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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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flüsterte er. Ein weiteres Mal war seine Wut so groß, dass er die Hand zornig zur Faust ballte. Schmerzhaft krachte sie wenig später gegen die Steinmauer, die das Gasthaus umgab.
    Er selbst hatte es vermasselt. Statt zurück ins Bett zu kriechen, hätte er Margarethe nach unten begleiten müssen. Für ihn war die ganze Sache von Anfang an eine Schnapsidee gewesen. Eine Frau mit so wertvoller Fracht ohne entsprechenden Geleitschutz auf diese Reise zu schicken! Was war bloß in seinen Herzog gefahren? Er hätte es doch besser wissen müssen. Oder war ihm etwa egal, was aus Margarethe und den Perlen wurde? Jan schluckte, als er erkannte, dass es vermutlich genauso war. Ein trauriger Unfall im Zuge einer mutigen Mission käme Herzog Ernst doch mehr als gelegen. Er stünde gut da, und einer Ehe zwischen Albrecht und Elisabeth wäre niemand mehr im Weg. Den Verlust von fünfzig Perlen konnte das Herzogtum durchaus verschmerzen, einen standesgemäßen Erben jedoch nicht.
    Bebend vor Zorn lief der Ritter zurück zum Haus. »Pack mir Proviant für zwei bis drei Tage ein«, wies er Trine an, die schuldbewusst dreinsah, obwohl sie für Margarethes Verschwinden nicht das Geringste konnte.
    »Habt Ihr etwas entdeckt, Herr Sedlic?«, fragte sie schüchtern.
    »Nicht wirklich. Du reitest mit meinen Männern zurück nach Passau und bittest den Fürstbischof um Hilfe. Sag ihm, der Hofmeister des Herzogssohns benötige seine Unterstützung, weil er im Grenzland überfallen worden sei, und bitte ihn um Söldner, die sich in den Wäldern auskennen. Man möge sich beeilen.«
    Trine nickte. Sie verstand sofort, dass der Fürstbischof nur müde abwinken würde, wenn sie um Hilfe zur Errettung von Albrechts Konkubine bitten würde. Sie wandte sich um und rannte davon, um den geforderten Proviant zu holen.
    Mit den geübten Handgriffen eines kampferprobten Ritters befestigte Jan kurz darauf ein Bündel mit dem Nötigsten am Pferd und führte es aus dem Stall. »Den Schimmel dort nehm ich auch mit«, ließ Jan die beiden jungen Ritter wissen, die immer noch zerknirscht dreinschauten. Er kontrollierte kurz die Gurte, dann stieg er auf, griff nach den Zügeln des Schimmels und drängte auf die Straße hinaus. Am liebsten wäre er sofort losgaloppiert, doch er wusste ja nicht einmal genau in welche Richtung. Einem Instinkt folgend hielt er tiefer in den Wald hinein. Dort war es totenstill. Nicht einmal die Vögel schienen sich über diesen Tag zu freuen. Je tiefer der Ritter in die Einsamkeit vordrang, desto mehr wuchs seine Verzweiflung. Wie sollte er Margarethe in dieser Wildnis bloß finden? Missmutig trieb er sein Pferd an. Als er darüber nachdachte, wurde ihm klar, dass ihm nur eine Hoffnung blieb: Margarethe war eine auffallende Erscheinung. Falls sie in dieser gottverlassenen Gegend jemandem begegnet war, würde sich derjenige an sie erinnern.

K APITEL 6
    Albrecht durchmaß das Arbeitszimmer mit langen Schritten. Immer wieder warf er dem Pergament, das ausgebreitet auf dem mit filigranen Schnitzereien verzierten Schreibtisch lag, wütende Blicke zu, ganz so, als wäre es sein erbittertster Feind. Er hatte getobt, gebrüllt und sogar einen vollen Weinkrug an die Wand geworfen, nachdem er erfahren hatte, dass Margarethe nach Gera abgereist war, um Heinrich von Weida aus den Händen der Hussiten zu befreien. Zuerst hatte er sich furchtbar darüber aufgeregt, wie sie so etwas hatte tun können, ohne ihn zu fragen.
    Dann hatte er seinen Vater, den Herzog, aufgesucht, um ihn um Erlaubnis zu bitten, ihr nachreiten zu dürfen. Doch der hatte Margarethes Torheit auch noch gelobt und ihm strikt verboten, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Albrechts Anwesenheit sei in dieser heiklen Phase des Bayernkrieges unabdingbar, hatte der Herzog argumentiert. Sie hatten sich furchtbar gestritten, und Albrecht hatte sich so sehr im Ton vergriffen, dass sein Vater ihn schließlich hinausgeworfen hatte.
    Danach suchte Albrecht verzweifelt Trost und Vergessen im Rausch. Doch jedes Mal, wenn er zu viel trank, war es, als würde ein Dämon von ihm Besitz ergreifen. Der trieb ihn zu weiteren Worten und Taten, die er bitterlich bereute, sobald sich sein Kopf wieder klärte.
    Albrechts Blick fiel auf die Spuren, die der zerschellte Krug kurz zuvor an der Wand hinterlassen hatte. Ein intensiver Geruch nach Branntwein schwängerte die Luft. Mit unsicherer Hand schenkte sich Albrecht nun aus einem zweiten Krug ein und stürzte den Trunk in einem Zug hinunter. Zum

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