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Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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ein Muskel; noch einmal. Dann glättete sich die Haut wieder. „Du jagst?” Zum ersten Mal registrierte sie das Zittern in seiner Stimme und fühlte sich ein wenig besser; sie hatte die Situation unter Kontrolle. „Ich jage einen Mann namens Kenton Esgard.” „Du jagst einen Mann hier? Ich sagte dir bereits, daß hier niemand lebt, außer uns.”
    „Sil Evareen liegt hier, und Kenton Esgard kam, um Sil Evareen zu finden.” Sie sprach ohne Zögern, ohne das geringste Anzeichen von Zweifel. „Ich suche Esgard, und daher suche ich auch Sil Evareen.”
    „Warum?”
    „Ich habe meine Gründe. Warum sonst? Sieh mich an.”
    „Warum hast du Gründe? Was für Gründe?”
    „Das, guter Mann (und sie sprach dieses Wort mit einem Unterton von Belustigung und leichter Geringschätzung aus - nicht wirklich beleidigend, aber auch nicht weit entfernt davon), ist allein meine Sache, nicht deine.”
    Der Mann starrte auf sie herab, und seine Augen verengten sich ein wenig; die dünnen, bleichen Brauen zogen sich zusammen, eine senkrechte Falte erschien in seiner glatten Stirn. Sekunden vergingen. Aleytys spürte, wie sich ihre Muskeln anspannten; mehr, als sie mit Gleichmütigkeit überspielen konnte. Bastard, dachte sie. Das Gefühl, die Situation zu beherrschen, entglitt ihr mehr und mehr, aber sie dachte trotzdem nicht daran, das Wort zu ergreifen, und sie bewegte sich auch nicht, noch änderte sie das sanfte Lächeln oder den unverwandt auf ihn gerichteten forschen Blick. Sie wartete und hoffte, daß sie trotz allem doch so entspannt und zuversichtlich wirkte, wie sie gerne gewesen wäre. „Hast du einen Namen, Frau?” (Derselbe beleidigende Unterton, doch jetzt war die bisher so angenehme Stimme eine Nuance schneidender geworden.)
    „Ich habe einen Namen, Mann.” Sie hatte sich für das Gegenstück jenes Wortes entschieden, das er für sie zu benutzen vorzog und sah jetzt mit beträchtlicher Befriedigung, wie sich seine Lippen strafften, und wie dieses scheinbar gemeißelte, blasse Gesicht von einer sanften Rötung überzogen wurde. Er wich aus der Öffnung zurück, und sie bedauerte, daß sie sich hatte provozieren lassen - doch er mußte einen Grund dafür haben, nach ihrem Namen zu fragen. Esgard, dachte sie. „Mein Name ist Aleytys. Ich gehöre zu den Sternenjägern; ich jage Menschen und alles, was gut genug bezahlt wird.”
    Er trat wieder vor, ein beinahe widerwilliger Schritt. Sie unterdrückte ein Lächeln. Bestimmt Esgard. Der Blick der eisgrauen Augen lag mit einer eigenartigen Intensität auf ihr. „Aleytys, die Halb-Vryhh?”
    „Ich sehe, du kennst Kenton Esgard doch.” Er wollte etwas von ihr, das war offensichtlich genug, und solange das der Fall war, war sie ihm gegenüber im Vorteil. „Aleytys, Tochter von Shareem von Vrithian”, erwiderte sie.
    „Esgard ist uns bekannt. Was weißt du von Sil Evareen?”
    „Was ich weiß? Nichts. Ein paar Legenden, Spekulationen, winzige Puzzlestückchen.” Sie spreizte die Finger, lächelte breiter.
    „Dazu jene Aufzeichnungen, die Esgard zurückgelassen hat.”
    „Was erhoffst du dir von Sil Evareen?” Jetzt vibrierte eine eigenartige Gleichgültigkeit in seiner Stimme, als seien diese Fragen nur mehr ein Ritual, nicht mehr und nicht weniger, und als seien ihm ihre Antworten völlig gleichgültig - doch er schien gezwungen, Schritt für Schritt genau so vorzugehen.
    „Nichts.”
    „Nichts?” Jetzt schwang Skepsis in der hellen Stimme mit, Interesse glitzerte in den blassen Augen.
    „Ihr habt nichts, was ich haben möchte, nichts außer Kenton Esgard. Und auch von ihm will ich nicht mehr als fünf Minuten seiner Zeit.” Sie streckte die Hand neben sich aus. Shadith ergriff sie; rückte gemeinsam mit Linfyar näher heran. „Ich bin bereit, höflich darum zu bitten, guter Mann, aber ich bekomme diese fünf Minuten … so oder so.”
    „Ist das eine Drohung?”
    „Bestimmt nicht. Nur eine Absichtserklärung.” Sie sah Shadith an. Das Mädchen betrachtete den Evareener mißtrauisch und versuchte gleichzeitig, den herumzappelnden Linfyar zu beruhigen.
    Sie legte eine Hand auf Shadiths Schulter, hörte, was sie ihr zuraunte - nur ein einzelnes Wort, das sie allerdings lieber ignorierte. Harskari war ebenfalls da und sah mit weit geöffneten Augen zu; Augen, die vor Neugier und Vergnügen glänzten. Sie konzentrierte sich wieder ganz auf den Mann, wobei sie kurz mit dem Gedanken spielte, ihn ein wenig in seinen Absichten anzustacheln … Dann

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