »Was hast du mit diesem Teufel zu schaffen?« Nun bewegte er sich doch wieder auf sie zu und faßte ihren Arm. »Komm zur Besinnung, Svante. Dieser Mann hat deinen Kopf vergiftet.« Er wollte sie von dem Sterbenden fortzerren, doch Svante wand sich aus seinem Griff, und zu spät erkannte er, daß sie nach Dahlgrens Dolch gegriffen hatte. Die Klinge fuhr durch die Luft und glitt über Magnus’ Ärmel. Er stolperte zurück. Svante richtete sich auf und kam mit der Waffe auf ihn zu.
    »Du bist das Gift«, rief sie wütend. »Du hast den Tod über uns gebracht und uns die Kinder genommen.«
    Magnus schüttelte den Kopf. »Unsere Kinder sind nicht durch meine Schuld gestorben. Niemand trägt die Schuld dafür.«
    |301| Svante gab ein verächtliches Zischen von sich. Der Dolch zuckte vor, und Magnus streckte schnell seine Hände aus, um sich zu schützen. Die Spitze bohrte sich in seinen rechten Handteller. Er stöhnte auf.
    »Ich trage deine Sühne«, schimpfte Svante und drängte ihn durch die Tür. »Gott hat uns die Kinder genommen, weil du gegen seine Gebote verstoßen hast. Du beschmutzt das heilige Sakrament der Ehe, und du bist ein Lügner. Du zweifelst an der Macht Gottes und verspottest seinen Namen.«
    Noch einmal griff sie ihn an. Er versuchte, mit der linken Hand nach der Waffe zu greifen, doch damit handelte er sich nur einen weiteren schmerzhaften Stich ein. Svantes Gesicht war haßverzerrt. Erst jetzt wurde Magnus klar, daß er tatsächlich Schuld auf sich geladen hatte. Er hatte sich nach dem Tod der Kinder kaum um Svante gekümmert, und sie waren sich fremd geworden. Warum hatte er nicht bemerkt, daß der Verlust der Kinder Svantes Geist so arg verwirrt hatte? Nun zahlte er den Preis für seine Ignoranz.
    »Nimm Vernunft an und wirf den Dolch fort«, forderte er sie auf. »Du willst mich nicht töten. Zweimal hättest du mir schon das Leben nehmen können, doch weder als du mir das Gift verabreicht, noch als du mich im Keller überwältigt hast, wolltest du meinen Tod.«
    Einen Moment lang glaubte er, daß Svante tatsächlich bereit war, auf ihn zu hören. Sie senkte den Blick, ihre Hand zitterte, doch im nächsten Augenblick heulte sie auf und machte einen Schritt auf ihn zu. Sie hob den Dolch über ihren Kopf und griff ihn an.
    Magnus wich ihr geschickt aus, packte Svantes Arm und drängte sie an die Wand. Ihr heißer Atem fuhr über sein Gesicht. Er schlug ihre Hand dreimal hart gegen das Holz, dann ließ sie den Dolch fallen.
    Svante stieß ihn von sich. Während Magnus den Dolch |302| aufhob, taumelte sie aus der Kammer auf die Treppe zu. Sie blieb stehen und griff in ihre Schurztasche. Ausdruckslos stierte sie auf ihre Hand, in der sie einige Körner hielt. Als Magnus begriff, was sie vorhatte, war es bereits zu spät. Er stürmte auf sie

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