Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
verschleierten Hiebe und Stiche. Sie hatte sich seit Jahren nicht mehr so lebendig gefühlt.
"Meine Schwester mag diese Woche eine sehr starke, sogar eine leidenschaftliche Vorliebe für einen Mann haben, Sir, und trotzdem schon nächste Woche für einen anderen schwärmen. Haben Sie sich noch nicht gefragt, warum eine so schöne und charmante Frau mit sechsundzwanzig Jahren immer noch unverheiratet ist?"
Ewans schweifender Blick glitt zu Tessa hinüber, die gerade in den Armen von Obadiah Hutt vorbeitanzte.
"Sie ist also etwas unstet in ihrer Gunst, ja?" Er klang nicht so, als beunruhige ihn diese Möglichkeit so sehr, wie sie es hätte tun sollen. "Was ist mit Ihnen, Miss Talbot? Warum ist eine wohlhabende, attraktive Dame wie Sie immer noch unverheiratet, obwohl sie schon …?"
"…achtundzwanzig ist." Claire schleuderte ihm die Worte mit geradezu perversem Stolz entgegen. "Was Sie ganz genau wissen, Mr. Geddes, nachdem meine Schwester sechzehn und ich achtzehn war in Ihrem letzten Sommer auf Strathandrew."
Sie ließ ihre Antwort einen Augenblick lang wirken, bevor sie fortfuhr, "Ich bin nicht aus Mangel an Gelegenheit unverheiratet geblieben. Dessen können Sie versichert sein. Keine Frau mit einem Vermögen wie dem meinen genießt den Luxus, nicht verfolgt zu werden, egal wie sehr es ihr an Schönheit und Witz mangelt oder wie unberechenbar ihr Temperament sein mag."
Zum ersten Mal, seit sie sich wiedergesehen hatten, spürte Claire einen Wandel in Ewan Geddes Gebaren. Die Feindseligkeiten, die er als freundschaftlichen Schlagabtausch getarnt hatte, waren verschwunden. Irgendetwas, das sie gesagt hatte, musste bei ihm einen empfindlichen Nerv getroffen haben.
Aber was? Und warum?
Zum ersten Mal, seit er Claire Talbot vor über zwanzig Jahren kennen gelernt hatte, flackerte bei Ewan Mitgefühl für sie auf.
In den letzten paar Jahren war sie das Ziel mehrerer Mitgiftjäger gewesen. Das war eine Erfahrung, die er nicht einmal seinem größten Feind gewünscht hätte, geschweige denn der Schwester der Frau, die er liebte.
Um sie herum schwoll die Musik zu einem glanzvollen Schlussakkord an. Die Tänzer kamen zum Stehen und klatschten höflich. Manche verließen die Tanzfläche um sich auszuruhen oder etwas zu trinken zu holen, andere warteten, bis das nächste Stück anfing.
Obwohl er fest vorgehabt hatte, Miss Talbots Gesellschaft bei der nächstmöglichen Gelegenheit zu entkommen, hörte er sich selbst fragen, "Wollen wir es noch einmal versuchen?"
Sie schien von der Einladung ebenso überrascht zu sein wie er. "J…ja. Ich schätze schon. Danke."
Über ihre Schulter konnte er sehen, wie Tessa mit einem Blick voller verwirrter Verärgerung zu ihm hinüberstarrte. Er zwinkerte ihr beruhigend zu, in der Hoffnung, sie würde verstehen, dass er gerade versuchte, ihre Schwester umzustimmen.
Er war zuversichtlich, dass Tessa ihre derzeitige Verlobung lösen würde, um ihn zu heiraten. Aber Ewan war sich nicht so sicher, ob sie das auch gegen den Willen sowohl ihrer Mutter als auch ihrer Schwester durchziehen würde. Sein Instinkt warnte ihn, dass er bei Lady Lydiard nie Zustimmung finden würde. Aber Claire Talbot könnte vielleicht mit der Zeit lernen, ihn zu mögen, wenn sie ihm nur eine Chance gab.
Vielleicht musste er bei der Dame einen anderen Kurs einschlagen. Sich erst mal selbst ins Gedächtnis rufen, dass er kein neunzehnjähriger Gillie mehr war, dessen Komplexe so groß waren wie eine ausgewachsene schottische Kiefer, und aufhören, sich ihre Spötteleien so zu Herzen zu nehmen. Ein wenig von dem Charme bei ihr spielen lassen, mit dem er das Herz ihrer Schwester gewonnen hatte.
"Nur ein vollkommener Idiot würde behaupten, Ihnen mangele es an Witz, Miss Talbot." Er hielt sie auf Armeslänge von sich und tat, als mustere er sie von Kopf bis Fuß. "Und ich kann nicht behaupten, dass ich an Ihrem Aussehen auch nur das Geringste auszusetzen hätte."
Und das hatte er auch wirklich nicht.
Nun gut, sie mochte keine so atemberaubende Schönheit sein wie seine Tessa, aber Claire Talbot war nichtsdestotrotz eine attraktive Frau. Was ihren klaren, regelmäßigen Zügen an Sanftheit fehlte, machte sie durch Charakter wieder wett. Ihre Augen hatten nicht das warme Blaugrün eines südlichen Meeres, sondern das frische Blaugrau eines Lochs in den Highlands. Hätte er ihr Alter nicht gekannt, er hätte sie um einige Jahre jünger geschätzt.
Sein bescheidenes Kompliment schien sie weitaus mehr zu
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