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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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tödlichen Ausgang nehmen konnte. Genau davor hatte sie sich die ganze Zeit gefürchtet. Und natürlich nahm er die Sache wieder einmal auf die leichte Schulter, genau wie in Prag, als sie bei der Hussitenpredigt gewesen waren. Schon damals hatte sein Leichtsinn sie alle in Lebensgefahr gebracht, als er sich bloß mit einem Messer bewaffnet den schwarzen Rittern entgegenstellen wollte. Albrecht war im Herzen ein Draufgänger, und das war gefährlich. Niemand würde ihn davon abhalten können, sich in Gefahr zu begeben. Schon glaubte Margarethe, den metallischen Blutgeruch zu riechen und die Schreie Sterbender zu hören. Sie hielt sich die Ohren zu, aber es half nichts. Verzweifelt sank sie auf eine Bank.
    »Ach, Margarethe, nimm dir das doch nicht so zu Herzen«, klang da Margots Stimme neben ihr.
    Zunächst versuchte sie, so zu tun, als sei die Freundin gar nicht da. Sie wollte allein sein, doch Margot wich nicht von ihrer Seite. »Dein Kummer ist ja zum Steinerweichen, und mir ist auch schon ganz elend.« Als Margot die Hand auf Margarethes bebende Schulter legte, schluchzte diese laut auf. »Ich verstehe dich ja. Doch wenn du nur fest genug daran glaubst, dann kommt Albrecht in nicht allzu ferner Zukunft als Held zurück und holt dich.«
    Margarethe wünschte sich, Margots Gottvertrauen zu besitzen, und seufzte zwischen zwei Schluchzern. »Ich hoffe so sehr, dass du recht hast, aber manchmal träume ich, man trüge Albrecht tot vom Feld.«
    »Das ist nur der Alb«, tröstete das Mädchen. »Was du brauchst, ist Abwechslung, ein bisschen Fröhlichkeit.«
    »Ich finde, da hat sie recht«, mischte sich eine unbekannte Stimme ein. Margarethe zuckte zusammen. Die Vorstellung, ein Fremder könnte sie in diesem aufgelösten Zustand sehen, war ihr unangenehm. Und wer auch immer sie belauscht hatte, ließ es entweder an Taktgefühl mangeln oder er hatte besonders viel Mitgefühl.
    »Verzeiht, edle Dame«, sprach der Mann nun und trat vor. »Es liegt nicht in meiner Absicht, Euch zu belästigen, aber Euer Schluchzen ist so herzzerreißend, dass ich mich genötigt fühlte nachzusehen, wer sich da so entsetzlich grämt, und zu fragen, ob es irgendetwas gibt, was ein Mann von Stand für Euch tun könnte? Doch wie ich sehe, kam mir bereits jemand zuvor.«
    Margarethe tupfte sich mit ihrem Leinentüchlein die Tränen aus den Augenwinkeln und versuchte, sich wieder zu fangen. Sie holte tief Luft, bevor sie aufschaute. Ihr Blick fiel auf beigefarbene Beinlinge, Stiefel aus Ziegenleder und ein Wams aus schwerem Brokat. Sie erkannte den Ritter, der am Morgen an der Seite der Gräfin Henriette gestanden hatte.
    Er verbeugte sich artig und stellte sich ihnen vor: »Hans von Sachsenheim, gräflicher Hofmeister, zu Euren Diensten.«
    Margarethe schluckte. Ausgerechnet der! Hoffentlich war er verschwiegener, als Bischishausen ihm nachsagte, denn sonst würde sie binnen kürzester Zeit Hofgespräch sein. »Danke für Eure Anteilnahme, doch es wird nicht nötig sein, Euch mit meinen Sorgen zu belasten.« Sie wies auf Margot. »Wie Ihr seht, steht mir meine Freundin bereits bei.«
    »Ein mildtätiges Herz ist einer edlen Dame Zier. Das Fräulein von Bischishausen, soviel ich weiß.«
    Margarethe sah, wie die Augen ihrer Freundin aufblitzten.
    »Ihr kennt meinen Namen?«, fragte das Mädchen erstaunt.
    »Wie könnte mir Euer Liebreiz entgangen sein, wertes Fräulein?« Ein charmantes Lächeln zeichnete sich auf seinem gut aussehenden Gesicht ab. Für einen Mann hatte er ungewöhnlich gleichmäßige Züge. Keine einzige Narbe, kein Mal, nichts störte die Ebenmäßigkeit seiner noblen Blässe. Seine Lippen waren sanft geschwungen und seine Zähne gerade und perlweiß.
    Margarethe beobachtete, wie ihre Freundin vor ihren Augen buchstäblich dahinschmolz.
    »Ich hoffe, dass Ihr mir heute bei unserem kleinen Bankett einen Tanz nicht verwehrt, Fräulein von Bischishausen. Gibt es einen, der Euch besonders viel Freude macht? Nein, wartet. Lasst mich raten.« Er musterte sie, immer noch lächelnd. »Ihr habt etwas Erfrischendes an Euch, etwas Sprudelndes. Die langsamen Schreittänze langweilen Euch. Ihr bevorzugt ausgelassene, fröhliche Klänge: die Gaillarde. Das ist der richtige Tanz für Euch.«
    Margot strahlte ihn an. »In der Tat, Herr von Sachsenheim.«
    »Und Ihr, Fräulein von Waldeck?«, erkundigte er sich.
    »Ich tanze nicht«, lehnte Margarethe freundlich ab. Keinesfalls wollte sie Margot als Konkurrentin um die Gunst dieses Mannes

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