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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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Knie. Er packte sie bei den Armen und schleifte sie zu dem Gebüsch, das den Eingang zum Geheimgang verdeckte.
    Jan und Thomek führten ihre Pferde das letzte Stück bis zur Burg, die hell beleuchtet war. Außerdem war lautes Gebrüll zu hören.
    »Was ist da los?«, raunte Thomek.
    »Schätze, unsere gute Trine hat für Aufruhr gesorgt«, antwortete Jan.
    »Schaut nur, man öffnet das Burgtor, und Männer strömen hinaus, als wären sie auf einer Treibjagd.«
    »Darauf läuft es vermutlich hinaus. Wenn wir nur wüssten, wo der Hase steckt, dann könnten wir ihm helfen.«
    »Ich schlage vor, einer geht links um die Burg herum, der andere rechts. In einem ordentlich weiten Bogen, sonst sind wir bald selbst Jagdbeute.«
    Einen Augenblick sah es so aus, als wollte Jan widersprechen. Dann jedoch nickte er stumm, denn dies hier war Thomeks Terrain, in dem sich der Riese bestens auskannte. In diesem Moment hörten sie einen unterdrückten Hilferuf, der ohne Zweifel von einer Frau stammte. Die Männer stutzten. Jan zog sein Schwert und rannte in die Richtung, aus der er den Ruf gekommen war. Hektisch sah er sich um und entdeckte eine Frau, die reglos mit dem Gesicht nach unten im Laub lag. Der Kleidung nach musste es sich um Trine handeln. Ein Angreifer war nicht auszumachen. Das Schwert immer noch fest in beiden Händen, näherte sich der junge Ritter der reglosen Gestalt und drehte sie vorsichtig auf den Rücken. Er hatte recht. Es war die Zofe. Sie bewegte sich nicht. Immer auf der Hut, legte er das Schwert griffbereit neben sich, kniete sich hin und untersuchte die junge Frau. Aus ihrem Mund quoll Blut. Jemand hatte sie mit brutaler Gewalt niedergeschlagen.
    »Warum hast du nicht auf uns gewartet, dummes Ding«, flüsterte Jan traurig und lauschte in die Dunkelheit. Wo war der Mistkerl, der sich so roh an einer Frau vergriff? Holte er vielleicht seine Kumpane? Schnell packte der Ritter wieder sein Schwert, richtete sich auf und horchte in die Nacht hinein. Die Stimmen der Männer schienen sich zu entfernen. Offenbar schwärmten sie in die entgegengesetzte Richtung aus, wo es zur Klause ging und die Flüchtigen auf Schutz hoffen konnten.
    »Trine, ich bin’s, der Herr Sedlic«, versuchte er es noch einmal. »Mach die Augen auf.«
    Trine stöhnte. Dann hörte Jan noch ein anderes Geräusch, das wie ein Knacken von Ästen klang und aus einiger Entfernung zu kommen schien. Er schaute sich um. Ein Küchenmesser lag ein paar Schritte entfernt. Er hob es auf. Es klebte Blut daran. Hatte Trine ihren Angreifer verletzt? Vielleicht lag er in der Nähe. Mit wachsamem Blick drehte sich Jan einmal um die eigene Achse.
    »Herr Sedlic«, wimmerte die Zofe schwach.
    »Ich bin hier, Trine.« Erneut beugte er sich zu ihr hinunter. »Ruhig, ganz ruhig. Ich bin bei dir. Niemand wird dir mehr etwas tun.«
    »Ich hab sie da rausgeholt«, flüsterte die Zofe. »Aber er hat uns entdeckt.« Mit Mühe schlug sie die Augen auf, von denen eines blutunterlaufen war.
    »Was ist passiert?«, drängte Jan. »Wo ist Margarethe?«
    »Der Vogt«, stammelte sie schwach.
    »Wo ist sie?«, versuchte Jan es noch einmal, doch Trine verlor erneut das Bewusstsein.
    Unschlüssig schaute Jan sie an. Was sollte er jetzt tun? Da vernahm er ein entferntes Wimmern. Sofort sprang Jan auf die Füße. »Bleib bei ihr, Thomek, aber sei auf der Hut!«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, schlich Jan in die Richtung, aus der ihm das leise Klagen zu kommen schien. Dichtes Gebüsch behinderte seine Sicht. Je weiter der Ritter voranschritt, umso mehr fürchtete er sich vor dem Anblick, der ihn erwarten würde. Das Wimmern stammte eindeutig von einer Frau, und es klang so, als läge sie im Sterben. Bitte, lieber Gott, schickte er ein Stoßgebet zum Himmel, mach, dass ich Margarethe retten kann.
    Jans Hände krampften sich um den Knauf seines Schwertes, während er mit ihm vorsichtig die Äste des Gestrüpps zur Seite bot. Dahinter lag ein Felsspalt, auf den der Mond sein fahles Licht warf. Als Jans Blick auf die beiden Gestalten fiel, die sich dort befanden, schoss ihm das Blut in den Kopf. Mit einem Aufschrei stürzte er sich auf Weida und riss ihn von Margarethe weg. Der gab einen gurgelnden Laut von sich und rollte gerade noch rechtzeitig zur Seite, bevor Jans Schwert neben ihm in die Erde fuhr.
    Dann erkannte auch der Vogt sein Gegenüber. »Ihr, Sedlic«, stellte er grimmig fest.
    »Du verfluchter Hurensohn!«, rief der Böhme zornbebend.
    Schon sprang der Alte auf die Beine,

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