Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
Sachsenheim zu Hilfe. »Wenn mir vielleicht das Fräulein von Waldeck diesen Tanz schenken würde.«
Die Gräfin winkte unmerklich, und obwohl Margarethe sich vorgenommen hatte, es nicht zu tun, folgte sie dem Hofmeister auf die Tanzfläche. Eine Weile taten sie nicht mehr, als sich in den Reigen der anderen einzureihen. Während Margarethe hoffte, dass der Tanz bald enden würde, schien Sachsenheim Geschmack daran zu finden.
»Auch Ihr seid eine ganz vorzügliche Tänzerin, Fräulein von Waldeck, und bewegt Euch mit seltener Grazie. Ich bin mir sicher, dass Herzog Ernst, wenn er Eurer Schönheit gewahr wird, ganz und gar hingerissen sein wird.«
Margarethe zuckte unmerklich zusammen.
»Doch auch Stuttgart hat seine Reize, findet Ihr nicht?«, plauderte Sachsenheim weiter.
»Gewiss. Doch … Au! Ich glaube, jetzt habe ich mir den Knöchel verstaucht.«
»Was für ein Pech! Ich hoffe, es lag nicht an meiner Ungeschicklichkeit.« Sachsenheim machte ein besorgtes Gesicht. »Lasst mich Euch zu dem Lehnsessel dort führen.«
Mit gequältem Lächeln nahm sie das Angebot an und humpelte zu der Sitzgelegenheit. Sachsenheim zog sich ebenfalls einen Stuhl heran, nahm zwei Becher Wein vom Tablett einer Schankmagd, die gerade vorbeieilte, und reichte einen davon Margarethe, während er sie mit amüsiertem Blick musterte. Es war offensichtlich, dass er sie durchschaut hatte.
»Ich danke Euch, Herr Sachsenheim. Ihr habt mir aus einer unangenehmen Situation geholfen.«
Der junge Mann überging ihre Bemerkung und sagte stattdessen: »Auf Euer Wohl und Eure rasche Genesung, derer ich mir sicher bin, und auf das Wohl Euer Liebdens Albrecht von Wittelsbach. Dass ihm ein langes Leben beschieden sein soll.« Sachsenheim hob kurz das Trinkgefäß, setzte es an die Lippen und schaute ihr beim Trinken tief in die Augen. Dann nahm er ihr den Becher ab, küsste höflich ihre Fingerspitzen und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln.
Margarethe kam es vor, als entblöße er ein Raubtiergebiss. Sie fühlte sich zusehends unwohl in seiner Gesellschaft und hoffte, dass der Truchsess und Margot bald zurückkehren würden. Bis es so weit war, beabsichtigte sie, das Gespräch in eine ungefährliche Richtung zu lenken. »Ich nehme an, Ihr wollt mit mir über die Gräfin Elisabeth sprechen, Herr von Sachsenheim. Der Truchsess war so frei, mich vom Vorschlag des Rates in Kenntnis zu setzen.«
»Tat er das?« Sachsenheim leckte sich die Lippen. »Und findet der Plan Eure Zustimmung?«
»Solange die Gräfin in Stuttgart weilt, stehe ich gerne zur Verfügung.«
Er nickte. »Wir dachten an eine längere Zeitspanne. Die Gräfin könnte eine Menge von Euch lernen. Ihr seid eine weitgereiste und welterfahrene Dame, die dazu noch in enger Verbindung mit dem Haus Wittelsbach steht. Es würde Euer Schaden nicht sein. Auch wir sind nicht ohne Einfluss. Unser Arm reicht weit, selbst bis zum böhmischen Königshaus.«
Margarethe schwankte zwischen Zorn und Empörung. Was sollten all diese Andeutungen? Wollte Sachsenheim sie brüskieren? Sein Gesichtsausdruck blieb unverändert höflich, ja fast bewundernd.
»Das ist erfreulich«, rang sie sich ab. »Ich werde darüber nachdenken.«
Er machte ein Gesicht wie eine Katze vor der Milchschüssel. »Wie angenehm es ist, mit Euch zu plaudern, Margarethe. Ich darf Euch doch so nennen?«, fuhr er im Plauderton fort. »Man merkt gleich, dass Ihr eine ungewöhnlich kluge Frau seid. Eine Eigenschaft, die ich, wie viele Männer, zu schätzen weiß.« Bei diesen Worten hatte er sich so weit zu ihr herübergeneigt, dass seine Lippen ihr Haar leicht berührten.
Margarethe war verwirrt, denn Sachsenheim roch erstaunlich angenehm, ganz sicher gewaschen, und leicht nach Honig. Was konnte dieser Mann von ihr wollen? »Ihr schmeichelt mir.«
»Bescheidenheit ist eine Tugend, die einer Frau gut zu Gesicht steht. Doch Ihr braucht Euer Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Ich freue mich auf weitere anregende Gespräche und vielleicht, wenn es sich ergibt, auf ein Lächeln, das Eurer Schönheit noch mehr Glanz verleihen würde.«
Irritiert musterte die Rothaarige den Ritter. Was meinte er nur mit weiteren anregenden Gesprächen? Was sie betraf, hatte sie nicht die Absicht, regelmäßig mit dem Hofmeister zu verkehren. Sie atmete erleichtert auf, als die Musik in diesem Moment verstummte. Behutsam tupfte sie sich mit ihrem Tüchlein einen vermeintlichen Tropfen Wein aus dem Mundwinkel. »In erster Linie bin ich meinem
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