Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
in der Ferne eine Bewegung ausmachte. Er wies mit der Hand nach vorne. »Schaut, Herr Oberst, vor uns!«, rief er aufgeregt.
Der Mann kniff die Augen ein Stück zusammen. »Drei Reiter, nein vier«, stellte er fest. »Ein Ross trägt zwei Frauen.«
»Das könnten sie sein. Wahrscheinlich ist es dem Herrn Sedlic doch gelungen, die Damen zu befreien, aber man scheint ihm dicht auf den Fersen zu sein.« Aufgeregt deutete der junge Kaufmann auf einen Trupp Reiter, die zügig zu den Flüchtenden aufschlossen.
»In der Tat, so sieht es aus«, bestätigte der Oberst. »Wenn wir etwas gegen dieses Pack ausrichten wollen, gilt es jetzt, alle Vorsicht fahren zu lassen und sich zu sputen. Vorwärts, Männer!«
Als hätten sie nur darauf gewartet, schossen die Pferde los.
»Reitet weiter, egal was passiert«, trieb Jan Thomek und die Frauen an, während er sich langsam zurückfallen ließ.
Margarethe wandte sich um und erkannte sofort, was er beabsichtigte. »Nein, Jan, tu das nicht!«, rief sie mit panischer Stimme. »Sie werden dich umbringen.«
»Vorher werden sie die Stimme meines Schwertes hören, und glaube mir, die wird sie gehörig schaudern lassen.«
»Nein«, widersprach die Rothaarige. In ihren Augen spiegelten sich Furcht und Verzweiflung. »Ich lasse dich nicht allein. Gib mir eine Waffe. Ich werde an deiner Seite kämpfen.«
Jan musterte sie voller Stolz. Margarethe war wirklich etwas Besonderes. Vielleicht würden sie doch noch irgendwann zusammenfinden. Doch wie es schien, nicht mehr in diesem Leben. »Wenn du mir helfen willst, reite so schnell du kannst. Gewiss ist Hilfe unterwegs, um mir den Rücken zu stärken.« Entschlossen parierte er sein Pferd und wartete mit dem Schwert in der Hand auf seine Gegner.
Sachsenheim und die beiden Männer in vorderster Front stimmten ein Geheul an, das sich nicht viel von dem einer Hundemeute unterschied, die den Hirsch vor sich wusste. Doch auch ihre Pferde waren erschöpft. Sie schleppten sich nur noch dahin und reagierten nicht mehr auf die Sporen.
Jan sah, dass den Gäulen seiner Gegner das Blut unter dem Bauch zusammenlief, so sehr waren sie traktiert worden. Sein eigenes Pferd hatte Jan während der letzten Minuten geschont. Es war zwar immer noch müde, doch sein Atem hatte sich beruhigt. Der junge Ritter hatte im Krieg zahllose Schwertkämpfe ausgefochten und wusste wohl, dass allein die Wucht des Zusammenpralls ein erschöpftes Pferd zu Fall bringen konnte. Er gedachte, sich diesen winzigen Vorteil zunutze zu machen. Sobald die Gegner nah genug waren, würde er das Letzte aus seinem Pferd herausholen und dem Sachsenheim in vollem Tempo entgegenreiten. Fiel der Hofmeister, würden seine Leute vielleicht aufgeben.
Jan beobachtete, wie seine Feinde immer näher kamen, und wurde mit einem Mal ganz ruhig. Sein Blick haftete auf dem Gegner, während er versuchte, die Lage einzuschätzen. Die Gruppe teilte sich auf. Vermutlich wollten sie ihn in die Zange nehmen. Der Hofmeister ließ sich zurückfallen. Jan schnaubte verächtlich. Für ihn war Sachsenheim ein Höfling, ein Schwätzer und Intrigant. Der direkte Kampf Mann gegen Mann lag ihm nicht, und der kampferprobte Ritter wusste das wohl. Jan spuckte auf den Boden. Der feige Hund sollte ihm nicht entkommen.
Mit zusammengebissenen Zähnen band sich Jan die Zügel seines Pferdes an den Gürtel. Dann trieb er das Tier an, und tatsächlich fiel es in einen Galopp. Immer schneller schoss es dahin. Sein Schnauben vermischte sich mit dem Knirschen des Sattelzeugs und dem Klirren des Kettenhemds. Das war Jans Welt. Fast befreit stürmte der junge Ritter vorwärts, während er das Schwert mit beiden Händen hoch über dem Kopf schwang. Der vorderste Reiter holte ebenfalls mit dem Schwert aus. Sein Pferd war allerdings müde und stolperte nur noch schwerfällig dahin. Jan stemmte sich in die Bügel. Klirrend prallten die Waffen gegeneinander. Jans Handgelenk knackte, doch er blieb standhaft. Er sah nicht, wie das Pferd seines Gegners ins Schwanken geriet, stolperte und zu Boden ging. Der Reiter wurde unter seinem Leib begraben. Das Pferd eines zweiten konnte nicht schnell genug ausweichen und stürzte über das am Boden liegende.
Sachsenheim erblasste. Jans Ziel war einzig dieser Mann. Das Schwert nun wieder hoch über dem Kopf, richtete der junge Ritter sein Pferd auf den Hofmeister aus. Intuitiv wehrte dieser Jans Schlag ab. Doch der hieb sofort weiter auf ihn ein. Mit hochrotem Kopf und weit aufgerissenem Mund
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