Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
wobei er sein Schwert zu greifen suchte, das neben ihm auf dem Boden lag, ließ es dann jedoch liegen, als er sah, wie Jan erneut mit der Waffe ausholte.
»Was seid Ihr nur für ein Schwein«, erboste sich der junge Ritter. Weida schaffte es mit einem Satz an ihm vorbei und raus aus der Höhle. Jan hatte ihn schon nach wenigen Schritten eingeholt, doch der Vogt brachte sich hinter einem Feldahorn in Sicherheit. Das Schwert sauste in den Stamm, dass das Holz splitterte.
»Ich nehme mir, was mein gutes Recht ist«, krächzte Weida nicht halb so überzeugend, wie es klingen sollte. »Oder habt Ihr vergessen, dass die da drin mein Weib ist? Dabei wart Ihr ja sozusagen Trauzeuge.«
Mit einem Wutschrei ließ Jan das Schwert fallen, packte den Vogt am Kragen und hieb mit Fäusten auf ihn ein. Anfangs wehrte sich Weida noch, dann konnte er kaum mehr als seinen Kopf mit den Unterarmen schützen. Jan war ihm an Kraft und Geschicklichkeit weit überlegen. Irgendwann ließ der junge Ritter von ihm ab, und der Vogt wand sich stöhnend im Laub.
»Am liebsten würde ich dich totschlagen, alter Mann, aber ich hab keine Lust, meine Ehre wegen dir zu verlieren. Hau ab, und lass dich nie mehr in Margarethes Nähe blicken.«
Weida kam mühsam auf die Knie. »Sie ist mein Weib. Geht das nicht in deinen verdammten Dickschädel?«
»Wenn du sie noch einmal anfasst, dann schlag ich dir den Schädel ein«, drohte der junge Ritter und ließ keinen Zweifel daran, dass es ihm ernst war. »Ich werde Margarethe jetzt mit mir nehmen.« Sein Blick ging hinüber zu der Hofdame, die langsam zu ihm kroch. Ihre Lippe blutete, und sie zitterte am ganzen Leib. Er reichte ihr die Hand. Zuerst schien es fast so, als würde sie zögern, doch dann griff sie mit bebenden Fingern danach und rappelte sich auf. Jan nahm sein Schwert und richtete es drohend auf den Vogt, bevor sie sich umdrehten und davongingen.
Weida blieb zwar am Boden liegen, doch seine Augen funkelten ihnen böse hinterher. »Ihr seid zu spät gekommen, hört Ihr, zu spät. Es wird mein Sohn sein, den sie gebiert, und ich werde kommen und ihn einfordern. Und Euch, Sedlic, Euch werde ich in den Zeugenstand rufen. Ich werd’s Euch schwören lassen, auf die Bibel, dass sie mein Weib ist.«
Sein grausiges Lachen verfolgte Jan und Margarethe bis zu der Stelle, an der sie Trine besinnungslos vorfanden. Weinend brach Margarethe über ihr zusammen.
»Ruhig, sie lebt«, tröstete Jan.
»Wir müssen sie mit uns nehmen.«
»Das werden wir. Aber jetzt zunächst fort von hier, bevor der Plackerer uns entdeckt.«
K APITEL 12
»Was tun wir jetzt?«, wandte sich Jan an Thomek. »Der Weg zurück ist uns durch den Plackerer und seine Männer versperrt, aber fort müssen wir in jedem Fall.«
Der Mann dachte einen Augenblick nach. »Es gibt eine Köhlerhütte nicht weit von hier. Allerdings dürfte sie auch dem Plackerer und seinen Leuten bekannt sein. Über kurz oder lang werden sie dort suchen.«
»Wir sollten trotzdem dorthin. Eine Hütte bietet uns Schutz und bessere Verteidigungsmöglichkeiten.«
Thomek nickte, warf jedoch einen skeptischen Blick auf die beiden Frauen. Jan verstand. Es würde schwer werden, ihr Ziel zu erreichen: Trine war ohne Bewusstsein und Margarethe nicht in der Verfassung, die Strapazen eines längeren Marsches auf sich zu nehmen. Der junge Ritter wies auf ihre beiden Pferde. »Steig auf, Margarethe.«
Wortlos tat sie, was er sagte. Dann hoben sie Trines leblosen Körper auf das Pony und banden ihn fest.
Es ging nur mühsam voran. Ein Weg war nicht zu erkennen, und sie waren allein auf Thomeks Orientierungssinn angewiesen. Hinzu kam, dass die Männer ständig Umwege machen mussten, damit sie mit dem großen Pferd überhaupt durchs Unterholz kamen. Thomeks Behauptung, die Hütte wäre nicht weit entfernt, sprach entweder von einem anderen Sinn für Distanzen oder sie hatten sich mehrmals verlaufen. Jedenfalls kündigte sich bereits die Morgendämmerung als eisgrauer Streifen am Horizont an, als ihr Ziel endlich vor ihnen auftauchte. Thomek grinste schief wie zur Entschuldigung. Doch Jan atmete nur unendlich erleichtert auf, drückte dem Hussiten sein Pferd in die Hand und stapfte durch das hohe Gras auf den Unterschlupf zu. Die Tür war zwar geschlossen, aber nicht versperrt. Er inspizierte das Gebäude von innen und außen. Die Hütte hatte ein gutes Dach und stabile Wände. Sie würde ihnen Schutz vor Wind und Kälte bieten, wenn auch nicht vor einem Angriff. Doch
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