Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
Vom Netzwerk:
nicht. Deshalb hatte Margarethe beschlossen, das Thema nicht weiter anzusprechen. Jeder Mensch hatte ein Recht auf seine Geheimnisse.
    Die Waldeckerin beobachtete Margot aus halb geschlossenen Augen. Das Mädchen saß vor ihrer Schminkkommode und betupfte sich mit Wangenrot. »Das hast du doch gar nicht nötig, Margot«, stellte die Hofdame fest. »Du bist auch ohne diese Kunstgriffe wunderschön.«
    »Man kann nie schön genug sein.«
    »Wie du meinst. Aber ich wäre zumindest mit dem Cyclamenwurzelpulver vorsichtig. Ich habe schon gehört, dass Frauen zu Schaden kamen, weil sie zu viel davon aufgetragen haben. Es sind ihnen sämtliche Haare ausgefallen. Das willst du doch nicht.«
    »Die Heilige Jungfrau bewahre mich davor. Ich brauch’s auch gar nicht. Meine Haut ist ohnedies blütenweiß. Was mir Sorgen macht, sind meine Wangen. Sie könnten eine Spur mehr Farbe haben.« Margot seufzte.
    »Ich schätze, die bekommst du ganz von selbst, wenn ein gewisser Herr dich heute zum Tanz auffordert«, neckte Margarethe sie.
    In diesem Augenblick klopfte es, und Margots Vater stand in der Tür. Der Truchsess war eine gepflegte Erscheinung: Er bürstete sein ergrautes Haar, trug farblich aufeinander abgestimmte Kleidung, saubere Stiefel und eine adrette Feder am Hut. Außerdem achtete er sehr auf Sauberkeit und roch auch heute nach frischer Seife. Ganz ohne Zweifel hatte er erst vor Kurzem die Dienste des Baders in Anspruch genommen, denn sein Bart war frisch gestutzt.
    Margarethe wunderte sich schon lange, dass der Truchsess nicht die geringsten Anstalten machte, sich wie viele Witwer nach Ablauf des Trauerjahrs eine neue Frau zu suchen, die ihm das Bett wärmen und vielleicht auch einen männlichen Erben schenken konnte. Er dagegen schien nur Augen für seine Tochter und Interesse an ihrem Wohlergehen zu haben. Margarethe vermutete, dass er zunächst einmal Margot verheiraten wollte, bevor er sich eine neue Gefährtin suchte.
    »Sind meine Damen bereit für ihren großen Auftritt?«, fragte Bischishausen mit einem schelmischen Glitzern in den Augen.
    Margot betupfte ihr Ohrläppchen rasch noch mit Rosenwasser. Dann drehte sie sich um ihre eigene Achse und sah ihren Vater strahlend an. »Gefalle ich dir?«, fragte sie kokett.
    »Mein Täubchen, ich fürchte, heute Abend wirst du zahlreiche Sticheleien der anderen Damen erdulden müssen, weil du eine jede von ihnen mit deiner Schönheit ausstichst.«
    »So soll es sein«, sagte sie selbstbewusst. »Aber bevor wir gehen, zeigst du mir noch einmal diese Gaillarde. Ich will mich auf keinen Fall blamieren.«
    Gutmütig nahm ihr Vater sie bei der Hand und entsprach ihrem Wunsch. Als er sie schließlich losließ, war er außer Atem geraten. »Wenn wir hier noch länger herumhüpfen, musst du dir einen anderen Tanzpartner suchen. In meinem Alter ist man nicht mehr so leichtfüßig, wie es einer jungen Dame angemessen wäre.«
    »Keine Sorge, da wird sich schon jemand finden.« Margot warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
    Ihr Vater schaute fragend zu Margarethe. Die jedoch zuckte nur mit den Schultern.
    »Lasst uns gehen«, drängte Margot. »Man kann die Spielleute bereits hören.« Energisch hakte sie sich beim Truchsess ein.
    Auffordernd bot der Ritter Margarethe seinen anderen Arm. »Darf ich bitten.«
    Die Rothaarige warf einen letzten Blick auf das Kästchen, in dem sie Albrechts Schreiben verwahrt hatte, und fühlte sich plötzlich wieder ganz elend. Am Ende wiederfuhr ihm ein Unglück genau in der Stunde, in der sie sich amüsierte. Seufzend legte sie ihre Hand auf den angebotenen Arm.
    Kurz darauf betraten sie die große Halle, die prächtig dekoriert worden war. Sogar zusätzliche Wandteppiche hatte man anbringen lassen. Die drei kamen gerade rechtzeitig, um der Ankunft der Gräfin und ihrer beiden Prinzen beizuwohnen. Kaum hatte die Gräfin auf ihrem erhöhten Sitz Platz genommen, als sich die Gäste auch schon zu zerstreuen begannen.
    Margarethe blieb an der Seite des Truchsessen, lauschte dem höfischen Geplänkel, dem Austausch von Artigkeiten und beobachtete das wechselseitige kritische Beäugen vor allem der Damen. Das alles war ihr nur zu gut bekannt, jedoch fehlte es bei diesem Fest an Heiterkeit, was vermutlich auch daran lag, dass die Stimmung in Stuttgart so angespannt war. Henriette hatte die Räte laden müssen, wie es der Anstand gebot, und diese hatten es sich nicht nehmen lassen zu kommen, wo es ein so üppiges Essen gab.
    Margots Vater tat sein

Weitere Kostenlose Bücher