Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
aus. »Vermaledeites Pack! Der Bursche macht uns schon des Längeren Ärger.«
Sepi schaute den Mann fragend an.
»Fünf Adelsherren und ebenso viele Kaufleute sind ihm in den letzten Jahren zum Opfer gefallen. Doch man konnte sein Nest nie ausheben. Es ist zu gut versteckt«, sagte er. Dann strich sich der Oberst über das bartlose Kinn und schien einen Augenblick nachzudenken. »Ist dieser Sachsenheim, von dem Ihr mir berichtet habt, ein Komplize des Plackerers?«
»Das halte ich für unwahrscheinlich.«
»Ich habe davon reden hören«, mischte sich nun Margot ein, »dass Sachsenheim und der Vogt von Weida den Plackerer für seine Dienste bezahlt haben.«
»Zwei Adelsherren, die sich mit einem Plackerer einlassen, um zwielichtige Geschäfte abzuwickeln? Pfui, wie verwerflich ist das denn?«
Einen Augenblick sah Margot verwirrt aus. Sie hätte eine erzwungene Heirat nicht unbedingt als Geschäft tituliert und überlegte schon, ihrer Empörung Luft zu machen, doch Sepi sah sie warnend an. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um beleidigt zu reagieren. Sie mussten die Männer des Fürstbischofs auf ihrer Seite wissen.
»Wir bitten um Unterstützung für Jan Sedlic, den Hofmeister der Alten Veste zu München, im Namen Euer Liebdens Albrecht von Wittelsbach, und um Hilfe für Margarethe von Waldeck, damit die edle Dame aus der Hand dieser Unholde befreit werden kann.«
»Sie sei Euch gewährt«, erwiderte der Oberst und machte eine gnädige Geste. »Wir werden uns der Angelegenheiten des Hauses Wittelsbach annehmen, als seien es unsere eigenen.«
»Ich danke Euch.« Sepi nickte erleichtert, dann schaute er zu Margot hinüber. »Gäbe es die Möglichkeit, dem Fräulein von Bischishausen Geleitschutz bis nach Wegisceda zu geben?«
Im ersten Moment wollte Margot protestieren, doch als sie die entschlossene Miene des Obersten sah, gab sie nach. Ergeben schloss sie sich zwei älteren Rittern an, die sie in die Mitte nahmen.
»Nun aber sollten wir keine Zeit verlieren!«, trieb der Oberst seine Männer an.
»Er wird uns einholen!«, rief Trine mit bebender Stimme. »Lasst mich zurück, und rettet Euch. Mit nur einem Reiter wird das Pony noch eine Weile durchhalten.«
»Auf gar keinen Fall«, protestierte Margarethe, die am liebsten vor Wut geweint hätte. Sie machte sich Vorwürfe, dass sie darauf bestanden hatte, zum Gasthof zu reiten. Hätten sie die andere Abzweigung genommen, wären sie Sachsenheim und seinen Häschern entkommen.
Jan konnte ihre Schuldgefühle nicht verstehen. »Glaub bloß nicht, es läge an dir«, sagte er beinahe ärgerlich. »Keiner von uns ist vor dem Herrn Hofmeister sicher, bevor unsere Pferde nicht bayrischen Boden unter den Hufen haben. Dazu wissen wir einfach zu viel.« Er spuckte vor sich auf den Boden. Die Stichwunde an seinem Bein hatte wieder zu bluten begonnen, denn sein Beinling färbte sich dunkel. »Wie weit ist es noch bis zur nächsten Ortschaft, Thomek?«, fragte er dann.
»Bestimmt noch ein halber Tagesritt. Das schaffen wir nie.«
»Gibt es denn kein Versteck oder irgendwelche Verbündete, die uns helfen würden?«
Thomek zögerte. »Ich weiß nicht. Die Leute hier sind Grenzländer.«
»Dann müssen wir uns allein auf die Pferde verlassen. Es hilft nichts. Wir müssen unsere Kräfte und die der Tiere gut einteilen, auch wenn das bedeutet, dass wir den Sachsenheim näher kommen lassen.« Seufzend ließ Jan sein schweißtriefendes und verletztes Pferd in Schritt fallen, damit es Atem schöpfen konnte. Er warf einen Blick über seine Schulter und dachte daran, dass die Verfolger weniger Rücksicht auf ihre Tiere nehmen würden. Unwillkürlich ging seine Hand zum Schwert. Kampflos würde er sich nicht ergeben.
Die Männer des Fürstbischofs hatten sich zügig, aber ohne größere Eile auf den Weg gemacht. Sepi dagegen hatte das Gefühl, dass die Zeit knapp wurde. Der junge Kaufmann drängte und nörgelte, man solle sich doch mehr beeilen, bis ihn der Oberst zur Ordnung rief: »Es hilft nicht viel, wenn wir die Pferde schinden, bis sie stürzen. Der Boden ist rutschig. Ein verletztes Pferd würde uns weit mehr aufhalten, als wenn wir in gleichmäßigem Tempo reiten.«
Sepi warf dem Mann einen wütenden Blick zu, während er sich fügte. Gereizt ließ der Oberst antraben. Der Wald wurde alsbald dichter, doch wenigstens schienen sie den Bergkamm erklommen zu haben, denn der Weg fiel wieder ab. Erneut drosselte man das Tempo. Sepi wollte schon brummig werden, als er
Weitere Kostenlose Bücher