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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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aber mir soll’s gleich sein. Hauptsache, er hat die Perlen dabei oder noch besser Gold. Seid gewiss, dass ich den Teufel tun und darauf verzichten werde, außer Ihr schafft eine bedeutendere Summe herbei, und damit basta.«
    Schwere Schritte polterten den Gang entlang und entfernten sich. Eine Tür wurde geöffnet und wieder zugeschlagen. Auch die zu Weidas Kammer ging einen Spaltbreit auf. Das Feuer im Kamin flackerte im Luftzug. Weida schien zu zögern. Margarethe tauschte einen Blick mit Trine, die sie fest ansah, ganz so, als wollte sie ihre Herrin ermutigen durchzuhalten. Doch in Wirklichkeit war auch sie verzweifelt. Weida räusperte sich, spuckte vor sich aus und brummte etwas vor sich hin. Den Frauen stockte der Atem. Margarethes Herz schlug so wild, als wollte es ihr gleich aus der Brust springen. Dann schlug Weida mit der Faust gegen den Türstock und stieß einen entsetzlichen Fluch aus. Margarethe zuckte zusammen. Ihre Arme begannen zu zittern. Ihre Hände umfassten den Griff der Waffe so fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Ihr schwindelte, weil sie schon so lange die Luft anhielt, nur um sich nicht zu verraten. Dann geschah ein kleines Wunder. Die Schritte des Vogts entfernten sich. Statt in seine Kammer zu gehen, stieg er die Stufen hoch.
    Trine wollte schon erleichtert ausatmen, als ihr aufging, dass das kaum weniger gefährlich war. Sobald Weida die Kammer leer fand, würde er sofort Alarm schlagen. Jetzt durften sie keine Sekunde mehr verlieren. Trine bedeutete ihrer Herrin, das wuchtige Schwert vorsichtig abzulegen. Auf leisen Sohlen schlichen sich die beiden Frauen aus der Kammer und die Stufen hinunter. Über ihnen quälte sich der Vogt schnaufend nach oben, ohne sie zu bemerken. Die ersten Stufen nahmen sie noch leise und langsam, aus Angst, der alte Mann könnte sie hören, doch je weiter sie hinabstiegen, desto eiliger hatten sie es.
    Als sie die Waffenkammer passiert hatten, hörten sie Weidas Wutschrei und rannten los, so schnell sie konnten. Die Stufen waren schmal und von unzähligen Stiefeln ausgetreten. Damit sie nicht fielen, klammerten sich die beiden Frauen an die Fugen im Mauerwerk. Das Trampeln über ihnen spornte sie an. Sie erreichten die Holztür. Margarethe warf sich gegen die Bretter, doch nichts bewegte sich. Angst drohte Trine zu überwältigen, doch dann kam ihr die Idee, dass es sich um ein Schloss handeln könnte, das sich automatisch versperrte, sobald man die Tür zuzog. Sie musste einfach nur den Schlüssel benutzen. Inzwischen hatte Weida die halbe Burg zusammengebrüllt. Eilige Schritte waren zu hören, und die beiden Frauen hatten jetzt nicht einmal mehr ein Schwert.
    Margarethes Hände kratzten an dem groben Holz, da schubste Trine sie einfach zur Seite. »Ich hab den Schlüssel, Herrin«, keuchte sie.
    Margarethe verstand und trat noch einen Schritt zurück. Mit zitternden Händen steckte Trine den Schlüssel ins Schloss und drehte um. Schon sprang die Tür auf. Hastig schlüpften die Frauen hindurch. Nun mussten sie die Tür nur noch von der anderen Seite zudrücken. Sie schafften es gerade im rechten Moment, denn kaum war sie ins Schloss gefallen, da hörten sie auch schon aufgeregtes Rufen und hektisches Rennen. Die Finsternis umhüllte sie wie ein dunkles Tuch.
    »Und jetzt?«, flüsterte Margarethe.
    »Zum Ausgang«, antwortete Trine knapp. »Dort wartet ein Freund. Wenn wir es aus der Burg schaffen, haben wir eine kleine Chance.«
    »Dann los!«
    Langsam und darauf bedacht, jedes Geräusch zu vermeiden, tasteten sie sich durch den dunklen Gang. Immer wieder stießen sie sich die Köpfe oder Knöchel, dann endlich konnten sie einen fahlen Lichtschein erkennen.
    Ein Schatten löste sich von der Wand.
    »Ludger?«, fragte Trine, bekam allerdings keine Antwort.
    Margarethe war es, die aufschrie und unvermittelt vorwärtsstürmte. Mit aller Gewalt warf sie sich gegen den Mann. Trine wollte sie zuerst davon abhalten, dann merkte auch sie, dass es nicht der Eremit war, der vor ihnen stand. Dieser Mann war zwar ebenfalls alt, bewegte sich aber ganz anders. Entschlossen sprang sie ihrer Herrin zur Seite.
    »Keinen Schritt weiter!«, befahl Heinrich von Weida und keuchte atemlos.
    Doch Margarethe stürmte auf ihn zu und rammte ihm ihren Kopf gegen die Brust. Er geriet ins Wanken, hielt Margarethe dabei jedoch fest umschlungen. Diese biss und kratzte, dass Trine über die Entschlossenheit ihrer Herrin staunen musste. Nun begann auch die Zofe, auf den Mann

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