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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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einzuschlagen, der zwischen ihnen und der Freiheit stand. Als sie sein Handgelenk erwischte, ließ er Margarethe tatsächlich für einen Moment los. Die rollte sich zur Seite und kam schnell wieder auf die Füße. »Lauf, Trine!«, rief sie.
    Das ließ sich die Zofe nicht zweimal sagen. Die beiden Frauen rafften die Röcke und sausten los. Gleich hinter den Büschen sahen sie den alten Ludger liegen. Seine Augen starrten ins Leere, und ein Messer steckte in seiner Brust.
    »Hierbleiben!«, brüllte Weida und stürmte ihnen nach.
    Jan rieb sich den linken Arm. Er hatte ordentlich einstecken müssen und zwischendurch fast befürchtet, zu unterliegen, doch schließlich hatte seine Geschicklichkeit gesiegt. Jan war zwar aus der Übung, was diese Art von Kampf anging, den er aus seiner Bubenzeit kannte, aber er war schnell und zäh und dazu ausgesprochen gut in Form.
    Thomek war ihm zwar an Kraft überlegen, aber dafür behäbig. Nun gab er sich als guter Verlierer, der seinem Kontrahenten auf die Schulter klopfte. »Donnerwetter, Herr Ritter«, lobte er, »es hat schon lange keiner mehr geschafft, mich zu besiegen.«
    »Und mir wär’s beinahe auch misslungen. Du hast mir arg zugesetzt, Bursche.«
    »Jetzt müsst Ihr mir aber auch Euren Namen verraten, den richtigen meine ich, damit ich weiß, wem ich auf dem Schlachtfeld besser aus dem Weg gehe.«
    Jan erstarrte. Offensichtlich hatte Thomek ihn durchschaut.
    »Glaubt Ihr wirklich, ich könnte einen Kaufmann nicht von einem Ritter unterscheiden? Ich mag in meinem früheren Leben ein Köhler gewesen sein, aber dumm bin ich nicht.« Er grinste.
    Jan hob eine Augenbraue. »Sedlic ist mein Name, Jan Sedlic.«
    »Ihr seid das?«, meinte Thomek erstaunt. »Na, dann hat sich der Plackerer aber einen harten Brocken ausgesucht.«
    »Wie meinst du das?«, mischte sich Sepi wieder ein, der sich daran erinnerte, dass er es vorhin schon hatte fragen wollen.
    »Er hat ein ordentliches Kopfgeld auf Euch ausgesetzt. Jetzt versteh ich auch die Höhe.«
    Jans Fäuste ballten sich. Misstrauisch schaute er sich um. Thomek grinste und deutete auf die leere Flasche Wacholderschnaps.
    »Keine Angst, einen Mann, der sich mit mir geschlagen und eine Flasche Borowicka geleert hat, den verrat ich an keinen Raubritter mehr.«
    Auch Sepi atmete merklich auf, und Jan meinte: »Dann sollten wir es dabei belassen und beten, dass wir uns nie als Feinde begegnen. Ihr steht zu Eurem Wort?«
    »Bei meiner Ehre, und ich habe eine, auch wenn ich ein einfacher Mann bin. Morgen kurz vor Sonnenaufgang bringe ich Euch zu der Burg.«
    Plötzlich erinnerte sich Jan, wo er Thomek schon einmal gesehen hatte. Er hatte damals in Prag bei der Hussitenpredigt neben dem Riesen gestanden. »Ehre hat, wer sich ehrenhaft verhält«, meinte der Ritter. »Wo ist eigentlich Trine?«, wandte er sich an Sepi, der fröhlich seinen Gewinn zählte.
    »Keine Ahnung. Sie hat sich gleich nach unserer Ankunft verdrückt.«
    Jan packte einen der Hussiten am Ärmel. »He, hast du ein kleines, blondes Frauenzimmer gesehen?«
    »So ’ne Hübsche?«
    »Ja.«
    »Klar hab ich das. Die ist mit unserem Eremiten weggegangen.«
    »Was? Wohin denn?«
    »Nach draußen. Ist auch schon ’ne ganze Weile her.«

K APITEL 11
    Margarethes Beine zitterten bereits vor Anstrengung, aber Trine zog sie weiter, immer tiefer in den Wald hinein, der sich wie eine schwarze Wand vor ihnen auftat. Plötzlich war es Margarethe, als habe sie eine Bewegung gesehen, das Huschen eines Schattens. »Da vorne ist jemand!«, rief sie erschrocken. »Wir rennen in unser Verderben.« Sie verlangsamte ihren Lauf.
    »Weiter, Herrin«, drängte Trine. »Da ist nichts. Das Verderben rennt höchstens hinter uns her.«
    Hektisch drehte sich die Rothaarige um. Der Weida hatte sich nicht abschütteln lassen, und mit einer Zähigkeit, die sie diesem alten Mann niemals zugetraut hätte, klebte er an ihren Fersen. Er schien wild entschlossen, sie nicht entkommen zu lassen. Trine hatte recht, sie mussten weiter. Margarethe nahm all ihre Kraft zusammen und folgte der Zofe, während sie ängstlich nach jedem Schatten spähte. Ob Trine den Weg kannte? Doch spielte das eine Rolle? Hauptsache weg. Sie hörte, wie Weida hinter ihnen keuchte. Vielleicht versagten auch ihm bald die Kräfte. Ihre Lunge brannte inzwischen wie Feuer. Lange würde sie nicht mehr durchhalten. Wenn sich ihre Beine nur nicht anfühlen würden, als wären sie mit Blei gefüllt. Die Welt um sie herum schien zu einem

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