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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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Glück war bei seinem Ausbruch zuvor niemand zu Schaden gekommen. Die Höflinge gingen Albrecht wohl wissend aus dem Weg, wenn er sich in solcher Stimmung befand. Einzig Jan harrte dann für gewöhnlich an seiner Seite aus. Doch dieser war nicht da. Und Albrecht war froh, dass der Freund durchgesetzt hatte, Margarethe zu begleiten. Er würde auf sie aufpassen. Mit Jan an ihrer Seite konnte Margarethe nichts geschehen, da war sich Albrecht sicher. Sie würde heil und gesund zurückkehren. Aber was dann? Albrecht starrte feindselig das Schreiben an. Es war der Entwurf eines Kontraktes, der ihn und Margarethe für immer trennen würde.
    »Margarethe, du weißt, dass ich das nicht will«, sagte Albrecht laut, obwohl er ganz allein war. »Man presst mir diese Hochzeit ab.«
    Zögernd begab sich Albrecht zum Schreibtisch und strich das Pergament glatt, um es ein weiteres Mal zu studieren. Der Text enthielt neben den üblichen Phrasen und Regelungen bezüglich Elisabeths Mitgift und den damit verbundenen Bündnissen eine Klausel, die bei einem Nichtzustandekommen der Hochzeit eine Strafe von zehntausend Gulden vorsah. Insgeheim musste Albrecht den Stuttgarter Rechtsgelehrten fast Anerkennung zollen. Sie hatten an alles gedacht, sodass Albrecht kein noch so kleines Schlupfloch blieb, um sich der Verbindung ungestraft entziehen zu können.
    »Ich will aber Margarethe heiraten, nicht Elisabeth«, lallte er mit schwerer Zunge. »Warum lässt man mich das nicht?«
    Niemand war da, um ihm zu antworten. Ein weiterer Schluck Branntwein rann durch seine Kehle. Albrecht läutete dem Kaplan, der sich unterwürfig näherte, sich jedoch dicht bei der Tür hielt.
    »Geht noch einmal unsere Ahnentafeln durch«, befahl er dem Mann, »und prüft, ob Elisabeth von Wittelsbach und ich nicht doch zu nahe verwandt sind, um heiraten zu können.«
    Der Mann nickte und verschwand.
    Albrecht ahnte, dass sich auch diese letzte verzweifelte Hoffnung zerschlagen würde. Die verwandtschaftliche Beziehung würde nicht gegen eine Ehe sprechen. Wimmernd sackte der Herzogssohn zu Boden und wiegte sich wie ein Kind.
    »Ach, was hab ich nur getan. Ich gab Margarethe mein Wort und kann’s nun nicht halten. Der Zorn Gottes wird mich treffen. Hoffentlich verschont er wenigstens Margarethe.«
    Die Rothaarige öffnete die Augen und starrte zu dem Fenster hinauf, das sich in unerreichbarer Höhe befand und den Blick auf einen blassen Mond freigab. Immer noch erschien ihr alles, was geschehen war, unwirklich. Doch sie war in keinem Traum, sondern hier in dieser verborgenen Burg irgendwo im bayrischen Wald. Ohne etwas dagegen tun zu können, stiegen ihr wieder die Tränen in die Augen.
    Nach der kurzen Rast war es weitergegangen, wie angekündigt mit verbundenen Augen. Der Weg hierher war so schrecklich für sie gewesen, dass sie sich geschworen hatte, Wic niemals wieder die Lederkappe überzustreifen, sollte sie je nach Hause kommen. Nichts sehen zu können war ihr furchtbar erschienen. Erst in diesem Raum hatte man ihr Fesseln und Augenbinde abgenommen. Dann war die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen, und man hatte sie in der Finsternis allein gelassen.
    Vorsichtig setzte sie sich auf ein durchaus bequemes Bett, und als sie die Beine baumeln ließ, stieß sie an einen Nachttopf. Ganz offensichtlich war man hier auf Gefangene eingerichtet. Er ist also tatsächlich ein Plackerer, dachte Margarethe. Erschrocken dachte sie an die Perlen. Es war zu gefährlich, sie länger bei sich zu tragen, aber wohin damit? Eine Weile lauschte sie in die Dunkelheit hinein, doch irgendwann schlief sie wieder ein.
    Der hellgraue Lichtschein aus dem hohen Fenster weckte sie. Sie fühlte sich wie zerschlagen. Von dem ungewohnten Fußmarsch tat ihr alles weh. Mit zusammengebissenen Zähnen erhob sie sich und ging hinüber zu einer verbeulten Waschschüssel. Das Wasser darin war eiskalt, und Seife gab es nicht. Entschlossen spritzte sie sich die kalte Flüssigkeit ins Gesicht.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür und der falsche Reiseführer trat ein. »Mein Herr wünscht, mit Euch zu speisen!«, meinte er mit wichtigtuerischer Miene.
    Die Rothaarige sah den Burschen fragend an und zwang sich dann zu einem schiefen Lächeln. »Ich werde die Einladung schwerlich ablehnen können, aber ein wenig zurechtmachen würde ich mich schon gern.« Sie deutete auf ihre Haare und ihr zerrissenes Kleid.
    »Ich warte draußen«, grummelte der Mann. »Fünf Minuten. Mein Herr schätzt es nicht zu

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